Stellt man sich das Internet wie einen riesigen, sich ständig ausdehnenden Raum vor, so gewinnt man einen Eindruck davon, welche Möglichkeiten sich auch mit dieser permanenten Weiterentwicklung des virtuellen Universums ergeben können. Im Sekundentakt entstehen neue Inhalte – und noch grundlegender: Neue Ideen und neue Optionen, das Internet auf unterschiedlichsten Wegen zu nutzen. Dabei immer im Fokus: Innovationen sowie der Wunsch, den Nutzern einen Mehrwert zu bieten. Dieser Mehrwert kann sich in Form von Unterhaltung, Information, Wissensvermittlung oder auch Erleichterung von Arbeitsschritten in der Geschäftswelt und im Alltag gestalten. Und genau an diesem Punkt tritt die Gründer szene auf den Plan, die sich an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt konzentriert. Während man in Deutschland häufig von der Berliner Gründerszene spricht, manifestiert sich eine solche jedoch auch in anderen Städten. In direkte Konkurrenz zur Hauptstadt hinsichtlich der wichtigsten Grundpfeiler, die eine Gründerszene stützen, tritt dabei aktuell Köln. Die Stadt am Rhein bietet alles, was eine Szene braucht, die von StartUps lebt: Eine hervorragende Infrastruktur , ausreichend Orte und Gelegenheiten zum Networking sowie die Attraktivität, die es benötigt, um Kreativität zu fördern und den Köpfen dahinter beste Gegebenheiten zum Leben, Arbeiten und dem Ausbau der Ideen zu bieten.
Die Grundpfeiler einer Gründerszene
Die wichtigsten Stützen der Szene sind Räumlichkeiten, in denen sich Ideen frei entfalten können, eine ideale Infrastruktur und Vernetzung – nicht nur der Standorte, sondern auch der Menschen, die hinter diesen Ideen stecken -, eine kompetente Beratung in Sachen Unternehmensgründung sowie das unstillbare Verlangen nach Abenteuer und Innovation. Alle vier Stützen bilden sich derzeit in Köln verstärkt aus und bilden das Fundament der lokalen Szene.
Warum Köln?
Köln ist eine attraktive Stadt, allein als Medienstandort, an dem viele nationale TV-Sender und andere Medien niedergelassen sind, präsentiert sie sich als Mekka für alle Kreativen, die ihren Ideen freien Lauf gewähren möchten. Zusätzlich bietet Köln eine hervorragende Entertainment-Landschaft fernab der Medien. Am Rhein trifft man sich, um Vorstellungen zu besprechen und weiterzuentwickeln, bei einem kühlen Kölsch wurde aus so mancher fixen Ideen ein echter Plan – und bald darauf ein Unternehmen, das im mobilen und/oder im virtuellen Bereich für Aufsehen sorgen durfte. Zudem ist Köln ein Ort für junge Menschen mit Visionen und dem Mut, diese nicht zu Utopien verkommen zu lassen, sondern sie mit Fleiß und Ausdauer in Taten umzusetzen.
StartUps
Grundlegend bei einer Diskussion um eine Gründerszene ist im Generellen – unabhängig vom Standort Köln – immer der Begriff des StartUps. Die zentrale Bezeichnung steht dabei für weitaus mehr als nur für eine reine Unternehmensgründung. Im Mittelpunkt von StartUps stehen Innovation und Mut. Neue Ideen, die mit der Welt 2.0 vereinbar sind, sollen nicht nur entwickelt, sondern umgesetzt werden. Dabei kann es um Online-Dienste für Musik-Streams, eine Plattform, auf der sich werdende und junge Mütter austauschen können, oder auch um Apps, mit denen von unterwegs aus der Energiebedarf in den eigenen vier Wänden geregelt werden kann, gehen. Alle Projekte eint das Ziel, dem Nutzer einen Mehrwert zu bieten und ihn noch näher an die Möglichkeiten, die moderne Medien und das Internet bieten, heranzuführen. StartUps dienen nicht ausschließlich dem Kommerz, im Gegenteil: Bis echte Gewinne eingefahren werden können, vergeht nicht selten eine ordentliche Zeitspanne. Hier stehen die Liebe zu dem, was man macht, das Feilen an Visionen sowie der Wunsch, ein Dienstleister im wahrsten Wortsinne zu sein, im Vordergrund.
Das Fundament der Szene in Köln – Die Räumlichkeiten
Einrichtungen, in denen StartUp -Unternehmen der Raum – und die notwendige mediale und soziale Infrastruktur geboten wird – sind aus der Gründerszene nicht wegzudenken. In so genannten Coworking-Spaces können tages-, wochen- oder monatsweise Büros oder auch Meetingräume zum vergleichsweise geringen Preis angemietet werden, Drucker, Scanner, WLAN und Co. sind im Mietpreis in der Regel ebenso inklusive wie frisch aufgebrühter Kaffee (besonders wichtig bei nächtlichen Brainstormings) und der Kontakt, der zu Freiberuflern hergestellt werden kann. In solchen Coworking Spaces trifft man auf Autoren, Designer, Illustratoren, Web-Entwickler – und weitere kreative Köpfe, die vor Tatendrang nur so übersprudeln. Die wichtigsten Coworking Spaces in Köln sind das betahaus | Köln (derzeit auf der Suche nach einer neuen Bleibe/in finanziellen Schwierigkeiten/Fortbestand noch ungewiss), der Coworking Space in der Gasmotorenfabrik der Kölner Altstadt (Süd) sowie der Solution Space am Brüsseler Platz und das Clusterhaus im Friesenviertel. Eine Tagesmiete kostet in den Häusern meist ca. 12 €, eine Wochenmiete 50 € und eine Monatsmiete zwischen 120 € und 240 €. Je nach Anbieter können die Arbeitsplätze täglich frei ausgewählt werden, gegebenenfalls kann auch ein eigenes Büro für einen ganzen Monat gemietet werden. Zudem wird den StartUps und Freischaffenden meist Zugriff auf einen Meeting-Raum gewährt, in dem Besprechungen mit potentiellen Investoren, Partnern und Kunden geführt werden können. Mit der DingFabrik hat Köln in der Gasmotorenfabrik zudem einen eigenen Platz geschaffen, in dem Kreative nicht nur mental, sondern auch manuell tätig werden können. So kann man seinen Ideen in der Werkstatt etwa Ausdruck verleihen und Prototypen von Produkten herstellen.
Im Clusterhaus hingegen konzentriert sich in erster Linie die junge Kölner Tech-Szene, dieser Ort hat bereits viele bekannte und erfolgreiche Startups hervorgebracht. Zu den bekanntesten zählt dabei unter anderem der neuartige Lieferservice KochAbo.de, bei dem man die Zutaten für alle Mahlzeiten einer Woche bestellen kann. Perfekt für Vielbeschäftigte, für die es Wichtigeres gibt als Einkaufen. Auch der Online Stammtisch Köln, Treycon, Reputami, splink und viele weitere Startups haben ihren Ursprung im Clusterhaus. Die Unterstützung der Gründer reicht dabei weit über die räumlichen Grenzen hinaus – auf der Website des Clusterhaus kann man sich über offene Jobs informieren und sich selbst mit seinen Skills als Freelancer zur Verfügung stellen.
Je nach Coworking Space unterscheiden sich die Öffnungszeiten, während einige zu „normalen Geschäftszeiten“ zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet sind, ist es bei anderen möglich, sich auch am späten Abend noch seinem Projekt hinzugeben.
Infrastruktur und Networking
Diese beiden Schlagworte spielen eine enorm bedeutende Rolle für StartUps und somit die ganze Gründerszene. Die Infrastruktur in Köln wird dabei nicht nur von Coworking Spaces und einer Vielzahl an Möglichkeiten, Investoren zu finden gestützt, sondern auch von verschiedenen Networking-Events, die für Gründer angeboten werden. Beim gemeinsamen Brunch oder einem Pokertunier hat man so Gelegenheit, in lockerem Rahmen auf Gleichgesinnte zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Weg von den starren Regeln eines normalen Arbeitsalltags wird den Gründern so die Möglichkeit eingeräumt, ihre Ideen frei zu entfalten – oder im Diskurs mit anderen zu bemerken, dass die Ideenfeile hier noch dringend angesetzt werden muss. Bei solchen Events trifft man auf Menschen, die die Werbung für das eigene Projekt übernehmen können, die die notwendige Website programmieren würden oder ein ansprechendes Logo gestalten – kurzum: auf solche Menschen, die das StartUp abrunden können und all das mitbringen, was man nicht in Personalunion leisten kann.
Zu den wichtigsten Events dieser Art in Köln zählt etwa das GründerPokern, bei dem man entweder am Pokertisch um Geld spielt oder an dem man auch aus reinen Networking-Gründen teilnehmen kann. Auch der Gründerbrunch von kölngründet.de zählt zu den beliebten Veranstaltungen, um potentielle Partner und Investoren kennenzulernen. Darüber hinaus werden regelmäßig Stammtische und Konferenzen veranstaltet, die sich zum Teil ausschließlich an bestimmte Berufsgruppen richten, wie etwa an Dienstleister aus dem Bereiche Online-Marketing. Zu den wichtigsten Netzwerktreffen zählen das Echtzeit Köln, der Gründerabend in Köln, Web de Cologne, der Online Stammtisch Köln sowie die jährlich stattfindenden Events Advance, dmexco oder auch die European Pirate Summit.
Zu den neueren Veranstaltungen dieser Art zählt zudem der Private Friday der Hochschulgründer Cologne, der nun regelmäßig veranstaltet werden soll. Dabei soll 5 bis 6 Startup-Teams regelmäßig Gelegenheit gegeben werden, sich mit einem erfolgreichen Gründer und somit Experten auszutauschen. Der Private Friday soll in naher Zukunft einmal pro Monat veranstaltet werden. Hier rücken vor allem Studenten in den Vordergrund, die aus wissenschaftlicher Forschung heraus zum Beispiel Marktlücken entdecken und diese als Gründer schließen möchten.
Die richtige Beratung und wichtige Unterstützung
Nur eine gute Idee allein reicht noch nicht aus, um zu einem erfolgreichen StartUp heranwachsen zu können. So kreativ, innovativ und von großem Nutzen viele der Vorhaben auch sein mögen, spätestens dann, wenn’s ums Geschäft geht, kann die beste Idee doch wieder zum verrauchenden Wolkenschloss werden. Damit das nicht passiert, ist eine kompetente Beratung, die sich auf Know How und Vertrauen stützt, äußerst essentiell. Vom Aufstellen eines Business Plans über das Ausschöpfen von Subventionsmöglichkeiten und Zuschüssen bis hin zum Gewinnen von Partnern und Investoren ist das wirtschaftliche Feld ein sehr umfangreiches, das nicht außer Acht gelassen werden kann – und darf. In Köln hat sich in den vergangenen Jahren ein ganzer Dienstleistungssektor etabliert, der sich auf die Unterstützung von StartUps in diesem Bereich spezialisiert hat. Empfehlenswert ist es so etwa, beim Gründercoaching der NUK, Neues Unternehmertum Rheinland teilzunehmen. Auch die Film- und Medienstiftung NRW fördert die Entwicklung von interaktiven Anwendungen. Darüber hinaus bietet der Verein Business Angels, der sich aus verschiedenen erfahrenen Unternehmen zusammensetzt, jungen Unternehmern finanzielle Unterstützung sowie Unterstützung auf Managementebene, damit sich die StartUps entwickeln und möglichst rasch etablieren können, um so dauerhaft am Markt bestehen zu können. Natürlich müssen dazu einige Voraussetzungen erfüllt werden, damit den Gründern diese Unterstützung zuteil wird. So darf die Unternehmensgründung beispielsweise nicht länger als 18 Monate zurückliegen und es muss sich bei der Antragseinreichung um ein fertig ausgearbeitetes Geschäftskonzept und nicht bloß um eine reine Idee handeln. Die Matching -Veranstaltungen zur Präsentation des eigenen Geschäftskonzepts finden im zweimonatlichen Turnus statt. Support bei der Unternehmensgründung bietet auch die Plattform kölngründet.de, bei der man sich kostenlos registrieren kann.
Um Start-Kapital zu generieren findet man in Köln zudem eine beachtliche Anzahl an Risikokapitalgebern, mit denen man sich in Verbindung setzen kann, darunter etwa CologneInvest, netSTART Venture oder auch die NRW Bank. Doch auch hierzu ist es natürlich wichtig, ein ausgearbeitetes Konzept mit Alleinstellungsmerkmal des Projektes präsentieren zu können. Innovation ist essentiell in der Gründerszene – und selbst Risikokapitalgeber werden kaum ein Vorhaben unterstützen, dass so oder so ähnlich schon mehrfach existiert.
Inkubatoren, wie etwa das Team von Startplatz, unterstützen die Gründer deshalb in wirtschaftlichen Angelegenheiten und Fragen zur Umsetzung ihres Projektes. Das 2012 gegründete Unternehmen versteht sich selbst als „Brutkasten“ oder „Mutter“, der/die junge Gründer, die gerade erst von der Uni kommen, an der Hand nimmt. Studenten, denen die Mittel und das wirtschaftliche Know-How fehlen, die aber mit brillanten Ideen gesegnet sind, wird hier die notwendige Unterstützung geboten, um aus Ideen echte Startups werden zu lassen. Zu den Leistungen des Startplatz-Teams zählen so unter anderem der direkte und intensive Austausch zwischen Gründern und Experten bei zahlreichen Workshops, Schulungen und Vorträgen, eine bedürfnisorientierte Betreuung während der Gründerphase sowie auch Seed-Finanzierungen ausgewählter Startups. Darüber hinaus kann der Startplatz ebenfalls als Coworking Space genutzt werden, Experten unterstützen die jungen Gründer direkt vor Ort auch bei Fragen zu Design, Programmierung und Co.
Die Lust am Abenteuer
Die Lust am Abenteuer, ein robuster Wille und die Bereitschaft, den schmalen Grat zwischen Chance und Risiko zu begehen, gehören dabei zu den wichtigsten Eigenschaften, die Gründer mitbringen sollten. Selbst unter dem Gesichtspunkt, dass die Stadt eine hervorragende Infrastruktur und jede Menge Unterstützung für StartUps zu bieten hat, ist kaum etwas grundlegender als die Bereitschaft durchzuhalten und an sich und das Projekt zu glauben. Natürlich gehört dazu auch Abenteuerlust, denn auf dem Weg bis zum fertigen Produkt oder verkaufsbereiten Dienstleistung wird die ein oder andere Hürde zu meistern sein.
Christian Weis
