Notare gehören zu den zentralen Säulen der vorbeugenden Rechtspflege. Ihr Auftrag ist es, Rechtsgeschäfte so zu gestalten, dass Streit gar nicht erst entsteht. Damit sichern sie Rechtssicherheit und Rechtsfrieden – zwei Prinzipien, die im deutschen Rechtssystem eine tragende Rolle spielen. Der Notar übt ein öffentliches Amt aus, arbeitet aber gleichzeitig selbstständig und wirtschaftlich eigenverantwortlich. Diese Kombination macht das Berufsbild einzigartig.
Was macht den Notarberuf im deutschen Rechtssystem so besonders?
Im Mittelpunkt steht die rechtssichere Gestaltung wichtiger Rechtsgeschäfte. Dazu gehören insbesondere Urkunden rund um Immobilienkauf, Unternehmensgründung, Erbfolge oder Eheverträge. Die Tätigkeit ist neutral und unabhängig; der Notar vertritt keine Partei, sondern achtet auf ausgewogene Lösungen, die alle Beteiligten rechtlich schützen.
Kernaufgaben eines Notars sind unter anderem:
- die Beurkundung komplexer Rechtsgeschäfte,
- die Erstellung und Verwaltung von Urkunden,
- die Beratung der Beteiligten im rechtlichen Rahmen,
- die Gewährleistung von Rechtssicherheit bei wirtschaftlich bedeutenden Entscheidungen.
Notare arbeiten mit Menschen in entscheidenden Lebenssituationen und tragen mit ihrer Expertise dazu bei, Risiken zu minimieren und langfristige Stabilität zu schaffen.
Welche formalen Voraussetzungen gelten, um Notar werden zu können?
Der Weg zum Notar beginnt mit den gleichen Grundlagen wie der klassische juristische Karriereweg. Voraussetzung ist die Befähigung zum Richteramt – also das Bestehen des ersten und zweiten Staatsexamens. Ohne diese Abschlüsse ist weder der Zugang zum Anwärterdienst noch die spätere Bestellung möglich.
Daraus ergeben sich mehrere zentrale Voraussetzungen:
- ein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften,
- das erfolgreiche Referendariat,
- das erste und zweite Staatsexamen,
- persönliche Eignung und volle rechtliche Zuverlässigkeit,
- nachgewiesene Befähigung für die Aufgaben des Notarberufs.
Das Studium vermittelt die theoretische Basis, während das Referendariat praktische Einblicke in Justiz, Verwaltung und Anwaltschaft ermöglicht. Bereits hier zeigt sich, ob Bewerber über die Ausdauer, analytische Stärke und Präzision verfügen, die im Notariat unabdingbar sind.
Nach dem Referendariat entscheiden meist die Examensnoten über die Chancen im weiteren Karriereweg. Da Notarstellen begrenzt sind und nach dem Prinzip der Bestenauslese vergeben werden, spielt der Abschluss eine wichtige Rolle. Neben fachlicher Qualifikation zählt aber auch die persönliche Eignung. Notare müssen zuverlässig, verantwortungsbewusst und integer handeln können – Eigenschaften, die im Bewerbungsverfahren geprüft werden.
Wesentliche Bausteine auf dem Weg zum Notar:
- Studium der Rechtswissenschaften
- Referendariat
- Erstes und zweites Staatsexamen
- Nachweis der persönlichen und fachlichen Eignung
- Einstieg in die Ausbildung für Nur-Notare oder Anwaltsnotare
Damit entsteht ein klarer Rahmen, der sicherstellt, dass nur Bewerber mit hoher Befähigung Zugang zum Beruf erhalten.
Welche Notariatsformen gibt es – und warum hängt der Weg vom Bundesland ab?
Der Karriereweg sieht in Deutschland nicht überall gleich aus. Je nach Bundesland unterscheidet sich, ob man Notar im Hauptberuf oder zusätzlich als Rechtsanwalt wird. Die beiden Modelle heißen Nur-Notariat und Anwaltsnotariat.
Nur-Notar: Vollzeit im öffentlichen Amt
In vielen östlichen Bundesländern sowie Teilen im Süden Deutschlands gibt es das sogenannte Nur-Notariat. Hier arbeitet der Notar ausschließlich im Notariat, ohne Tätigkeit als Rechtsanwalt. Er widmet seine Arbeitszeit vollständig der Beurkundung, Beratung und rechtlichen Gestaltung. Der Staat legt anhand des Bedarfs fest, wie viele Notarstellen es gibt und in welchem Amtsbereich sie angesiedelt sind.
Anwaltsnotar: Kombination aus anwaltlicher Tätigkeit und Notaramt
In großen Teilen Westdeutschlands – zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen – überwiegt das Anwaltsnotariat. Hier bleibt der Notar zugleich Rechtsanwalt und übt sein Amt neben dem Anwaltsberuf aus. Voraussetzung ist neben der anwaltlichen Praxis das Bestehen der notariellen Fachprüfung sowie die erfolgreiche Bewerbung bei der Landesjustizverwaltung.
Diese Unterschiede führen dazu, dass der berufliche Weg stark vom jeweiligen Bundesland bestimmt wird. Die Landesjustizverwaltungen steuern den Bedarf, schreiben Notarstellen aus und arbeiten eng mit den regionalen Notarkammern zusammen. Entscheidungen zu Bestellung, Übernahme bestehender Notariate und Amtssitz werden ebenfalls auf Landesebene getroffen.
Wer das Berufsziel Notar verfolgt, sollte daher frühzeitig klären, welche Struktur im eigenen Bundesland gilt und welche Landesregeln zu beachten sind.
Wie sieht der Karriereweg zum Nur-Notar aus?
Beim Nur-Notariat steht der Anwärterdienst im Mittelpunkt. Nach dem zweiten Staatsexamen können sich geeignete Bewerber auf den Einstieg in den Anwärterdienst bewerben. Erfolgreiche Kandidaten werden als Notarassessor in den Landesdienst aufgenommen und erhalten eine umfassende praktische Ausbildung in verschiedenen Notariaten.
Der Anwärterdienst umfasst meist mehrere Jahre und dient dazu, das gesamte Spektrum der notariellen Tätigkeit kennenzulernen – von der Beurkundung über das Entwerfen komplexer Verträge bis zur Kommunikation mit Mandanten und Gerichten. Die Ausbildung steht unter Aufsicht der Landesjustizverwaltung und der regionalen Notarkammern.
Erst wenn eine Notarstelle frei wird, kann der Notarassessor sich auf diese Stelle bewerben. Die Bestellung erfolgt nach sorgfältiger Prüfung der fachlichen Leistungen, der Eignung und der bisherigen praxisbezogenen Beurteilungen. Die Anzahl verfügbarer Stellen richtet sich nach dem Bedarf innerhalb der Rechtspflege.
Der typische Weg zum Nur-Notar lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Zweites Staatsexamen mit überdurchschnittlichem Abschluss
- Bewerbung auf den Anwärterdienst
- Mehrjährige Tätigkeit als Notarassessor
- Bewerbung auf ausgeschriebene Notarstellen
- Bestellung in ein eigenes Notaramt durch die Landesjustizverwaltung
Dieser Weg setzt eine hohe Leistungsbereitschaft und langfristige Planung voraus, bietet aber auch eine stabile und verantwortungsvolle berufliche Perspektive.
Wie wird man Anwaltsnotar – und welche Rolle spielt die notarielle Fachprüfung?
Während beim Nur-Notariat der Anwärterdienst im Mittelpunkt steht, ist der Weg zum Anwaltsnotar anders strukturiert. Der Anwaltsnotar bleibt Rechtsanwalt und übernimmt zusätzlich das Notaramt. Das bedeutet, dass seine Eignung sowohl aus anwaltlicher Praxis als auch aus notarspezifischer Qualifikation entsteht.
Zentral ist hierbei das Bestehen der notariellen Fachprüfung. Sie gilt bundesweit als anspruchsvoller Nachweis vertiefter Kenntnisse in zentralen Rechtsgebieten wie Grundstücksrecht, Gesellschaftsrecht, Erbrecht oder Familienrecht. Wer diese Prüfung erfolgreich abschließt, zeigt, dass er über die Befähigung zur selbstständigen Gestaltung komplexer Verträge und Urkunden verfügt.
Die Voraussetzungen für den Zugang zur Prüfung und zum späteren Bewerbungsverfahren unterscheiden sich je nach Bundesland, doch einige Grundregeln gelten bundesweit:
- mehrjährige anwaltliche Berufserfahrung,
- Teilnahme an notarspezifischen Fortbildungen,
- praktische Einblicke in das Notariat,
- erfolgreiche Teilnahme an der schriftlichen und mündlichen Prüfung.
Die notarielle Fachprüfung besteht aus mehreren Klausuren und einer mündlichen Prüfung. Sie ist inhaltlich breit aufgestellt und verlangt ein tiefes Verständnis des Zivilrechts sowie der Vertragsgestaltung. Erst mit einem guten Abschluss steigen die Chancen, im Bewerbungsverfahren um Anwaltsnotarstellen berücksichtigt zu werden.
Kurzüberblick über die notarielle Fachprüfung:
- Schriftliche Prüfungen in zentralen notariellen Rechtsgebieten
- Mündliche Prüfung als Nachweis der praktischen Befähigung
- Maßstab der Bestenauslese bei der späteren Auswahl
- Voraussetzung für die Bestellung zum Anwaltsnotar in zahlreichen Bundesländern
Damit bildet die Fachprüfung den wichtigsten Meilenstein für Juristen, die das Berufsziel Anwaltsnotar verfolgen.
Wie läuft das Bewerbungsverfahren um Notarstellen konkret ab?
Sobald die fachliche Befähigung nachgewiesen wurde, beginnt der eigentliche Wettbewerb um freie Notarstellen. Diese werden von der jeweiligen Landesjustizverwaltung ausgeschrieben. Die Ausschreibung benennt den Amtsbereich, die Anforderungen und die Bewerbungsfrist. Besonders in stark frequentierten Regionen gibt es oft mehr Bewerber als Stellen.
Das Bewerbungsverfahren folgt einem strukturierten Ablauf, der auf Transparenz und Bestenauslese ausgelegt ist:
- Öffentliche Ausschreibung der Notarstellen durch das Justizministerium
- Einreichung der Bewerbung mit Nachweisen über Studium, Examina, Tätigkeit und Eignung
- Prüfung der Unterlagen durch Justiz und Notarkammer
- Bewertung nach einem transparenten Punktesystem
- Auswahl der Bewerber und Bestellung durch Aushändigung der Ernennungsurkunde
In vielen Bundesländern fließen das zweite Staatsexamen und die notarielle Fachprüfung besonders stark in die Bewertung ein. Hinzu kommen praktische Erfahrungen, Fortbildungen und persönliche Eignung. Die Notarkammern werden regelmäßig angehört, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Erst mit der Bestellung beginnt das Amt, ein entscheidender Schritt in die berufliche Lebenszeitperspektive.
Welche fachlichen und persönlichen Kompetenzen brauchen Notare im Alltag?
Auch wenn die formalen Voraussetzungen den Zugang bestimmen, entscheidet im Arbeitsalltag vor allem die persönliche Eignung. Notare stehen täglich mit Menschen in Kontakt, die Klarheit und Orientierung bei weitreichenden Entscheidungen benötigen. Die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären und gleichzeitig neutral zu bleiben, gehört zu den wichtigsten Kompetenzen.
Dazu kommen:
- ausgeprägte Kommunikationsstärke,
- Verantwortungsbewusstsein bei risikoreichen Entscheidungen,
- hohe Präzision im Umgang mit Urkunden,
- wirtschaftliches Verständnis für Unternehmens- und Vertragsstrukturen,
- organisatorische Fähigkeiten für das Management eines Notariats.
Zudem müssen Notare jederzeit den Überblick behalten, auch wenn mehrere komplexe Rechtsgeschäfte parallel laufen. Die Tätigkeit ist anspruchsvoll, doch sie bietet die Möglichkeit, Menschen in zentralen Lebenssituationen zu unterstützen und gleichzeitig einen Beitrag zur Stabilität des Rechtssystems zu leisten.
Welche Karriereperspektiven bietet der Notarberuf langfristig?
Der Notarberuf gilt bundesweit als äußerst stabil und langfristig angelegt. Notare werden auf Lebenszeit bestellt und unterliegen einem hohen Maß an Verantwortung. Gerade weil Notarstellen streng reguliert sind und die Zahl der Amtssitze begrenzt ist, entwickeln sich langfristige, verlässliche Karrierewege.
Die Perspektiven umfassen:
- eine gesicherte Tätigkeit innerhalb eines klar geregelten Amtes,
- die Möglichkeit, ein eigenes Notariat mit Mitarbeitenden aufzubauen,
- Mitwirkung in Notarkammern oder regionalen Institutionen der Rechtspflege,
- Spezialisierung in bestimmten Rechtsgebieten wie Gesellschaftsrecht oder Erbrecht.
Wer den Weg erfolgreich gemeistert hat, findet im Notarberuf eine Tätigkeit, die Gestaltungsspielraum, rechtliche Verantwortung und wirtschaftliche Unabhängigkeit verbindet. Notare übernehmen eine Schlüsselfunktion zwischen Bürgern, Unternehmen und staatlicher Rechtspflege. Das macht das Amt attraktiv für Juristen, die langfristig im Zentrum der Rechtsgestaltung arbeiten möchten.
Fazit: Ein anspruchsvoller, lohnender Karriereweg mit klarer Verantwortung
Der Weg zum Notar oder zur Notarin ist anspruchsvoll, aber klar strukturiert. Er setzt hervorragende juristische Qualifikation, persönliche Eignung und die Bereitschaft zur kontinuierlichen fachlichen Weiterentwicklung voraus. Ob im Nur-Notariat oder im Anwaltsnotariat – Notare tragen zur Rechtssicherheit und zum Rechtsfrieden in Deutschland bei und gestalten Verträge, die für alle Beteiligten weitreichende Bedeutung haben.
Wer diesen Beruf anstrebt, sollte frühzeitig die Anforderungen des eigenen Bundeslandes prüfen, sich intensiv vorbereiten und die unterschiedlichen Wege – Notarassessor oder notarielle Fachprüfung – gezielt verfolgen. Der Karriereweg ist herausfordernd, doch er bietet langfristige Perspektiven und eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Zentrum der Rechtspflege.



















































































































