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Uniper: Auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter

Frank Possmeier, Executive Vice President Renewables

Frank Possmeier, Executive Vice President der Sparte Erneuerbare Energien bei Uniper, traf sich zum Interview mit Susan Tuchel. Welche Energie in Zukunft aus welchen Quellen kommen wird, daran ist der Energiekonzern mit Sitz im Düsseldorfer Medienhafen maßgeblich beteiligt.

business-on.de: Der Ausstieg aus der Atomkraft Ende 2022 und der Kohleausstieg 2038 sind beschlossene Sache. Die Preise auf den Energiemärkten sind derzeit volatil. Wie positioniert sich Uniper in dieser Gemengelage?

Frank Possmeier: Wie man so schön sagt: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben bei Uniper einen zweistufigen Transformationsprozess durchlaufen. Nachdem wir als vermeintliche Bad Bank von Eon 2016 an den Start gegangen sind, haben wir uns erst einmal neu strukturiert und uns ein Stück weit bis 2019 gesundgeschrumpft. Aber das ist keine Geschäftsstrategie, die zukunftsfähig ist. Deshalb haben wir uns seitdem mit den Geschäftsbereichen Wasserstoff und Erneuerbare Energien völlig neu aufgestellt – das war unser zweiter Transformationsprozess. Auch unsere Wachstumsaktivitäten konzentrieren sich auf saubere und CO2-arme Energie sowie die Infrastruktur für die Wasserstoffwirtschaft von morgen. Parallel ist Uniper immer „grüner“ geworden: Wir haben unseren CO2-Ausstoß von 44 Millionen Tonnen auf 22 Millionen halbiert von 2016 bis heute. Bis 2030 wollen wir runter auf 11 Millionen Tonnen und 2035 werden wir in Europa CO2-neutral sein. Zusammen mit Fortum sind wir bereits heute der drittgrößte Erzeuger von CO2-freiem Strom in Europa.

Aber Datteln 4 sollte am besten noch bis 2038 am Netz bleiben. Wie passt das ins Konzept?

Frank Possmeier: Sie müssen in Übergangszeiten immer mit Kompromissen leben, wenn Sie die Stromversorgung sicherstellen wollen. Die letzte Bundesregierung hatte einen Kohleausstieg bis 2038 beschlossen – dieser umfasst auch Datteln 4. Aber wir sind zu Gesprächen bereit – unter den richtigen Rahmenbedingungen.

business-on.de: Derzeit wird in der Europäischen Union diskutiert, ob Atomkraft und Gas als nachhaltig eingestuft werden. Die Bundesregierung wehrt sich in puncto Atomkraft, sieht in Gas jedoch eine Brückentechnologie. Uniper importiert und speichert Gas und betreibt ein globales Energiehandelsgeschäft. Also doch mehr als eine Brückentechnologie?

Frank Possmeier: Wir brauchen definitiv weiterhin Gaskraftwerke, wenn wir eine stabile Energieversorgung garantieren wollen. Diese werden kurz- bis mittelfristig mit Erdgas betrieben, aber sukzessive dekarbonisiert. Gas ist und bleibt auf absehbare Zeit der Partner der Erneuerbaren Energien. Wenn wir heute ein neues Gaskraftwerk planen, dann braucht es rund fünf Jahre, bis das Kraftwerk läuft. Bisher fehlt es jedoch an den entsprechenden Rahmenbedingungen vom Staat, an attraktiven Investitionsbedingungen und vor allem: die Genehmigungsverfahren dauern zu lange. Und unsere neuen Gaskraftwerke müssen wasserstofffähig sein, denn Wasserstoff wird Erdgas sukzessive im Sinne der Dekarbonisierung ersetzen. Was wir schaffen müssen, ist eine Transformation von normalem zu „grünem“ Gas. Dabei werden auch Ersatzbrennstoffe wie Biotmethan und Biofuels eine wichtige Rolle spielen. Und wir sind erfinderisch. Mit Novatek haben wir die erste deutsch-russische Lieferkette für Ammoniak vereinbart. Davon wird auch Deutschland profitieren. Da Ammoniak CO2-frei ist und sich leicht verflüssigen lässt, eignet es sich sehr gut für den weiträumigen Transport. Nach dem Import nach Deutschland kann Ammoniak in Wasserstoff umgewandelt und ins deutsche Pipelinesystem eingespeist, direkt stofflich verwertet oder direkt verstromt werden. Hier haben wir viele Möglichkeiten.

business-on.de: Das heißt, Uniper hält an den Beziehungen zu seinem Handelspartner Russland fest?

Frank Possmeier: Russland war und ist immer ein sehr verlässlicher Partner. Während andere in den vergangenen Monaten dem Geld gefolgt sind und das Flüssigerdgas LNG für teures Geld nach Asien verkauften, was zu einer Verknappung in Europa und somit zu einem Anstieg der Gaspreise führte, die jetzt an die Verbraucher weitergegeben werden, hat Russland alle Langzeitverträge erfüllt. Zu einer weiteren Stabilisierung trägt auch Nord Stream 2 bei: Mit Nord Stream 2 sind wir unabhängiger vom asiatischen und amerikanischen Markt.

business-on.de: Welchen Strommix werden wir denn in den nächsten Jahren bekommen?

Frank Possmeier: Ich glaube nicht, dass man die prozentuale Verteilung derzeit prognostizieren kann. Wir werden in Deutschland einen Mix aus Wasserkraft, Gaskraftwerken, die langfristig auf Wasserstoff umgestellt werden, Erneuerbaren Energien sowie Stromimporten aus den Nachbarländern bekommen. In diesem Kontext ist ein Bashing von Gaskraftwerken kontraproduktiv, weil klimatechnisch nichts gegen CO2-neutrale Gaskraftwerke spricht und diese für die Transitionsphase unabdingbar sind.

business-on.de: Trotzdem ist Ihr erstes Projekt mit Fortum ein Windpark in Finnland …

Frank Possmeier: Lassen Sie es mich so formulieren: „Wer aus etwas – hier aus der Kohleverstromung – aussteigt, muss auch irgendwo wieder einsteigen“. Die Entwicklung bei der Energiegewinnung wird evolutionär, d. h. Schritt für Schritt stattfinden. Unser erstes gemeinsames Projekt in Pjelax-Böle und Kristinestad ist ein 380-Megawatt-Windpark. 56 Windturbinen werden hier ab Anfang 2024 jährlich etwa 1,1 Terrawattstunden Strom erzeugen. Die Bauarbeiten haben Anfang Januar begonnen. Das Projekt soll in rund zwei Jahren fertig sein. Für mich gehören alle diese Bausteine zur Aufgabe Energiewende.

 

Susan Tuchel

Susan Tuchel, Journalistin, Autorin und PR-Beraterin in Düsseldorf, nimmt gesellschaftliche Trends, politische und wirtschaftliche Entwicklungen ins Visier.

Bildquellen

  • Frank Possmeier: Uniper
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