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Umfrage offenbart Unterschiede in der Krise

Folgen der Corona-Pandemie in Südwestfalen divergieren. Betroffene Betriebe brauchen verlässliche Unlock-Perspektiven.

Folgen der Corona-Pandemie in Südwestfalen divergieren. Betroffene Handwerksbetriebe brauchen verlässliche Unlock-Perspektiven.

Zuhören – verstehen – handeln … und natürlich helfen: Im Kontakt mit den von der Coronakrise betroffenen Betrieben ist das die Leitschnur der Handwerkskammer Südwestfalen und der Kreishandwerkerschaften (Hochsauerland, Märkischer Kreis, Westfalen Süd) im Kammerbezirk seit nunmehr einem Jahr. Aus den Betriebsberatungen heraus flossen viele Erkenntnisse über Probleme wie auch Anregungen der Handwerksunternehmen in die Kontakte zu Politiker*innen, zu den Verwaltungen sowie Banken ein. Mit der aktuellen Umfrage schaffen die Handwerksorganisationen eine fundierte und solide Argumentationsbasis in der Krisenbewältigung. [1]
Sehr erfreulich ist, dass mehr als 27 Prozent der per E-Mail in Südwestfalen angeschriebenen Betriebe, die 17.530 Beschäftigte repräsentieren, den Umfragelink angeklickt haben. „Die Antworten waren sicher teils zu erwarten, teils wurden weitere Facetten sichtbar. Besonders die Freitextantworten geben einen tiefen Einblick in die Stimmungslage und wertvolle Hinweise für unser weiteres Handeln“, sagt Kammerpräsident Jochen Renfordt.
Die Auswertung der Daten zeigt, wie unterschiedlich das Handwerk in Südwestfalen von den Auswirkungen der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen ist. Mehr als ein Drittel der Betriebe gab an, stark bis hin zu existenzbedrohend betroffen zu sein. Gleichzeitig meldeten 41,5 Prozent der Betriebe, gar nichts bzw. nur wenig zu verspüren.

Mit einem erstaunlich hohen Anteil von beinahe zwei Dritteln der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe zeigt das Handwerk in vielen Berufen seine Resilienz gegen die krisenbedingten Beeinträchtigungen. Diese rührt vor allem daher, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle entsprechend fortentwickeln bzw. auch neugestalten konnten und die industrienahen Gewerke inzwischen vom Wiedererstarken der dortigen Nachfrage profitieren.
Insgesamt bestätigen die Rückmeldungen die Eindrücke aus den vielen Beratungen durch die Mitarbeiter*innen der Kammer sowie der Kreishandwerkerschaften und untermauern die Unterschiedlichkeit der Betroffenheit nach Gewerken und zum Teil auch Regionen.
Wenn jedoch mehr als ein Drittel der Unternehmen stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen ist, dann ist das ein deutliches Signal an die Politik, diese Handwerke verstärkt in den Blick zu nehmen. „Ein drohender Aderlass von so vielen Betrieben würde die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und der Wirtschaft mit handwerklichen Waren und Dienstleistungen nachhaltig gefährden“, fürchtet Kammerpräsident Renfordt. „Da muss nicht nur nachjustiert werden, da muss dringend nachgelegt werden!“

Bestätigt wird die divergente Betroffenheit des südwestfälischen Handwerks durch die ungleichen Umsatzentwicklungen in den zurückliegenden zwölf Monaten. Bei mehr als einem Drittel der Betriebe sank dieser im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie auf unter 50 Prozent, auch wenn fast 40 Prozent der antwortenden Betriebe ihre Umsätze mit größer/gleich 90 Prozent angeben. Einher gingen diese Erlösverluste mit einem Abbau von Beschäftigung, der durch die geltenden Regelungen zum Kurzarbeitergeld aber zum Glück weitgehend aufgefangen werden konnte.
Trotzdem bleibt zu konstatieren: Ohne den Zugriff auf betriebliche und private (Altersvorsorge-) Rücklagen und ohne die Hilfspakete von Bund und Land, auch wenn sie bei weitem nicht allen betroffenen Unternehmen halfen, wären viele dieser Unternehmen wahrscheinlich schon nicht mehr am Markt. Ein Problem ist zudem, dass die Einzelkämpfer es schwerer haben als andere. Hier sind z. B. viele Kosmetikbetriebe und Nagelstudios oder Fotografen betroffen. Das erklärt auch, warum nur insgesamt 32 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe das Instrument der Kurzarbeit nutzten bzw. nutzen konnten.

Beantragt haben die verschiedenen Hilfspakete rund 48 Prozent der Umfrageteilnehmer und nur 13 Prozent haben bislang keine Zahlungen erhalten. Erfreulich dabei ist, dass 65 Prozent der Befragten die Antragstellung als „einfach“ bezeichnen, was besonders auf die Umsetzung der ersten Soforthilfe zurückzuführen ist. Aktuell zeichnet sich in diesem Bereich das Problem ab, dass mehr als 44 Prozent der Umfrageteilnehmer erhaltene Hilfen zumindest teilweise werden zurückzahlen müssen. Auch wenn es juristisch betrachtet korrekt ist, müssen nach Auffassung der Handwerksorganisation in Südwestfalen Politik und Verwaltung hier dringend nachsteuern. Sonst werden unnötig Betriebe in Gefahr gebracht.

Insgesamt ist ein hoher Beratungsbedarf der Betriebe festzustellen. Dem konnte mit dem sehr engagierten Einsatz der Betriebsberater*innen in der Handwerksorganisation nachgekommen werden. Mit dem fortdauernden Lockdown verschärfen sich insbesondere die Liquiditätsnöte der Unternehmen und viele dieser Beratungen stehen zunehmend im Zusammenhang mit der Beantragung von sogenannten Corona-Hilfen. Es muss also dafür Sorge getragen werden, dass die noch anstehenden und die zusätzlich erforderlich werdenden Pakete unbürokratisch beantragt werden können und die Mittel schnell bei den notleidenden Betrieben ankommen

Statements aus den Kreishandwerkerschaften

Jochem Hunecke, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hochsauerland: „Die hohe Beteiligung an der Umfrage zeigt mir wieder einmal deutlich, wie groß die Not der Handwerksbetriebe auch im Hochsauerlandkreis ist. An die Hilfspakete waren viele Hoffnungen geknüpft worden, die im Nachhinein betrachtet nicht realistisch waren und immer wieder wird der bürokratische Aufwand bemängelt, den die Betriebe stemmen müssen. Die Politik muss dringend bei den Hilfspaketen und den Abläufen nachlegen, damit im Kern gesunde und zukunftsfeste Betriebe nicht unverschuldet vom Markt verschwinden. Die Aussagen in der Umfrage sind ein Appell aus vielen Kehlen, der Gehör finden muss.“

Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und Christian Will: „Die Auswertungen der Umfragedaten zeichnen ein sehr differenziertes Bild der Pandemiebetroffenheit des Handwerks im Märkischen Kreis. Das reicht von der existenziellen Betroffenheit der Gesundheitshandwerke bis zu positiven Meldungen und anhaltend guten Auftragsbeständen im Bau- und Ausbauhandwerk.“ Das ist das Resümee der Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und Christian Will aus dem Märkischen Kreis. „Die Aussagen der Betriebe sind sowohl eine fundierte Grundlage als auch interessensvertretende Pflicht und Aufforderung, uns bei Politik und Verwaltung für die Belange und Betroffenheiten unserer Innungsbetriebe während dieser Corona-Pandemie weiterhin stark zu machen und schnelle unbürokratische Unterstützung einzufordern.

Dachdeckermeister Frank Clemens, Kreishandwerksmeister Westfalen Süd: Ich möchte mich bei allen Betrieben bedanken, die an der Umfrage teilgenommen haben und wichtiges Feedback gegeben haben. Wir werden den Betrieben weiterhin helfen, durch die Pandemie zu kommen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das Handwerk bei den Gesprächen zum Umgang mit der Pandemie nicht richtig berücksichtigt wird und das Augenmerk eher auf Industrie und Handel gelegt wird. Deshalb ist es gut, dass die Ergebnisse der Umfrage den Politikern „aufgetischt“ werden, damit dort sensibel mit dem Handwerk umgegangen wird. Es geht um viele Betriebe, die teilweise ums Überleben kämpfen und damit verbunden auch um viele Arbeitsplätze.

Bildquellen

  • roofers-678365_1280: pixabay.com
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