Mittelständler investieren in Berliner Startups
Die Zusammenarbeit mit dem jungen unbekannten Startup Evopark aus Berlin sei kein Selbstläufer gewesen, so ein Manager des 1872 gegründeten Familienunternehmens Scheidt & Bachmann. Am Anfang seien „die Jungs ein paar Mal abgeblitzt“, schließlich habe man ihnen aber einen Termin gegeben. Nun hat man sich sogar entschlossen, die Mehrheit an dem Kölner Park-Startup zu übernehmen.
Und auch in anderen Gegenden Deutschlands, etwa in Baden-Württemberg oder im Ruhrgebiet muss man das Bild des innovationsscheuen Betriebs, der nur vage plant, irgendwann etwas in Richtung Digitalisierung zu machen, allmählich revidieren. Hier ist beispielsweise der Süßwarenriese Katjes zu nennen, dessen Tochter Greenfood in Hanflimonade, Porridge und ein US-amerikanisches Müsli-Startup investiert hat. Auch Unternehmen wie Vorwerk und Bosch beteiligen sich über Venture-Unternehmungen seit Jahren an Startups. Zu den bekanntesten gehören hier sicherlich Thermondo, Hellofresh und Kitchen Stories.
Digitalisierung bietet Mittelstand große Chancen
Will man die Entwicklung einordnen, muss man sich nur einmal vor Augen halten, welchen großen Anteil der Mittelstand an der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik hat. Allein im Jahr 2015 erwirtschafteten die über 2 Millionen KMU zusammen rund 2,215 Billionen Euro. Das entspricht etwa einem Drittel des Gesamtumsatzes von deutschen Unternehmen. Nicht weniger beachtlicher ist die Zahl von 17 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die auf den Mittelstand entfallen. Das entspricht ganzen 60 Prozent der Bevölkerung, die auf diese Weise angestellt ist.
Da stimmt es zunächst einmal zuversichtlich, dass man immer wieder von jungen Startups hört, denen der Schulterschluss mit Mittelständlern gelingt. Ein Grund zum Feiern ist das allerdings noch lange nicht. Noch zu viele kreditfinanzierte mittelständische Unternehmen sehen Investitionen in Startups als Risiken. Als weiterer Hinderungsgrund wird oft der fehlende wahrgenommene Nutzen für das Unternehmen selbst, aber auch für seine Kunden genannt. Dies lässt sich deutlich am letzten Bericht des Forschungsprojekts zur Digitalisierung im Mittelstand der Kfw-Bankengruppe und ZEW ablesen.
Viele Unternehmen geben sich schlichtweg mit der Bestell-Webseite und einer automatisierten Lagerhaltungssoftware zufrieden, woran deutlich erkennbar wird, dass hier noch viele Potenziale nicht genutzt werden und viele große Chancen sowohl für junge als auch für alteingesessene Unternehmen bestehen.
