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China-Experte: “Deutschland fehlt die Willkommenskultur“

Viele deutsche Unternehmen beklagen sich über den Fachkräftemangel. Allerdings tun die wenigsten wirklich etwas, um die Fachkräfte im Ausland aktiv zu rekrutieren. Laut OECD-Studie entwickelt sich dies mehr und mehr zu einem ernstzunehmenden Wettbewerbsnachteil: China-Experte Dr. Tobias Busch kennt Wege, wie man in Deutschland eine Willkommenskultur schaffen und die wichtigen High-Potentials für den Wirtschaftsstandort Deutschland begeistern kann.

TonG Fotoart / flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)

Viele deutsche Unternehmen beklagen sich über den Fachkräftemangel. Allerdings tun die wenigsten wirklich etwas, um die Fachkräfte im Ausland aktiv zu rekrutieren. Laut OECD-Studie entwickelt sich dies mehr und mehr zu einem ernstzunehmenden Wettbewerbsnachteil: China-Experte Dr. Tobias Busch kennt Wege, wie man in Deutschland eine Willkommenskultur schaffen und die wichtigen High-Potentials für den Wirtschaftsstandort Deutschland begeistern kann.

Eine aktuelle Studie der Industrieländerorganisation OECD hat ergeben, dass die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich nur sehr wenige ausländische Fachkräfte anwirbt. Pro Jahr kämen nur rund 25.000 Arbeitskräfte von außerhalb der EU/EFTA. Dies entspricht rund 0,02 Prozent der Bevölkerung. Und das obwohl bereits in vielen Branchen ein Fachkräftemangel herrscht. Länder wie Großbritannien, Kanada oder Dänemark rekrutieren dennoch fünf- bis zehnmal mehr beschäftigungsorientierte Zuwanderer als Deutschland.

„Zum Anwerben von Fachkräften im Ausland fehlen uns die Infrastruktur und auch die geistige Haltung.“, sagt Tobias Busch. „Wir können uns nicht ernsthaft mit Ländern wie Kanada, Australien oder den USA vergleichen, die seit Jahrzehnten offen um immigrierende Fachkräfte werben und verschiedenste Instrumente entwickelt haben, um dabei auch zum Erfolg zu kommen.“

Allerdings räumt der China-Experte ein, dass es durchaus auch erfreuliche Ausnahmen gibt: „Fast überall, wo Wirtschaftsförderungsverbände, Handelskammern oder auch die Bundesagentur für Arbeit Initiativen entwickeln, gibt es eine positive Resonanz. Sowohl bei Unternehmen als auch bei den ausländischen Bewerbern.“

So konnten bereits erfolgreich spanische Ingenieure im Schwarzwald, portugiesische IT- Spezialisten in Hessen und griechische Ärzte im Badischen rekrutiert werden. Auch die sprachlichen Hürden sind nicht so hoch, wie man vielleicht denkt: Ein intelligenter jüngerer Mensch mit dem nötigen Willen kann innerhalb von 12 Monaten ordentlich Deutsch lernen, behauptet Busch.

„Einbürgerung muss mehr als ein bürokratischer Akt sein“

Dabei steht es um die „hard-facts“, um qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen, in Deutschland gar nicht mal so schlecht: Der OECD-Studie zufolge zählt Deutschland sogar zu den Ländern mit den geringsten Hürden bei der Zuwanderung. Das Problem sieht Busch daher eher in der fehlenden Willkommenskultur.

„Die Willkommenskultur beginnt mit einem deutlich und vorbehaltlos erklärten politischen Willen: Deutschland wünscht sich kluge und leistungsfähige Immigranten und heißt sie willkommen. Ohne wenn und aber – gute Leute sind uns immer willkommen!“, so der Experte.

Dieses „Willkommen“ muss auch öffentlich proklamiert werden: „Die Einbürgerung gehört gefeiert – das kann gerne im einfachsten Rahmen stattfinden. Etwa mit einem Glas Orangensaft in der Aula der örtlichen Schule. Aber es muss definitiv mehr stattfinden, als der rein bürokratische Akt per Post.“

Vorbilder fehlen

Außerdem fehle es derzeit noch an „Vorzeigeimmigranten“ – erfolgreiche Top-Manager mit Migrationshintergrund sind nach wie vor nahezu nicht existent in der deutschen Wirtschaft (siehe auch business-on.de-Interview).

„Wir haben mindestens 10.000 erstklassig ausgebildete Chinesen, die in Deutschland arbeiten.“, weiß Busch. „Darunter sind ganz außergewöhnlich begabte Menschen. Die Zahl der chinesischen Führungskräfte kann man dennoch an zwei Händen abzählen.“

Um dies zu ändern, müssten Unternehmen beginnen, den eingewanderten High-Potentials auch die berechtigten Beförderungen zuzugestehen. Via Internet werden solche Erfolgsgeschichten dann sehr schnell verbreitet, weiß Busch. Nach und nach lässt sich so die Attraktivität von Deutschland bei den lern- und arbeitswilligen Immigranten stärken.

Unternehmen, die auf der Suche nach geeigneten Fachkräften sind, rät der Experte:

– Ganz banal: Einfach einmal bei der Fach- und Führungskräftevermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur nachfragen

– Für viele Nationalitäten gibt es in Deutschland und Österreich eigene Vereine und Berufsverbände. Von chinesischen Chemikern bis zu polnischen Ingenieuren kann man über diese geeignetes Personal direkt ansprechen.

– Dank Internet lässt sich mit wenig Aufwand durch Online-Anzeigen viel erreichen. Entweder auf den einschlägigen deutschen Portalen oder direkt im Zielland. Die Resonanz wird beachtlich sein!

 

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