In den meisten der landesweit rund 40 bestreikten Krankenhäusern legten die Ärzte die Arbeit nur kurzfristig nieder. «Das sind oft nur verlängerte Mittagspausen», sagte Eva Graune. Lediglich in derzeit acht Kliniken könne von einem Vollstreik und erheblichen Beeinträchtigungen des Betriebs gesprochen werden. Aus Sicht ihres Verbandes habe der Marburger Bund Schwierigkeiten, die Ärzte zu mobilisieren, sagte sie.
Graune betonte, dass die Arbeitgeber durchaus ein «kompromissfähiges Angebot» vorgelegt hätten. Nach wie vor sei es nicht nachvollziehbar, dass der Marburger Bund die Tarifgespräche aufgekündigt habe. «Wir sind weiterhin gesprächsbereit», sagte sie. Es liege an der Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Dem Marburger Bund zufolge werden seit Montag zwei Drittel der 65 öffentlichen Krankenhäuser in NRW bestreikt. Rund 8100 Ärzte beteiligten sich an dem unbefristeten Arbeitskampf. Die Gewerkschaft kündigte an, den Streik auszuweiten und zu verstärken, sollten die Arbeitgeber kein «akzeptables Angebot» vorlegen.
Die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 55 000 Ärzte an kommunalen Kliniken waren Anfang April gescheitert. Der Marburger Bund forderte fünf Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. Die Arbeitgeber hatten ein Gehaltsplus von 2,9 Prozent und eine höhere Vergütung für Bereitschaftsdienste vorgeschlagen.
ddp-Korrespondent Ulrich Breitbach
