„Mit dem Konzept Wirtschaftsförderung 4.0 (Wf4.0) möchten wir regionale Wirtschaftsstrukturen stärken und erweitern“, erklärt Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut. Ziel sei, krisenfeste Geschäftsmodelle und Netzwerke für Initiativen und Unternehmen zu schaffen. Der Fokus läge dabei auf regionalen und nachhaltigen Themen. Dadurch entstehen positive Nebeneffekte: mehr Klimaschutz, ein schonender Umgang mit Ressourcen und ein gestärkter sozialer Zusammenhalt. „So entsteht ein lokaler Mehrwert, der sich wirtschaftlich positiv auswirkt“, meint auch Theresa Oesterwinter von der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Ihre Aufgabe sei, das Konzept Wf4.0 in die Praxis umzusetzen. „Beispiele für Initiativen aus dem Bereich Wirtschaftsförderung 4.0 sind in Wuppertal produzierende Unternehmen, RepairCafés, Tauschbörsen, CarSharing, soziale Kaufhäuser oder solidarische Landwirtschaften“.
Mehr Unabhängigkeit durch regionale Selbstversorgung
Die Vision der Wirtschaftsförderung 4.0 sei eine lokale Wirtschaft, die sich selbst von innen heraus stärke und daraus ihr Wachstumspotenzial entfalte. Dabei spiele eine wirtschaftliche Unabhängigkeit eine große Rolle. „Die Corona-Pandemie hat uns kurzfristig und sehr plötzlich gezeigt, wie wichtig Resilienz und die Fähigkeit zur teilweisen regionalen Selbstversorgung für Wuppertal ist. Lieferketten waren wochenlang unterbrochen, Hamsterkäufe verdeutlicthen die Angst der Bürger vor einem Versorgungsstopp, Grenzen waren teilweise geschlossen, Unterstützung durch internationale Saisonarbeiter blieb weitgehend aus, die weltweite Wirtschaft geriet ins Wanken“, so Oesterwinter, die ihre Hauptaufgabe darin sieht, lokale Initiativen sichtbarer machen und zu vernetzen.
Durch die Pandemie wurde das Projekt im Frühjahr erst einmal ausgebremst. Stattdessen stand Krisenbewältigung auf dem Programm. „Die wichtigste Aufgabe war, zusammen mit Initiativen und Unternehmen Konzepte zu erarbeiten, wie sie sich zukunftsfähig aufstellen können“, sagt Theresa Oesterwinter.
Das Konzept der Wirtschaftsförderung 4.0 wird von Dr. Michael Kopatz, Jana Rasch und Mona Treude vom Wuppertal Institut erforscht. Anfang 2018 startete das Wuppertal Institut ein Pilotprojekt mit der Stadt Osnabrück, das die Idee der Wirtschaftsförderung 4.0 vor Ort etablieren sollte. Nach der erfolgreichen Pilotphase, die im Dezember 2019 zu Ende ging, soll das Konzept in weiteren Städten etabliert werden. Wuppertal gehört – neben Witten und Witzenhausen – zu den ersten Städten, die sich der systematischen Stärkung kooperativer Wirtschaftsformen widmen und das Konzept der Wirtschaftsförderung 4.0 in der kommunalen Wirtschaftsförderung verankern. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
(Liane Rapp)
Bildquellen
- theresa_oesterwinter_und_antje_lieser: Wirtschaftsförderung Wuppertal
