Wenn zur späteren Stunde sogar der Unternehmensführer locker in den Arm genommen und das Sie ganz selbstverständlich zu einem Du wird, dann kann das der Chef am nächsten Tag versuchen ungezwungen zu überspielen. Als grenzenüberschreitender Mitarbeiter wirkt sich der Kater am nächsten Morgen jedoch nicht selten auch auf die Karriere aus.
Die erste und wichtigste Regel, die auf Betriebsweihnachtsfeiern dringend eingehalten werden muss, lautet also: Zurückhaltung beim Alkohol!
Die Regel ist deshalb so wichtig, weil sich alle anderen Regeln auf dieser aufbauen.Alkohol löst die Zunge und die Hemmungen. Trinken Sie daher nur so viel, wie Sie vertragen können. Und auch wenn man sich als Chef scheinbar alles erlauben kann, hat dieser eine Art Vorbildfunktion. Er ist Ausrichter der Feier und deshalb in der Pflicht. An diesem Abend mögen Manche zwar hinter seine Chef-Rolle schauen dürfen, doch muss er stets Herr der Lage sein. Wer kann einen Vorgesetzten noch ernst nehmen, wenn man das Bild eines grölenden, schwankenden Mannes vor sich hat? Auch wenn dieser auf einmal jedem der Anwesenden das Du anbietet, verliert er über Nacht seine Glaubwürdigkeit. Denn der Herr Schulze-Meyer ist nicht nur am Tag der Weihnachtsfeier der Karl-Heinz, sondern für alle Zeit – selbst wenn der Vorname nur leise im Hinterstübchen ausgesprochen wird.
Und als Mitarbeiter? Auch in dieser Position genießen Sie keinesfalls Narrenfreiheit. Sicher, ein kleiner Fehltritt wird Ihnen keiner übel nehmen. Doch wenn Sie meinen sich auf der Betriebsweihnachtsfeier die „Kante“ geben zu müssen, dann hat das in den Augen der Vorgesetzten auch Gründe. Möglicherweise folgende: Sie trinken so viel, weil der Chef ja die Zeche bezahlt. Oder weil Sie sich gerne mal ein Gläschen gönnen. Oder aber weil Sie kein Benehmen haben, Ihnen offensichtlich keine Regeln bekannt sind und Sie generell nicht wissen, wo Ihre Grenzen liegen. Welche der Erklärungen ist Ihnen am liebsten? So oder so wird Ihre „Maßlosigkeit“ kein gutes Licht auf Sie werfen. Alles halb so wild denken Sie? Sicher, Ihr privates Verhalten darf keinen Einfluss auf Ihr berufliches Können haben, doch Menschen neigen nun mal dazu, bestimmtes Verhalten negativ auf den Charakter zu übertragen. Egal, wie gut Sie Ihre Arbeit machen. So wie der Herr Schulze-Meyer Karl-Heinz bleibt, obwohl dies doch nur für diesen Abend gelten sollte, so bleiben Sie der, der ordentlich trinken kann. Wenn Sie dann im nächsten Jahr eines Montags mit Kopfschmerzen ins Büro kommen oder gar zu spät erscheinen, wird man sich an Ihre Trinkfestigkeit der Betriebsweihnachtsfeier erinnern und für Sie unangenehme Schlüsse ziehen.
Betriebsweihnachtsfeier: Alkohol, Flirten und Geschwätzigkeit sind Tabu!
Also ist beim Trinken Zurückhaltung geboten, wenn man nicht zum Bürogespräch werden will. Dies gilt auch für die kleinen Geschwister des Alkohols: Das Flirten und die Verbrüderung.
Betriebsweihnachtsfeiern werden oft zum Anlass für Annäherungsversuche genommen. Sei es nun, sich mit dem Chef besser zu verstehen, ihm sein Leid hinsichtlich der Parksituation erklären zu müssen, ihn gar um eine Gehaltserhöhung zu bitten oder sich mit dem netten Kollegen aus dem Verkauf oder der netten Kollegin aus der Buchhaltung näher zu kommen, damit ist nichts außer einer peinlichen Situation beim nächsten Wiedersehen erreicht.
Generell sollten bei einer Weihnachtsfeier keine Arbeitsbelange angesprochen werden. Auch Themen wie Religion, Geld und Politik sind Tabu! Eher bietet die Betriebsweihnachtsfeier die seltene Gelegenheit für ein ungezwungenes Gespräch zwischen Kollegen. Mitarbeiter können sich so einmal von einer anderen, menschlicheren, Seite kennen lernen.
Gesetz dem Fall, dass während eines besonders persönlichen Gesprächs das eine oder andere Geheimnis zu Tage kommt, wie beispielsweise Krankheiten, Ehe- oder Geldprobleme, ist der Zuhörer zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Gesprächsinhalte müssen zwingend vertraulich bleiben. Generell heißt es so feierlich: „ALLES, was auf einer Weihnachtsfeier passiert, bleibt auch auf der Weihnachtsfeier“. So zumindest das ungeschriebene Gesetz. Zu schön, wenn dem auch wirklich so wäre. Dann nämlich hätte der betrunkene Karl-Heinz kein Problem mit geschwätzigen oder turtelnden Arbeitern.
Katharina Loof
