Es sei kein Geheimnis, dass Deutschland die Fahrtrichtung in der europäischen Wirtschaftspolitik bestimmt, betonte Murphy. Deshalb sei die Allianz mit Deutschland resp. Europa besonders wichtig. 60 Prozent der Auslandsinvestitionen in USA kommen aus EU-Ländern. Von den US-Warenexporten gehen 20 Prozent in die EU. Bei den Dienstleistungen sind es 30 Prozent. Deswegen, so Murphy: Wenn die EU-Wirtschaft langsam wächst, dann gilt das in gleichem Maße für den amerikanischen Markt.
Hoher Anteil von Investitionen aus und in NRW
Murphy zeigte sich ungeachtet des Schuldenkrisen-Debakels optimistisch: Die jüngsten Erhebungen zu den deutsch-amerikanischen Geschäftsbeziehungen hätten als Ergebnis, dass erstens sieben von zehn deutschen Tochtergesellschaften in USA neue Arbeitsplätze schaffen wollen. Dass zweitens diese Unternehmen ein „moderates“ bis „kräftiges“ Wachstum für 2012 erwarten. Und dass drittens, mit Adresse an den anwesenden Finanzminister Walter-Borjans, 30 Prozent der Firmen mit US-Engagement ihr Headquarter in NRW haben.
In gleichem Maße profitiere NRW von amerikanischen Investments. Als logistische Drehscheibe habe NRW bedeutende Unternehmen, wie FedEx, UPS oder Amazon, gewinnen können. Amazon plane in den nächsten drei Jahren, im Logistikzentrum in Rheinberg 1.000 zusätzliche Jobs zu schaffen.
Seine Frau Tammy und Philip Murphy hatten offensichtlich mit IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer schon häufiger Kontakt. Bei einer Einladung nach Rhöndorf hat den beiden besonders der Garten von Großvater Konrad Adenauer gefallen, in dem der „Alte“ über so manches schwierige Problem nachgedacht hat mit dem Fazit: „Wat soll ich Ihnen sagen, am nächsten Tag steht dat alles inne Zeitung.“
Tammy und Philip Murphy wohnen, wenn sie nicht gerade in der amerikanischen Botschaft am Brandenburger Tor in Berlin residieren, in Redbank, New Jersey. Tammy, erfolgreiche Bankerin bevor sie heiratete und heute Mutter von vier Kindern, engagiert sich dort in verschiedenen Vorständen zu den Themen Erziehung, Jugend und Umweltfragen. U.a. richtete sie einen telefonischen Kindernotruf ein, der heute mit monatlich 15.000 Anrufen in Anspruch genommen wird. Die Kinder können sich mit jedem Problem melden, „egal ob es Missbrauch ist oder ob die Algebra-Hausaufgaben zu schwer sind“. Die Familie ist außerdem fußballbegeistert und finanziert ein eigenes Frauenfußball-Team namens Sky Blue.
Karin Bäck
