Crossposting bezeichnet das gleichzeitige oder auch zeitversetzte Versenden ein und derselben Nachricht an mehrere Foren oder Social Media Kanäle. Bei den einen ist es verpönt, die anderen halten es für die ultimative Lösung aller Probleme. Tools, die mehrere Soziale Netzwerke (gleichzeitig) mit Inhalten versorgen, können heute den Arbeitsalltag stressgeplagter Social Media Manager und kommunikationswilliger Unternehmer erheblich erleichtern. Zahlreiche „Experten“ wettern allerdings dagegen, predigen „Unique-Content über alles“ und sehen in Crosspostings den Todesstoß für die individuelle Ansprache in Sozialen Netzwerken. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie so oft – irgendwo dazwischen.
Obwohl Unique-Content und Crossposting eigentlich zwei Paar Schuhe sind, möchte ich hier kurz auf beides eingehen, da dies für die Überlegungen insbesondere kleiner Unternehmen mit entsprechend geringen, personellen Ressourcen entscheidend für den Umgang mit ihrem „Content“ sein kann.
Unique Content ist unzweifelhaft etwas sehr wertvolles, denn diese Inhalte sind einmalig und werden von Suchmaschinen nur an der einen Stelle gefunden, die wir dafür vorgesehen haben: Zum Beispiel auf ihrer Homepage oder in Ihrem Corporate Blog Wie aber sieht das in der Praxis aus? Blog und Homepage sind definitiv perfekte Adressen für Unique Content, also Inhalte und Informationen, die es so nur bei Ihnen gibt. Der Aufwand, diesen Content in regelmäßigen Abständen zu generieren, hält sich in der Regel sogar noch in Grenzen. Etwas mehr Zeit muss man dagegen investieren, wenn es darum geht, regelmäßige Leser für diese „einmaligen Inhalte“ zu gewinnen. Sonst war die ganze Arbeit nämlich für die Katz. Sprichwörtlich. Plattformen, um Anreißer und Hinweise auf Ihre Story oder Ihren Blogbeitrag zu streuen, gibt es wie Sand am Meer. Und wer neben seinem Tagesgeschäft (es sei denn, er oder Sie ist Social Media ManagerIN) schon einmal versucht hat, auf mehr als zwei Social Media Plattformen wirklich aktiv zu sein, der weiß, dass die Realität unseren Wünschen manchmal Grenzen setzt.
Was können Sie tun? Zunächst einmal sollte jedes Unternehmen seine zwei wichtigsten Plattformen finden und sich vorerst auf genau diese konzentrieren. Content sollte primär für diese Kanäle aufbereitet werden, denn hier, auf diesen für Sie wichtigen Kanälen, werden Sie nicht nur „posten“, sondern auch Gespräche führen. Der Stil eines Dialoges unterscheidet sich dabei zwar je nach Netzwerk leicht, aber grundsätzlich halte ich es für ungeschickt, um nicht zu sagen für falsch, der Plattform zuliebe eine Sprache zu wählen, die nicht meine (oder die meines Unternehmens) ist und die ich in der Regel auch gar nicht fließend spreche. Dies wiederspricht auch der grundsätzlichen Forderung vieler Experten nach Authentizität im Umgang mit Sozialen Netzwerken. Und das macht alles nicht einfacher. Denn wenngleich wir ja zum Beispiel bei Facebook allesamt „Freunde“ sind, muss das „Du“ auf meinem privaten Profil nicht zwangsläufig auch für meine Unternehmensseite gelten. Muss nicht – Sie sollten sich das allerdings gut überlegen, denn hier sind kleinere Konflikte quasi vorprogrammiert. Spätestens dann, wenn ich einen meiner Kontakte an zwei verschiedenen Orten unterschiedlich anspreche, wird er stutzig. Mit der Zeit werden Sie ohnehin feststellen, dass Sie sich unbewusst auf „die Sprache“ des jeweiligen Netzwerkes einlassen. Das ist nicht anders, als bei einem Telefonat. Wer Sie kennt, weiß, mit wem Sie telefonieren, denn Sie variieren (nicht ändern!) Ihre Sprache.
IKEA hatte sich seinerzeit für das „Du“ entschieden. Im Markt, im Katalog, auf Plakaten, überall. Das war neu und es war (für IKEA) perfekt, denn durch diese Konsequenz gibt es bis heute keine Unstimmigkeiten in der Ansprache. Und genau das sollten Sie auch tun. Egal ob Sie oder Du. Bleiben Sie Ihrem Stil treu, das macht vieles einfacher.
Besonders dann, wenn Sie gerade mit der Nutzung von Social Media beginnen, werden Sie mit zwei Postings in Ihren favorisierten Netzwerken nicht allzu viele Besucher auf Ihren „Unique Content“ locken. Das liegt zum einen an der oftmals begrenzten Reichweite und noch fehlender Viralität, zum anderen aber auch an dem Umstand, dass Netzwerke wie XING, Facebook oder Google+ auf einen (News-) Stream setzen, der Ihr Posting (je nach Tageszeit und Traffic) sehr schnell wieder aus dem Blickfeld Ihrer Zielgruppe rückt. Wenn Sie die besten Zeiten nicht noch genau kennen, ist das ein bisschen wie Fischen im Trüben.
Um größere Reichweite zu erzielen, kann Crossposting an genau dieser Stelle Sinn machen. Ihr Content steht ja bereits, Ihre Anreißer auch und jetzt geht es nur(!) noch um die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe. Damit Sie den richtigen Zeitpunkt im Newsstream zu erwischen, experimentieren Sie ruhig mit verschiedenen Zeiten und unterschiedlichsten Netzwerken. Und das – auch auf die Gefahr hin, dass ich nun geteert und gefedert werde – darf automatisch geschehen. Ja.
Crossposting-Tools wie Hootsuite, Buffer oder Friends+Me versenden Ihre Infos zum gewählten Zeitpunkt in den gewünschten Netzwerken. Dafür muss ich kein Kundengespräch unterbrechen, kein Angebot „auf später“ verschieben, keine Rechnung zurückstellen und darf – wenn es die Zeit zulässt – sogar mal eine kurze Pause einschieben. Machen Sie sich bei für Sie neuen Netzwerken erst einmal keine Gedanken über die „Sprache“. Wenn Sie Ihren Corporate-Style beibehalten, erreichen Sie genau die Menschen, die Ihre persönliche Art des Dialoges schätzen und somit auch die besten Voraussetzungen für zukünftige Kunden mitbringen. Und nur das zählt.
Sicherlich ist der hier aufgezeigte Weg keine Lösung für jedes Unternehmen, kann aber gerade für kleine Unternehmen oder Einzelunternehmer , die trotz chronischem Zeitmangel gerne am digitalen Dialog teilnehmen möchten, sehr hilfreich sein. Es gibt eben nicht nur Schwarz oder Weiß, dazwischen liegt immer noch Grau.
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Jens Schlüter
