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Uniper: Bei Wasserstoff mehr Gas geben

Interview mit Axel Wietfeld, Leiter des Wasserstoffbereichs bei Uniper

Axel Wietfeld, Leiter des Wasserstoffbereichs bei Uniper

Axel Wietfeld, Leiter des Wasserstoffbereichs bei Uniper, traf sich zum Video-Interview mit Susan Tuchel. Er erklärt, warum Deutschland die Nase vorn hat beim Energieträger der Zukunft und warum Wasserstoff nicht nur grün, sondern auch bunt sein kann.

business-on.de: Der Bereich Wasserstoff ist seit Juli ein neuer Geschäftsbereich des Energiekonzerns Uniper mit Sitz in Düsseldorf. Wie weit ist das Unternehmen denn bei dieser Technologie?

Axel Wietfeld: In Deutschland sind wir Pioniere beim Einsatz von Wasserstoff. Wir haben die Herstellung entwickelt und erzeugen bereits seit 2013 grünen Wasserstoff durch Alkali-Elektrolyse-Module in unserer Anlage in Falkenhagen in Brandenburg. Diesen Wasserstoff können wir sogar verdichten und dann in eine Gasleitung einspeisen. Eine zweite Wasserstofferzeugungsanlage wurde 2015 in Hamburg-Reitbrook gebaut. Dort wird der Wasserstoff in das lokale Erdgasnetz eingespeist. Diese Projekte sind wichtige Bausteine unserer Dekarbonisierungsstrategie. Wir haben sehr früh darauf gesetzt, dass Wasserstoff aus ökologischen Gründen eine tragende Säule der Energieversorgung werden wird und zwar nicht in Konkurrenz zu den Erneuerbaren Energien, sondern im engen Zusammenspiel.

business-on.de: Wie hat man sich das Zusammenspiel mit den Erneuerbaren Energien denn vorzustellen?

Axel Wietfeld: Wir haben bei den Erneuerbaren Energien die Herausforderung, dass die Stromproduktion volatil ist. Scheint die Sonne und weht der Wind, wird tagsüber teilweise sogar Strom erzeugt, der nicht verbraucht wird. Wir können die Überproduktion künstlich drosseln oder – was wesentlich sinnvoller ist – diesen Strom in Wasserstoff umwandeln und bevorraten. Das können wir hier in Deutschland ganz hervorragend machen, weil wir für die Elektrolyse lediglich demineralisiertes Wasser brauchen, das wir in CO2-neutralen Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten. Dazu benötigen wir Energie, die natürlich am besten grün sein sollte, sprich aus Erneuerbaren Energien kommt. Ein Manko gibt es allerdings: Mengenmäßig werden wir das nicht in dem benötigten Umfang für die Industrie, den Verkehr und die Haushalte hinbekommen.

business-on.de: Und das bedeutet?

Axel Wietfeld: Deutschland wird Wasserstoff importieren müssen. Bei Uniper werden wir Wasserstoff produzieren und mit ihm handeln, genau wie wir dies heute mit Gas betreiben. Hier liegt die Importquote bei rund 90 Prozent.

business-on.de: Aber Wasserstoff ist ja nicht gleich Wasserstoff – es gibt da doch eine besondere Farbenlehre?!

Axel Wietfeld: Ja, das stimmt – und wir sprechen uns für eine möglichst große Farbenfreude aus – mit Ausnahme des konventionellen, mit fossilen Brennstoffen erzeugten grauen Wasserstoffs, der derzeit noch vornehmlich eingesetzt wird, die Umwelt jedoch mit CO2 belastet. Unsere Nachbarländer arbeiten beispielsweise derzeit auch an blauen Wasserstoffprojekten, bei denen das CO2 gespeichert wird und nicht in die Atmosphäre gelangt. In Deutschland setzt man auf grünen Wasserstoff. Und nicht zuletzt forscht man im Bereich des türkisen Wasserstoffes, entstanden aus der Methanspaltung. Dieser ist energetisch sehr interessant, weil dabei reiner, pulverförmiger Kohlenstoff und Wasserstoff entstehen, wobei der Kohlenstoff z.B. für die Reifenindustrie genutzt werden kann. Aber derzeit gibt es noch kein Unternehmen, das diese Spaltung, die so genannte Methanpyrolyse, effizient und wirtschaftlich betreiben kann. Das ist also noch Zukunftsmusik. Klar ist also: Wir werden es in den nächsten Jahrzehnten mit einer bunten Vielfalt an Wasserstoff-Produktionsverfahren zu tun haben, um die Nachfrage decken zu können.

business-on.de: NRW ist Modellregion für die Wasserstoffmobilität und Düsseldorf ist auch dabei. Noch bis zum 22. Dezember wird ein wasserstoffbetriebener Brennzellen-LKW im innerstädtischen Verkehr im Rahmen des Projektes H2-Share eingesetzt und die Bahn kündigt für 2024 Wasserstoffzüge an. Wie sehen Sie die wasserstoffgetriebene Mobilität?

Axel Wietfeld: Wasserstoff wird in allen Sektoren eine wichtige Rolle spielen – insbesondere in den Bereichen, die notorisch schwer zu dekarbonisieren sind. Dazu gehört auch der Transport. Und technische Lösungen gibt es ja schon heute. Beispielsweise testen wir bei Uniper gerade ein Brennstoffzellen-Auto, das Wasserstoff als Energiequelle nutzt.

Axel Wietfeld vor dem ersten Wasserstoff-SUV

Damit die Geschichte des Wasserstoffs aber schnell zu einer erfolgreichen wird – über alle Sektoren von Industrie, Energie über Verkehr und Wärme hinweg – müssen die Akteure ihre Kräfte bündeln. Als Energie-Unternehmen können wir hier eine wichtige Rolle spielen. So ist unser Vorstandsvorsitzender Andreas Schierenbeck in das Gremium des Nationalen Wasserstoffrats berufen worden. Dort arbeiten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik daran, dass Deutschland in dieser Technologie Vorreiter ist und bleibt.

business-on.de: Die Politik versucht ja auch, mit dem Förderprogramm der „Reallabore“ die Wasserstoffwirtschaft in Schwung zu bringen. Im Energiepark Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt wird in einem Reallabor an Zukunftstechnologien geforscht. Was ist da die Rolle Unipers?

Axel Wietfeld: Bad Lauchstädt liegt in einem Chemiedreieck, wo schon jetzt Wasserstoff genutzt wird. In dem Energiepark wird mit Wind grüner Strom erzeugt, der zur Wasserstoffproduktion eingesetzt und über eine Gaspipeline zum Kunden transportiert wird. Wir sind dort in einem Konsortium für die Elektrolyse zuständig. Der Energiepark ist eines von 20 Projekten, die von der Bundesregierung im Rahmen der „Reallabore“ gefördert werden. Gemessen an den jährlichen Kosten für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die aktuell bei knapp 24 Milliarden Euro pro Jahr liegen, ist die einmalige Förderung der Wasserstofftechnologie mit sieben Milliarden Euro derzeit noch recht knapp bemessen.

business-on.de: Schauen wir abschließend nach vorne. Uniper gehört zu den größten Stromerzeugern weltweit und ist eines der führenden Gasunternehmen in Europa. Lassen sich Erdgas und Wasserstoff bei der Energiegewinnung unter einen Hut bringen?

Axel Wietfeld: Erdgas ist ein recht sauberer Energieträger – und ein Garant zur Stärkung der Versorgungssicherheit. Wir werden Erdgas auch noch lange brauchen. Aber zusammen mit Kooperationspartnern wie Siemens und General Electric erforschen wir bereits heute, wie wir in Zukunft Wasserstoff in Gasturbinen einsetzen können. Das macht langfristig Sinn: So können wir die Gaskraftwerke, die Speicher und Pipelinenetze weiter nutzen und treiben zugleich die Dekarbonisierung in eine CO2-neutrale Energiezukunft voran.

 

 

Susan Tuchel

Susan Tuchel, Journalistin, Autorin und PR-Beraterin in Düsseldorf, nimmt gesellschaftliche Trends, politische und wirtschaftliche Entwicklungen ins Visier. Ihre Kolumne, mal sachlich und nüchtern, mal emotional oder scharfzüngig, erscheint exklusiv jeden ersten Montag im Monat bei business-on.

Bildquellen

  • Axel Wietfeld Uniper: Uniper
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