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Erstes Wirtschaftsgespräch Hamburg – Pakistan

Der Unternehmensberater Bernhard Jurasch und der Hamburger Kaufmann Musarat Bhatti luden zum ersten Wirtschaftsgespräch Hamburg – Pakistan in die Hafencity ein, um mit Vertretenden aus Unternehmen und Organisationen wie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, Hamburger WeltWirtschaftsinstitut und Hamburg Invest in kleiner Runde die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Verbindungen zu vertiefen und zu erweitern. Der Botschafter der Republik Pakistan, Dr. Mohammad Faisal, war aus Berlin angereist.

Die Teilnehmenden des ersten Wirtschaftsgesprächs Hamburg – Pakistan in der Hamburger Hafencity: (von links) Dr. Felix Kasiske (RPX Optimization, Hamburg), Georg Seeck (HIW-Wirtschaftsförderung, Hamburg), Christine Mikliss (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Hamburg), Dr. Dirk Süß (Hamburgisches WeltWirtschaftsinstitut), Musarat Bhatti (Kaufmann in Hamburg), S.E. Botschafter Dr. Mohammad Faisal (Botschaft der Islamischen Republik Pakistan in Berlin), Bernhard Jurasch (BBJ Consulting Hamburg), Amina Naeem (Generalkonsulat der Islamischen Republik Pakistan), Andreas Schiwek (Bunge Handelsgesellschaft, Hamburg), Dr. Miriam Putz MdHB (Die Grünen), Patrick Coppée (Silatec, Gelting), Sacha Eckjans (Equestrian Globe, Georgsmarienhütte). Foto: Favorit-Media-Relations GmbH

Das Wirtschaftsgespräch mit 12 Teilnehmenden aus Hamburg und weiteren Regionen Deutschlands und dem pakistanischen Botschafter Dr. Mohammad Faisal fand am 25. Januar 2022 in lockerer Runde an der Kehrwiederspitze statt – einst im Hamburger Freihafen gelegen und heute Teil der Hafencity, also bestens ausgewählt, um über weltumspannende Handelsbeziehungen zu sprechen. Die langjährigen Geschäftspartner Bernhard Jurasch von BBJ Consulting Hamburg und der Hamburger Kaufmann Musarat Bhatti haben diese Business-Gesprächsrunde ins Leben gerufen. Ziel des Formats sei es, neue Wirtschaftsverbindungen zwischen Pakistan und Deutschland zu schaffen, etwa Investoren für interessante Standorte Pakistan zu finden, Halbfertigware dort vorproduzieren zu lassen oder auch pakistanische Unternehmen nach Deutschland zu holen. Pakistan sei ein Land mit großen Rohstoffvorkommen. Hier gelte es, mögliche Partnerschaften voranzutreiben, auch um Abhängigkeiten von anderen Ländern zu reduzieren, so die Initiatoren.

Starke Wirtschaftszweige in Pakistan

Dr. Mohammad Faisal, Botschafter der Republik Pakistan in Berlin, freute sich, zum zweiten Mal in Hamburg zu sein, und lobte die guten Verbindungen zwischen Deutschland und seinem Land. Viele deutsche Unternehmen – Siemens bereits seit 1952 – seien bereits in Pakistan ansässig. In seiner Rede gab der Botschafter gab einen Überblick, welche Wirtschaftszweige in Pakistan stark sind und für Investoren interessant sein könnten. Ob im Energiebereich, Lebensmittel, Arzneimittel und chirurgisch-medizinische Instrumente oder Sportgüter. Ein bedeutender Sektor mit großem Potenzial ist demnach auch die Textilindustrie. Nach offiziellen Zahlen macht die Textilindustrie 62 Prozent der pakistanischen Exporte aus. Das Land steht damit an zwölfter Stelle der Textilexporteure weltweit. Pakistan hat die fünftgrößten Textilindustrie-Kapazitäten in Asien und ist der viertgrößte Baumwollproduzent. Der Botschafter hob hervor, dass Ende Mai die internationale Textilmesse Texpo 2023 in Pakistan stattfinde, wo es schwerpunktmäßig um nachhaltige Herstellung und Weiterverarbeitung von Garnen und Stoffen gehe. Auch berichtete er, dass im April Pakistans Handelsminister und Geschäftsleute verschiedener Branchen nach Berlin kämen. Das könne eine gute Gelegenheit sein für Treffen und um Kontakte zu pflegen. „See you soon“, schloss der Botschafter seine Rede.

Dr. Mohammad Faisal, Botschafter der Republik Pakistan in Berlin, beim ersten Wirtschaftsgespräch Hamburg – Pakistan in der Hamburger Hafencity. Foto: Favorit-Media-Relations GmbH

Wirtschaftliche Verbindungen intensivieren

„Wir wollen gemeinsam ‚wirtschaftliche Brücken bauen‘ und besonders auch in dieser Zeit der Krisen und Schwierigkeiten Neues in die Wege leiten“, sagte Bernhard Jurasch, Geschäftsführer von BBJ Consulting Hamburg in seiner Begrüßungsrede. „Im März 2022 hatte der pakistanische Botschafter Dr. Mohammad Faisal einen hervorragenden Vortrag über die wirtschaftlichen Möglichkeiten Pakistans vor den Unternehmern des Billbrookkreises gehalten. Wir waren erstaunt, welche Resonanz dies hervorgerufen hat und welche Geschäftsverbindungen entstanden sind. Das hat uns veranlasst darüber nachzudenken, wie wir das intensivieren können“, erläuterte Bernhard Jurasch das gemeinsame Anliegen mit seinem Geschäftspartner. Der Kaufmann Musarat Bhatti hat pakistanische Wurzeln und lebt seit Kindesbeinen an in der Hansestadt. Er gilt als engagierter Brückenbauer zwischen den Ländern, nutzt seine exzellenten Kontakte in beiden Ländern, um geschäftliche Verbindungen entstehen zu lassen und voranzubringen. Dabei sei ihm immer auch wichtig, etwas zurückgeben zu können, weil ihm Hamburg viel ermöglicht habe.

Branchenübergreifende Gespräche

Nach dem offiziellen Teil nutzten die teilnehmenden Firmenvertreter die Gelegenheit, sich in direkten Gesprächen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszutauschen. Der Botschafter war gespannt auf viele positive Impulse innerhalb Gesprächsrunde und bekräftigte im Gespräch mit unserer Redaktion die starken Verbindungen zwischen Pakistan und Deutschland in Bezug auf Handel und Investment. Sein Anliegen sei es, Unternehmen darin zu unterstützen, Kontakt zu finden. Neben dem Botschafter sowie den Initiatoren Bhatti und Jurasch gab es auch gute Gespräche mit Amina Naeem vom pakistanischen Konsulat in Frankfurt, dem Geschäftsführer des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HHWI) Dr. Dirk Süß, Christine Mikliss, Country Manager der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Dr. Miriam Putz mdHB, Wirtschaftssprecherin der Grünen in Hamburg, und Georg Seeck von der Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft.

Als Firmenvertreter aus unterschiedlichen Branchen waren dabei: Dr. Felix Kasiske, Managing Director der in Hamburg ansässigen RPX Optimization GmbH, weltweit agierender Anbieter für Hafen- und Bahn-Logistiklösungen. Sacha Eckjans, Geschäftsführer der bei Osnabrück ansässigen Equestrian Globe GmbH, Dienstleister und Berater in der Reitsportindustrie. Andreas Schiwek von der Bunge Handelsgesellschaft nahm „offen für alles“, wie er sagte, an der Gesprächsrunde teil. Sein Unternehmen mit Firmensitz in Hamburg handelt unter anderem mit Getreide, das über den Hamburger Hafen exportiert wird. Patrick Coppée, Sales Director des weltweit tätigen Spezialisten für Sicherheitsverglasung Silatec, war eigens aus dem bayrischen Gelting angereist. Sein Unternehmen, Lösungsbringer für Einbruchs- und ballistischen Schutz – etwa an Regierungsgebäuden, in militärischen Bereichen genauso wie in Museen – baue mit Musarat Bhattis Unterstützung erste Kontakte nach Pakistan auf. Jetzt gehe es darum, dies voranzubringen und Vertrauen aufzubauen.

Ein Projekt: qualifizierte Fachkräfte aus Pakistan nach Deutschland holen

Großes Potenzial sehen Bernhard Jurasch und Musarat Bhatti darin, gut qualifizierte Arbeitskräfte aus Pakistan nach Deutschland zu holen, um dem eklatanten branchenübergreifenden Mangel von 400.000 Fachkräften pro Jahr zu begegnen. Pakistan sei ein junges Land und habe sehr viele gut ausgebildete Menschen. Jurasch betonte: „Wir nehmen diesem großen Land keine dort dringend benötigten Fachkräfte weg, wenn wir sie nach Deutschland holen.“ Das Projekt, an dem sie bereits arbeiteten, sei allerdings ein „dickes Brett“. Es gestalte sich schwierig, Fachkräfte nach Deutschland zu holen. Die Ausstellung von Visa in den deutschen Botschaften vor Ort dauere anderthalb bis zwei Jahre. „So lange kann kein Unternehmen warten. Maximal sechs Monate wären akzeptabel“, so Jurasch. Wichtig sei zudem, die ausländischen Fachkräfte hier dauerhaft anzusiedeln – und entsprechenden Wohnraum für sie anbieten zu können und sie gut zu integrieren. Derzeit rangiere Deutschland am Ende der Top 50 der beliebtesten Länder, in die ausländische Fachkräfte gern einwandern. Es gebe noch sehr viel zu tun. „Arbeitnehmer aus einem anderen Kulturkreis müssen wir hier integrieren, dem müssen wir uns stellen!“, mahnte Personalmanagement-Experte Jurasch. Sinnvoll sei es, wenn die Kräfte schon in ihrem Heimatland erste Deutschkenntnisse erwerben.

Auch das HWWI beschäftigt sich mit dem Fachkräftemangel, wie Dr. Dirk Süß informierte. Es sei ein Projekt angelaufen, um zu analysieren, mit welchen Methoden und Maßnahmen die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland erfolgreich funktioniere.

Humanitäres Hilfsprojekt nach der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan

Die Unternehmer Bhatti und Jurasch bringen derzeit auch ein humanitäres Hilfsprojekt voran, um die Folgen der verheerenden Überschwemmungen im vergangenen Sommer in Pakistan zu lindern – es war eine der weltweit schwerwiegendsten Überschwemmungskatastrophen in diesem Jahrhundert, die viele Todesopfer forderte. Mehr als 33 Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Zwei Drittel des Landes standen unter Wasser und sind nun für Jahre nicht mehr zu beackern. Es gehe um die Versorgung mit Hilfsgütern, um materielle Hilfe wie Wasseraufbereitungsgeräte, ausgemusterte Krankentransporter und um Infrastrukturaufbau für die Landbevölkerung. Dafür haben Jurasch und Bhatti nach eigenen Angaben bereits verschiedene Partner ins Boot geholt und mobilisiert. „Die Umsetzung ist jedoch zähflüssig, weil zurzeit alles Material für die Ukraine bestimmt ist. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es auf der Welt auch andere Katstrophen gibt, um die wir uns kümmern müssen“, so Jurasch, „wir sind auf jeden Fall dran“. Ein kostenfreier Transport nach Pakistan sei durch die Zusage eines Hamburger Unternehmens bereits gesichert.

Nach der Veranstaltung zogen Jurasch und Bhatti ein positives Fazit. Es hätten sich viele interessante Gespräche ergeben und auch der Botschafter habe sich sehr zufrieden gezeigt. Unter anderem soll mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die im Auftrag verschiedener Bundesministeriums tätig ist, eine stärkere Zusammenarbeit stattfinden.

Bildquellen

  • Dr. Mohammad Faisal: Favorit-Media-Relations GmbH
  • Erstes Wirtschaftsgespräch Hamburg – Pakistan: Favorit-Media-Relations GmbH

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