Das Sonderprogramm „Wachstum für Bochum“ soll den Strukturwandel in der Region fördern und vor allem Projekte aus den Bereichen Bildung, Energie, Umwelttechnik, IT und Maschinenbau sowie der Infrastruktur unterstützen. „Es kommt jetzt in die Umsetzungsphase“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben heute morgen im Bochumer Rathaus. Ab sofort stünden rund 39 Millionen Euro für 16 bisher bewilligte Projekte zur Verfügung. Weitere 14 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 37 Millionen Euro würden in naher Zukunft bewilligt.
Darunter die Gründung einer neuen Forschungseinrichtung für „Embedded Systems“ – in Autos oder Maschinen integrierte Minicomputer. „Damit werden insgesamt – einschließlich der Eigenanteile der Projektträger – Gesamtinvestitionen von voraussichtlich 107 Millionen Euro ausgelöst“, so die Ministerin, die sich dadurch „vorsichtig geschätzt“ 1500 neue Stellen in Bochum erhofft.
740 neue Arbeitsplätze auf dem Nokia-Gelände
Durch die Ansiedlung neuer Unternehmen – so Christa Thoben – seien heute wieder 740 Menschen auf dem ehemaligen Nokia-Gelände beschäftigt. Insgesamt haben nach Aussage des Wirtschaftsministerin 1300 frühere Nokia-Mitarbeiter wieder anderweitig eine Stelle gefunden. Allerdings seien auch immer noch 1000 Frauen und Männer, die zum Teil über Jahrzehnte für den Handyhersteller gearbeitet haben, auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Bochums Oberbürgermeisterin erinnerte daran, dass mit der Schließung des Standortes insgesamt rund 4500 Jobs in Bochum verloren gegangen seien – etwa auch bei Zulieferern und Dienstleistern.
Um die schlimmsten Folgen der überraschenden Werksverlagerung etwas abzumildern, zahlte Nokia 20 Millionen Euro direkt an das Land NRW. Dazu floss der Nettoerlös vom Verkauf des Werksgeländes in das Programm „Wachstum für Bochum“. Nach Aussage von Nokia-Geschäftsführer Michael Bültmann handelt es sich dabei um einen „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“.
Zu den Unternehmen, die die Gunst der Stunde nutzen, zählt die Roeser Medical GmbH mit bisherigem Sitz in Mülheim/Ruhr. Der Betrieb, 1918 in Essen gegründet, ist Deutschlands größter Anbieter bei der Versorgung von Krankenhäusern und will zum Ende des Jahres nach Bochum umziehen. Wie die Geschäftsführer Dr. Joachim Mohme und Udo Maas mitteilten, ist der Standortwechsel notwendig geworden, da sich das Unternehmen in Mülheim nicht mehr vergrößern konnte.
Roeser Medical bezieht auf dem ehemaligen Nokia-Gelände ein 5000 Quadratmeter großes Verwaltungsgebäude. Hinzu kommen 10.000 Quadratmeter Logistikfläche. Insgesamt 260 Mitarbeiter wird das Unternehmen mit nach Bochum bringen, 40 Angestellte im Logistikbereich bleiben zunächst am alten Standort Mülheim. Die Unternehmensgruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 130 Millionen Euro.