Es ist halt irgendwie wie beim 1. FC Köln mit den Flanken: Wenn der Gegner in einem Spiel 25 Stück davon ungehindert in den Strafraum bringen kann, wird daraus aller Wahrscheinlichkeit mal ein Tor fallen. Die Logik hat sich Sportdirektor Volker Finke vielleicht bei Leo Kirch abgeschaut, der – allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang – ähnlich gedacht hat. Er hat die Deutsche Bank mit einer Flut an Prozessen überzogen. Wohl in der Hoffnung, dass einer davon zum großen Los mutiert.
Nun, Kirch ist längst tot, aber seine Erben könnten doch noch an die großen Geldtöpfe kommen. Die entscheidende Szene spielte sich vor genau zehn Jahren ab. In einem Fernsehinterview hegte der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit. Zufall oder nicht, wenige Wochen danach war Kirch pleite.
Geld für Prozesse war allerdings immer noch da. Und Motivation lieferten die Gerichte. In 2006 etwa stellte der Bundesgerichtshof fest, dass dem Medienmann ein Anspruch auf Schadensersatz grundsätzlich zustehen könnte.
Die eingeklagten Forderungen beliefen sich auf über 3 Milliarden Euro, die jetzt im Raum stehenden 775 Millionen Euro gehen auf einen früheren Vergleichsvorschlag zurück, den das Münchner Oberlandesgericht den Parteien unterbreitet hatte.
Hintergrund dafür, dass die Prozesslawine nun aller Wahrscheinlichkeit nach gestoppt wird, könnte ein Umdenken beim Chef der Deutschen Bank sein. Josef Ackermann, der alsbald seinen Stuhl freimachen wird, möchte praktisch klar Schiff machen und seinem Nachfolger einen aufgeräumten Laden übergeben. Milliardenprozessen sind da eher hinderlich.
FN
