Die sogenannte New-Work-Bewegung hat unseren Arbeitsalltag tiefgreifend verändert. Mehr Flexibilität, Homeoffice und die freie Wahl des Arbeitsortes klingen nach großer Freiheit. Doch dieses neue, selbstbestimmte Arbeiten bringt auch neue gesundheitliche Risiken mit sich, vor allem für den Bewegungsapparat.
Viele Arbeitsplätze sind zu Hause nicht optimal ausgestattet. Der Küchentisch wird zum Schreibtisch, das Sofa zum Bürostuhl. Die Folge: Muskel-Skelett-Erkrankungen wie chronische Nackenschmerzen und Verspannungen nehmen zu.
Dies stellt die Orthopädie vor neue Aufgaben. Statt nur zu behandeln, ist nun Prävention an informellen Arbeitsplätzen gefragt.
Vom Chefsessel zum Küchentisch
Das Homeoffice ist für viele zum Standard geworden, doch es hat die einst streng geregelte Büro-Ergonomie untergraben. Anstatt auf hochwertigen, individuell eingestellten Bürostühlen sitzen Mitarbeiter oft auf ungeeigneten Küchenstühlen oder der Couch. Hinzu kommt das Phänomen der Entgrenzung, bei dem die Arbeit und Freizeit verschwimmen, was zu längeren, ununterbrochenen Sitzperioden führt.
Die Folge sind typische Beschwerden der „New-Work-Ära“: hartnäckige Verspannungen im Nacken und Schultergürtel sowie Schmerzen im unteren Rücken. Hinzu kommen oft Sehnenscheidenentzündungen durch falsche Haltung am Laptop-Touchpad.
Diese Entwicklung zeigt, dass Eigenverantwortung allein nicht ausreicht. Spezialisten, wie man sie etwa bei der beliebten Orthopädie in Rosenheim findet, berichten von einer Zunahme dieser arbeitsplatzbedingten Probleme. Die Medizin muss nun ansetzen, bevor aus Verspannungen chronische Leiden werden.
Die Orthopädie als Frühwarnsystem
Die steigende Zahl der New-Work-bedingten Leiden erfordert ein Umdenken in der medizinischen Versorgung. Die klassische Orthopädie konzentrierte sich lange Zeit auf die Behandlung akuter oder chronischer Schäden – also auf die Reaktion. Heute wandelt sie sich zunehmend zur Präventionsmedizin.
Experten setzen nun früher an. Das Ziel ist es, Mitarbeiter zu schulen und Haltungsmuster zu korrigieren, bevor sich ernsthafte Probleme entwickeln. Dies umfasst:
- Analyse des Arbeitsplatzes: Nicht nur im Büro, sondern auch im Homeoffice.
- Individuelle Bewegungsprogramme: Einfache Übungen, die direkt am Schreibtisch ausgeführt werden können.
- Ernährungsberatung und Stressmanagement: Da psychische Belastung (Entgrenzung) oft muskuläre Verspannungen verstärkt.
Die neue Aufgabe ist es, aus passiven Patienten aktive Gestalter ihrer Gesundheit zu machen, um die Produktivität und das Wohlbefinden im flexiblen Arbeitsumfeld zu sichern.
Ergonomie 2.0: Flexibilität und Bewegung
Die traditionelle Ergonomie des festen Arbeitsplatzes ist überholt. Die „Ergonomie 2.0“ erkennt, dass der Arbeitsplatz heute mobil ist und sich der Mensch permanent im Wandel befindet. Das neue Credo lautet: Dynamik statt Starre.
Im Mittelpunkt stehen Konzepte, die Bewegung fördern:
- Dynamisches Sitzen: Stühle, die leichte Bewegung ermöglichen, anstatt den Körper in einer festen Position zu halten.
- Steh-Sitz-Wechsel: Die einfache Möglichkeit, zwischen sitzender und stehender Tätigkeit zu wechseln, idealerweise mit höhenverstellbaren Tischen.
- Aktivitätsbasierte Zonen: Im Büro werden Zonen für konzentriertes Arbeiten, Kommunikation und Bewegung (z.B. informelle Stehtische) geschaffen.
Für das Homeoffice bedeutet dies die Sensibilisierung für die Notwendigkeit kurzer, regelmäßiger Bewegungspausen, da das Pendeln als natürliche Bewegungspause wegfällt. Diese Anpassung ist entscheidend, um den orthopädischen Herausforderungen der New-Work-Ära zu begegnen.
Schlussworte: die Verantwortung des Mitarbeiters
Die Verschiebung hin zu New Work ist unumkehrbar und bietet immense Freiheiten. Doch sie fordert auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung von den Mitarbeitern. Ohne die korrekte ergonomische Einrichtung – auch am provisorischen Homeoffice-Arbeitsplatz – und die bewusste Integration von Bewegung, werden die orthopädischen Probleme weiter zunehmen.
Die Orthopädie der Zukunft wird daher immer stärker präventiv arbeiten, indem sie digitale Tools und gezielte Schulungen anbietet, um gesunde Verhaltensweisen zu fördern. Unternehmen stehen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter durch ergonomische Ausstattung und klare Richtlinien zu unterstützen.
Letztendlich entscheidet jeder selbst, ob die Flexibilität von New Work zu einer gesunden Work-Life-Balance führt oder ob der Rücken die Rechnung für die Freiheit am Küchentisch präsentiert. Die „Ergonomie 2.0“ ist damit vor allem eine Frage der Einstellung und der kontinuierlichen Selbstfürsorge.
Quelle: Foto von kevin120415









































































































