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Der Wandel hinter Glas: wie Autohäuser die Weichen für die Mobilität von morgen stellen

Die Automobilbranche steht vor dem wohl größten Umbruch ihrer Geschichte. Wo früher der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor das Kerngeschäft dominierte, bestimmen heute E-Mobilität, Digitalisierung und neue Eigentumsmodelle das Tempo. Dieser Wandel betrifft nicht nur die großen Hersteller, sondern stellt auch die klassischen Autohäuser vor enorme Herausforderungen.

Das herkömmliche Autohaus, wie man es kennt, wandelt sich. Es muss investieren, um relevant zu bleiben – und das in gleich drei Bereichen: im physischen Standort, in digitalen Verkaufsprozessen und vor allem in neue Kompetenzen des Personals. Wer diesen Wandel verschläft, riskiert, vom reinen Verkaufsort zum unbedeutenden Schaufenster degradiert zu werden.

Die Zukunft der Mobilität wird nicht nur im Silicon Valley oder in München entschieden, sondern auch direkt vor Ort, in den Verkaufsräumen und Werkstätten der regionalen Händler. Sie sind es, die die Weichen für die Akzeptanz und den Service der neuen Technologien stellen müssen.

Wir betrachten, wie Autohäuser diese Mammutaufgabe angehen und welche zentralen Investitionen sie tätigen, um in der Mobilitätswelt von morgen zu bestehen.

Die Transformation der Standorte

Die größte sichtbare Veränderung vollzieht sich am physischen Standort selbst. Das Autohaus wird von einer reinen Verkaufsfläche zu einem Kompetenz- und Dienstleistungszentrum umgebaut. Der erste und wichtigste Schritt ist hierbei die Investition in die Ladeinfrastruktur.

Für Kunden und Mitarbeiter müssen leistungsstarke Ladesäulen installiert werden – oft handelt es sich dabei um Schnelllader, die auch das bidirektionale Laden beherrschen. Nur so kann das Autohaus die Elektromobilität glaubwürdig präsentieren und in der Praxis unterstützen.

Diese Umgestaltung ist nicht nur eine kosmetische Anpassung. Regionale Betriebe wie ein Autohändler und KFZ-Werkstatt in Pocking zeigen diesen Wandel exemplarisch auf. Hier wird deutlich, dass das Haus nicht nur Autos verkauft, sondern eine ganzheitliche E-Mobilitätsberatung anbietet – von der Wallbox für zu Hause bis zur Fördermittelberatung. Der Showroom selbst wandelt sich zum Markenerlebnisplatz, an dem Technologie und digitale Services im Mittelpunkt stehen.

Die Fläche wird nun funktionaler genutzt: Es entstehen spezielle Bereiche für die Fahrzeugübergabe, Ruhezonen für Wartezeiten beim Laden und interaktive Beratungsinseln. Das Ziel ist es, den Aufenthalt für den Kunden so angenehm und informativ wie möglich zu gestalten. Das Autohaus wird so zum zentralen Service-Hub für alle Mobilitätsfragen, weit über den Kauf hinaus.

Digitalisierung des Kundenerlebnisses

Der Kaufprozess für Fahrzeuge verlagert sich zunehmend in den digitalen Raum. Autohäuser reagieren darauf, indem sie erhebliche Mittel in ihre Online-Präsenz und die Verzahnung von virtuellem und physischem Vertrieb investieren.

Das Ziel ist, den gesamten Weg des Kunden – von der ersten Recherche bis zur finalen Kaufentscheidung – digital abzubilden. Dazu gehören intuitive Online-Konfiguratoren, die es ermöglichen, das Wunschmodell bis ins kleinste Detail zu individualisieren. Immer wichtiger werden auch immersive Erlebnisse: Virtuelle Showrooms und detaillierte 360-Grad-Ansichten lassen das Fahrzeug schon zu Hause erkunden.

Diese Transparenz und Bequemlichkeit beschleunigt den Entscheidungsprozess. Die Rolle des stationären Handels wird dadurch aber nicht überflüssig, sondern neu definiert. Das Autohaus bleibt der Ort der Erfahrung – für die Probefahrt und die emotionale Fahrzeugübergabe.

Die digitale Investition umfasst zudem die Effizienz im Hintergrund. Digitale Kundenakten und vernetzte Systeme sorgen dafür, dass alle Mitarbeiter – vom Verkäufer bis zum Service-Techniker – stets denselben Informationsstand haben. Die Autohäuser schaffen somit ein nahtloses Kundenerlebnis, bei dem der Wechsel zwischen Online- und Offline-Welt fließend ist.

Das Auto wird zum Service-Paket

Der klassische Autokauf, bei dem ein Fahrzeug für viele Jahre in den Besitz übergeht, verliert besonders bei jungen Zielgruppen an Attraktivität. Stattdessen gewinnt der Wunsch nach flexibler Nutzung an Bedeutung. Autohäuser reagieren auf diesen Trend, indem sie von reinen Verkäufern zu ganzheitlichen Mobilitätsdienstleistern werden.

Die Investitionen fließen hier in den Aufbau und die Verwaltung neuer Angebote. Dazu zählen moderne Leasing- und Finanzierungsmodelle sowie vor allem das Auto-Abonnement. Beim Abonnement wird das Fahrzeug gegen eine feste Monatsrate zur Verfügung gestellt, wobei nahezu alle Nebenkosten wie Versicherung, Wartung und Steuern bereits inkludiert sind.

Die Betriebe müssen die Fähigkeit entwickeln, eine eigene Fahrzeugflotte zu managen, die nicht nur verkauft, sondern auch vermietet oder abonniert wird. Die logistische Herausforderung liegt darin, Fahrzeuge nach ihrer Rückgabe schnell aufzubereiten und effizient neu in den Markt zu bringen.

Autohäuser agieren somit als Mobilitätsmanager. Die Investitionen betreffen den Aufbau der nötigen IT-Infrastruktur zur Verwaltung komplexer Abo-Verträge und die Schulung des Personals für diese neuen, serviceorientierten Geschäftsmodelle. Die Zukunft des Autohauses liegt darin, nicht nur die Hardware zu liefern, sondern die gesamte Dienstleistung Mobilität anzubieten.

Die Werkstatt als Kompetenzzentrum

Die Transformation der Autohäuser findet nicht nur im Verkaufsraum statt, sondern vor allem in der KFZ-Werkstatt. Sie muss sich vom traditionellen Wartungsbetrieb für Verbrennungsmotoren zum Hochvolt-Kompetenzzentrum für Elektrofahrzeuge entwickeln. Diese Umstellung erfordert erhebliche Investitionen in drei Bereiche: Personal, Ausrüstung und Zertifizierung.

Der wichtigste Faktor ist die Weiterbildung des Personals. Mechaniker müssen zu Experten für Hochvolttechnik qualifiziert werden, da die Arbeit an E-Fahrzeugen spezielle Sicherheitsvorschriften und Fachkenntnisse erfordert. Die Werkstätten investieren daher massiv in Schulungsprogramme, um die notwendigen Zertifizierungen zu erlangen.

Auch die Ausrüstung der Werkstätten muss grundlegend modernisiert werden. Benötigt werden:

  • Spezialwerkzeuge für das Handling von Hochvoltbatterien.
  • Diagnosegeräte, die komplexe elektronische Steuergeräte und Fahrzeugsoftware auslesen können.
  • Spezielle Hebebühnen und Sicherheitseinrichtungen, die den Umgang mit den schweren Batteriemodulen ermöglichen.

Darüber hinaus wird die Werkstatt immer mehr zum Software-Dienstleister. Fehlerdiagnosen und Reparaturen erfolgen oft durch Over-the-Air (OTA) Updates oder das Aufspielen neuer Software-Versionen. Die Autohäuser investieren in die Schnittstellen und die Expertise, um diese digitalen Serviceleistungen sicher und zuverlässig durchzuführen. Die Werkstatt sichert so nicht nur die Mobilität, sondern auch die Funktionalität des vernetzten Fahrzeugs.

Neue Einnahmequellen durch Daten und Software

Mit der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen (Telematik) eröffnen sich für Autohäuser völlig neue Geschäftsfelder, die über den reinen Verkauf von Hardware hinausgehen. Das Auto wird zum rollenden Datencenter, und die geschickte Nutzung dieser Daten wird zu einer wichtigen Einnahmequelle.

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Autohäuser investieren in digitale Schnittstellen und analytische Kompetenzen, um die Datenströme aus den Fahrzeugen effektiv zu nutzen. Das Ziel ist es, den Kunden Mehrwertdienste anzubieten, die direkt über das Fahrzeugsystem oder eine zugehörige App vermittelt werden.

Beispiele für diese neuen digitalen Einnahmequellen sind:

  • Vorausschauende Wartung: Das Fahrzeug meldet dem Autohaus selbstständig, wenn ein Verschleißteil bald ausgetauscht werden muss (Predictive Maintenance). Das Autohaus kann den Kunden proaktiv kontaktieren und einen Termin vereinbaren. Dies sichert die Werkstattauslastung und erhöht die Kundenbindung.
  • Vermittlung von Dienstleistungen: Über das Bordsystem können Dienstleistungen wie Versicherungen, Finanzierungsverlängerungen oder Pannenassistenz direkt angeboten werden. Das Autohaus agiert als Vermittler und partizipiert an den Transaktionen.
  • Personalisierte Angebote: Anhand des Fahrverhaltens und der Nutzungshäufigkeit können maßgeschneiderte Angebote erstellt werden – sei es für den Umstieg auf ein Abo-Modell oder für spezielle Upgrades (z. B. temporäre Freischaltung von Assistenzsystemen).

Die Investition in Software und Datenmanagement ist daher eine strategische Notwendigkeit. Es geht darum, die Hoheit über die Kundenschnittstelle zu behalten und das Geschäft auf eine kontinuierliche Servicebeziehung umzustellen, anstatt auf einmalige Verkäufe zu setzen.

Die Zukunft liegt in der Vernetzung

Der Wandel im Automobilsektor fordert von Autohäusern eine umfassende Transformation. Die Investitionen, die heute getätigt werden, sind essentiell, um den Sprung vom traditionellen Händler zum Mobilitäts- und Technologie-Hub zu schaffen.

Die Zukunftsfähigkeit eines Autohauses basiert auf der dreifachen Investition:

  1. Physische Infrastruktur: Umbau der Standorte zur Bereitstellung von Ladeinfrastruktur und die Schaffung eines modernen, erlebnisorientierten Showrooms.
  2. Digitale Kompetenz: Die Verlagerung von Verkaufsprozessen ins Internet und die Beherrschung von Online-Konfigurationen und nahtlosen Serviceabläufen.
  3. Technische Expertise: Die Transformation der KFZ-Werkstatt in ein Hochvolt- und Software-Kompetenzzentrum zur Wartung vernetzter E-Fahrzeuge.

Das Ergebnis dieser Investitionen ist eine neue Geschäftsphilosophie: Es geht nicht mehr um den einmaligen Verkauf eines Autos, sondern um das Management einer kontinuierlichen Kundenbeziehung über flexible Modelle wie das Auto-Abonnement. Die erfolgreichsten Autohäuser von morgen werden jene sein, die das physische Einkaufserlebnis mit dem Komfort und der Effizienz digitaler Dienstleistungen perfekt verbinden.


Quelle: Foto von Antoni Shkraba Studio

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