Wer Berufserfahrung habe, könne auch Büroarbeit in seiner Branche übernehmen. Die Arbeitsministerin forderte ein Umdenken in der Gesellschaft. «Es ist höchste Zeit, den Silberschatz des Alters zu heben und nicht immer nur zu fragen, wie wir das alte Eisen entsorgen können», sagte sie.
Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU), Klaus Wiesehügel, reagierte ablehnend auf den Vorschlag der Arbeitsministerin. «Dachdecker, Maurer, Eisenflechter und Betongießer ins Büro verpflanzen zu wollen, wird nicht funktionieren», sagte er. Es bleibe schleierhaft, woher die Ministerin diese Jobs nehmen wolle. Die Rente mit 67 sei insbesondere für Bauarbeiter eine «Farce»: «Schon heute bedeuten ernsthafte gesundheitliche Probleme für viele Arbeitnehmer den sozialen Abstieg.»
Kritik kam auch von der Opposition. Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Anette Kramme, sagte, die Haltung der Arbeitsministerin gehe «an der Lebenswirklichkeit vorbei». Der Rentenexperte der Linken, Matthias Birkwald, sprach von einer «Enteignung älterer Menschen». «Wer will, darf, wer nicht kann, muss nicht» müsse die Formel für den Verbleib im Arbeitsmarkt ab dem 60. Lebensjahr sein, sagte Birkwald.
ddp/poh/ton
