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Direkt an der Dortmunder Hafenpromenade – mit Blick auf den Phoenix-See – gründeten Geert-Jan Gorter und Christian Krüger im Mai 2013 die catkin GmbH. Damals steckte die Diskussion über Industrie 4.0 und Smart Logistics noch in ihren Anfängen. Aber dem Physiker und dem Diplom-Ingenieur war klar, wo in der Logistikbranche der Schuh drückt. „Egal ob Spedition, Bahnunternehmen oder Binnenschiff: Überall herrscht eine viel zu geringe Transparenz über den Status eines konkreten Auftrags“, stellt der gebürtige Niederländer Gorter fest, der schon seit 2004 im Ruhrgebiet Software für die Transportlogistik von privaten Eisenbahnen entwickelt.
„Mit der Konzeption und Entwicklung des catkin-Portals haben wir bereits Jahre vor der Gründung begonnen“, berichtet Christian Krüger, der vor dem Schritt in die Selbstständigkeit bei boxXpress, der Hamburger Hochbahn und der Deutschen Bahn tätig war. Aber erst die fortgeschrittene Entwicklung von Cloudspeichern, Smartphones, Apps, Schnittstellenstandards und vernetzten Web-Plattformen habe die technologische Basis für die Realisierung der neuen Geschäftsidee ermöglicht.
Schneeballeffekt bei den Kunden
Mittlerweile – im fünften Jahr seines Bestehens – kann das junge Unternehmen auf renommierte Kunden wir DB Cargo, VTG, TXLogistik oder die Spedition Kloiber blicken. Insgesamt nutzen derzeit rund 100 Unternehmen mit insgesamt rund 2.000 Usern die Plattform und wickeln einige 10.000 Aufträge monatlich ab. Mit zahlreichen weiteren potenziellen Anwendern aus verschiedenen Bereichen der Logistik führen die Gründer aktuell Gespräche über die Einführung von catkin als Kommunikationsstandard. „Was wir zurzeit erleben, ist eine Art Schneeballeffekt – vor allem im Kombinierten Verkehr verbreitet sich die Nutzung von catkin im Augenblick rasant“, so Christian Krüger.
Um schneller expandieren zu können plant er aktuell eine weitere Finanzierungsrunde. Insbesondere soll die Manpower erweitert werden, um das schnell wachsende Arbeitsvolumen bewältigen zu können. Wahrscheinlich wird catkin schon bald die magische Millionen-Euro-Grenze beim Umsatz überschreiten. Mit einem neuen Investor an Bord soll er sich jährlich um den Faktor 10 erhöhen.
International fließen Milliarden-Investitionen in Logistik-Start-ups
Wie die Strategieberatung Oliver Wyman in ihrer jährlichen Marktanalyse ermittelt hat, wurden allein 2017 rund 3,5 Milliarden US-Dollar in junge Unternehmen im Logistiksektor investiert. Rund 90 Prozent davon gingen dabei an amerikanische und asiatische Start-ups. Die Analyse listet auf internationaler Ebene immerhin 30 Newcomer auf, die in den vergangenen zehn Jahren bereits jeweils mehr als 100 Millionen Dollar, zum Teil aber auch erheblich höhere Investitionen erhalten haben sollen. Spitzenreiter waren zwei chinesische Unternehmen, die sogar Milliardenbeträge für die Entwicklung ihrer Konzepte zur Verfügung gestellt bekamen.
Auch wenn junge Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hier nicht mithalten können, ist aber immerhin die Zahl der relevanten Firmen im letzten Jahr von zuvor knapp 40 auf mittlerweile über 60 gestiegen. Einige der deutschen Gründungen – so die Berater – entwickeln sich bereits aus der Start-up-Phase hinaus und werden zu ernstzunehmenden Logistikern. Ob Frachtvermittlung, Transportverfolgung, Sicherheit oder Abrechnung – es gebe flächendeckend für alle Bereiche der logistischen Wertschöpfung schon heute datenbasierte, intelligente Lösungen mit hoher Qualität, Transparenz und Effizienz. Die Plattform vom Dortmunder Phoenix-See ist dafür das bestes Beispiel.
