business-on.de: Wie kamen Sie zum Männercoaching?
Harald Berenfänger: Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass vielen Männern der Kompass abhanden gekommen ist, der ihnen zeigt, wie sie ihr Leben ausrichten wollen. Die beim Versuch, ihren Frauen und Vorgesetzten gerecht zu werden, sich selbst verlieren. Die die Fähigkeit zu Nähe und Empathie mit Lamentieren und Feigheit verwechseln. Dazu kamen einschneidende persönliche Erfahrungen, in denen ich in verschiedener Weise vom Leben als Mann herausgefordert wurde.
business-on.de: Ist Männercoaching also etwas für Weicheier, die sich nicht zum Therapeuten trauen?
Harald Berenfänger: Ganz im Gegenteil! Als Mann mit einem anderen Mann ehrlich und aufrichtig darüber zu sprechen, worum es wirklich geht, erfordert Mut, Haltung und Abenteuerlust. Es ist viel einfacher, in der gewohnten Komfortzone zu bleiben, als sich mit offenem Visier auf sein persönliches Schlachtfeld zu wagen.
business-on.de: Kann Männercoaching mehr als klassisches Coaching ?
Harald Berenfänger: Ein klares Ja. Männercoaching erweitert die bewährten Beratungs-Techniken um Sichtweisen, die ganz spezifisch auf männliche Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten sind, wie z.B. die Lehre von der Polarität, maskuline Archetypen, die mythische Heldenreise, Natur- und Körpererfahrungen und nicht zuletzt der Austausch mit anderen Männern.
business-on.de: Haben Sie als Männercoach was gegen Frauen?
Harald Berenfänger: Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, ein Mann zu sein, und ich liebe es, mit Frauen zusammen zu sein. Männercoaching, wie ich es verstehe, kann nur gelingen, wenn Männer beiden Geschlechtern mit derselben Wertschätzung begegnen und begreifen, dass Männlichkeit und Weiblichkeit zwei Seiten derselben aufregenden Medaille sind.
business-on.de: Die Frauenbewegung hat nicht nur eine individuelle Seite sondern auch eine gesellschaftspolitische. Gibt es so etwas auch im Männercoaching?
Harald Berenfänger: Unbedingt. In dem Moment, wo Männer sich für Lebensumstände engagieren, die sie unterstützen, genau so lange zu leben wie Frauen, wird’s politisch. Denn das wäre eine Welt, in der sich Männer nicht in Kriegen verheizen, in Selbstmord flüchten, Gesundheitsvorsorge uncool finden, Ordnung in Gangs und Männerbünden suchen, Leid mit Süchten begegnen, Demütigung normal finden oder ihre Kinder zu wenig sehen.
business-on.de: Was wünschen Sie sich für Ihre Geschlechtsgenossen?
Harald Berenfänger: Ich wünsche mir, dass Sie den Mut finden, nicht mehr Täter zu sein und nicht mehr Opfer zu sein. Sondern durch und durch männliche Menschen, die das Leben in allen Facetten lieben und annehmen und bewahren. Klingt vielleicht esoterisch – aber so sieht’s aus.
