Hintergrund der Analyse ist die Frage, welchen besonderen Herausforderungen sich Familienunternehmen im Gegensatz zu kapitalmarktorientierten Publikumsgesellschaften aufgrund ihrer besonderen Beziehung von Eigentum und Management sowie der auf Langfristigkeit ausgerichteten Strategie stellen müssen.
Die größte Herausforderung für Familienunternehmen liegt demnach in der Finanzierung. Dieser Meinung stimmen 67 Prozent der Befragten völlig, 26 Prozent teilweise zu. Familienunternehmen legen Wert auf eine hohe Eigenkapitalquote (Gesellschafterdarlehen oder Rückstellungen meist aus, die bei größeren Projekten um Kredite der Hausbank ergänzt wurden. Nach der Bankenkrise und aufgrund von Basel II sind die Banken jedoch mittlerweile deutlich risikoaverser, verlangen höhere Sicherheiten und haben die Finanzierungskosten in die Höhe geschraubt.
Familienunternehmen sind daher heute bei der Außenfinanzierung stärker auf moderne Finanzierungsinstrumente z. B. über den Kapitalmarkt angewiesen.
Die Integration externer Manager in das Familienunternehmen gehört für 64 Prozent der Befragten zu den größten Herausforderungen, 29 Prozent teilen diese Meinung teilweise. Externe Manager sind gefragt, wenn sich kein geeigneter Nachfolger innerhalb der Familie finden lässt. Können die Manager in Kapitalmarktunternehmen emotional unbelastet Entscheidungen treffen, die betriebswirtschaftlich notwendig sind, ist dies in Familienunternehmen nicht so leicht. Hier gilt es, viele ungeschriebene Gesetze, das ausgeprägte Wir-Gefühl oder das engere Miteinander von Führung und Belegschaft zu beachten, die für die nachhaltige, werteorientierte Ausrichtung der Familienunternehmen wichtig sind.
Zu den größten Herausforderungen gehören für 64 Prozent völlig, für 33
Prozent teilweise interne Spannungen zwischen Geschäftsführung, Beirat und Familie. Ursache hierfür ist, dass sich unternehmerische Fragen mit denen der Familie vermischen, da die verantwortlichen Personen beiden Bereichen angehören. Die Abstimmung von Familienstrategie und Unternehmensstrategie sowie eine funktionierende Konfliktbewältigung sind deshalb wichtig für Familienunternehmen, die ihren Bestand dauerhaft sicherstellen wollen.
Auch die Unternehmensübergabe gehört zu den größten Herausforderungen, wie 61 Prozent voll und ganz sowie 28 Prozent teilweise bestätigen. Charakteristisch für Familienunternehmen ist, dass sie das Unternehmen in der Familie halten und an die nachfolgende Generation übergeben wollen. Viele Familienunternehmer müssen jedoch, je näher die Nachfolgeregelung rückt, erkennen, dass sich niemand geeignetes innerhalb der Familie findet. Nun geraten externe Manager wieder in den Blickpunkt. Geeignete Kandidaten bevorzugen jedoch eine Karriere in größeren Unternehmen. Der Unternehmenspatriarch sollte sich angesichts dieses Dilemmas daher frühzeitig über die Unternehmensübergabe Gedanken machen.
* Befragt wurden 127 Führungskräfte deutscher Familienunternehmen sowie von Kapitalgesellschaften mit breit gestreuten Eigentumsanteilen. Die Studie ist eine Stichprobe aus der betrieblichen Praxis. Sie spiegelt eine Grundstimmung wider, aus der sich bestimmte Rückschlüsse ziehen lassen.
Quelle: Auxilion
