Eine OECDStudie, die Studien eines internationalen Consulting-Unternehmens und der Universität von Michigan sowie die Metastudie „World Database of Happiness“. Letztere wertete die Resultate internationaler Umfragen aus sieben Jahrzehnten aus. Alle Studien kommen zu dem wenig überraschenden, übereinstimmenden Ergebnis:
Während auf der ganzen Welt die Stimmung parallel zum wachsenden Wohlstand immer besser wurde, sinkt die Zufriedenheit in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs kontinuierlich. Inmitten einer immer glücklicher und wohlhabender werdenden Welt bilden wir eine Insel der Unzufriedenheit während wir gleichzeitig immer reicher werden.
Natürlich könnten wir über die Gründe philosophieren und kommen dann schnell auch auf das kollektive Trauma unserer Vergangenheit, das uns heute noch immer Glück und Zufriedenheit verhagelt. Über die deutsche Nörgelei zu nörgeln, wäre falsch, denn sie gibt Grund zur Freude. Diese Charaktereigenschaft ist ein Alleinstellungsmerkmal , das wir endlich schätzen lernen dürfen: Unzufriedenheit birgt einen immensen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Ländern. Denn wer das Glas halb voll sieht, lehnt sich gemütlich zurück. Wer aber das Glas halb leer sieht, wie wir Deutschen, der denkt sofort ans „Nachschenken“ und nimmt die Flasche in die Hand, um den unguten Zustand zu beseitigen. Unsere Unzufriedenheit sorgt für rastlose Aktivität, denn wir werden nicht ruhen, bis wir Erster sind, bis wir gewonnen haben, bis wir an der Spitze stehen, bis alles perfekt ist.
Halbvoll lässt schon ein bisschen bequem werden…
Wir wollen einfach immer besser werden, weil wir immer gewinnen wollen. Und während wir vor lauter Unzufriedenheit grantelnd und fluchend anpacken, während wir uns selbst und andere beschimpfend an unserem Erfolg arbeiten bis zum Umfallen, während wir unfreundlich und verbissen, mit unbändigem Fleiß alles bis zur Perfektion treiben, sind wir ganz in unserem Element. Auch wenn das kontrovers ist, in diesem Zustand der ungeduldigen Unzufriedenheit sind wir Deutschen glücklich. Und vielleicht können wir sogar beim Unzufrieden sein noch einen Tick besser werden …