„Mann beißt Hund!“ – diese Meldung schafft es auf die Titelseite, nach der umgekehrten Variante kräht kein Hahn. Ähnlich verhält es sich, wenn Unternehmensmeldungen über den Ticker laufen. Korruption, Preisabsprachen oder Öko- und Lebensmittelskandale – die Negativmeldungen machen die Schlagzeilen. Viele positive Nachrichten hingegen, die untermauern, dass die Mehrheit der Firmen den ethischen Anforderungen der Gesellschaft durchaus folgt und verantwortungsvoll handeln, verschwinden im kleinen Newsblock – wenn sie denn überhaupt Erwähnung finden.
Gewinn und Moral stehen sich gegenüber wie zwei Cowboys im Duell auf der staubigen Hauptstraße von Dodge City. Wie kann der Konflikt gelöst werden, und welche Lösungen bietet hier die Unternehmensethik? Diesen Fragen nimmt sich eine jetzt vorgelegte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) an. Danach tragen Unternehmen im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung auch Verantwortung für gesellschaftliche Anliegen. Im Gegenzug räumt ihnen die Gesellschaft das Recht zu unternehmerischem Handeln ein.
Fakt ist: zwischen den Eigeninteressen der Unternehmen und den moralischen Ansprüchen der Gesellschaft klafft oftmals eine Riesenlücke. Hier sind die Unternehmen aufgerufen, innovative und win-win-orientierte Lösungen zu finden. Das tun aber bereits zwei Drittel der Unternehmen, die im Rahmen der Studie des IW befragt wurden. Sie zeigen vorbildliches Engagement und unterstützen Kunst und Kultur, soziale Projekte, Sport oder Bildung.
Die IW-Forscher sehen ein von den Firmen glaubwürdig und konsequent angewandtes Wertemanagement, um den Spagat zwischen Gewinn und Moral zu schaffen. Dieses Wertemanagement sollte Chefsache und systematisch im Unternehmen verankert sein. „Reine Willenserklärungen, die nicht umgesetzt werden, entwickeln sich im Zweifel zum Bumerang“, warnen die IW-Forscher.
Florian Weis
