Alle Jahre wieder stehen Personen auf den Bahnsteigen deutscher Bahnhöfe und halten Stoppuhren in den Händen. Damit stoppen sie die Zeit. Und zwar die Zeit zwischen der Ankunftszeit laut Fahrplan bis zu dem Moment, wo der ausgewählte Zug denn wirklich am Gleis steht.
Das können mal nur wenige Minuten sein – die gehen dann sogar als pünktlich in die Statistik ein -, aber auch Verspätungen von mehr als einer Stunde sind durchaus möglich. Verspätungen sind teils so groß, dass auch Bahnfahrer – ebenso wie Flugreisende – Anspruch auf Schadenersatz geltend machen können.
Alle Jahre wieder bietet die Deutsche Bahn ihre geballte PR-Macht auf, um gegen diese publizierten Verspätungs-Statistiken vorzugehen und deren Fehler aufzuzeigen. Ob die Meldungen nun von der Stiftung Warentest oder diversen Fahrgastverbänden kommen ist dabei unerheblich.
Doch nun denkt man bei der Deutschen Bahn um. Anlässlich der Halbjahres-Pressekonferenz sagte Bahnchef Dr. Rüdiger Grube: „Vor allem wollen wir für mehr Kunden- und Umweltfreundlichkeit, Service und Qualität sorgen. Sehr wichtig ist uns eine offene und ehrliche Kommunikation mit unseren Kunden. Deshalb werden wir ab September jeden Monat unsere Pünktlichkeitswerte im Nah- und Fernverkehr auf der DB-Internetseite veröffentlichen.“
Das beste Halbjahr der Bahngeschichte
Grube konnte außerdem das beste Bahnhalbjahr bis dato vorlegen. „Im ersten Halbjahr hat die Bahn einen Umsatz von 18,9 Milliarden Euro erreicht. Das ist gemessen am Umsatz das beste Halbjahr in unserer Geschichte“, sagte Grube am Donnerstag in Berlin. 972,5 Millionen Fahrgäste vertrauten den Diensten der Bahn – ein Plus von 1,9 Prozent.
Allerdings bleiben auch Baustellen. „Alle reden vom Wetter“ – die Bahn jetzt auch. Gerade im Winter machte sich bemerkbar, dass zu wenig Fahrzeuge für den Fernverkehr zur Verfügung stehen. Mit höheren Werkstattkapazitäten will man dem entgegentreten und den kommenden Winter besser meistern. Erschwerend kommt hinzu, dass Siemens neu bestellte ICEs nur mit Verspätung liefert.
Und die Leute mit den Stoppuhren? Die können ab September im Internet nachlesen, wie es um die Pünktlichkeit bestellt ist. Im Fernverkehr liegt die Quote laut Bahn bei 85 Prozent. Was zu beweisen wäre – zum Beispiel von der Stiftung Warentest.
FN
