Ob im Freundeskreis, in Retreats oder als persönliches Morgenritual: Zeremonien mit rohem Kakao gewinnen auch hierzulande an Beliebtheit. Was auf den ersten Blick wie ein spiritueller Lifestyle-Trend wirken mag, ist für viele Menschen längst Teil einer bewussten Lebensführung geworden. Denn Kakao gilt nicht nur als nährstoffreiches Getränk, sondern auch als Begleiter für emotionale Tiefe, Reflexion und Achtsamkeit.
Anders als herkömmlicher Trinkkakao wird für Zeremonien roher, unbehandelter Kakao verwendet – mit Ursprung in indigenen Traditionen aus Südamerika. In einem geschützten Rahmen kann daraus ein bewusster Moment entstehen, der zur inneren Einkehr einlädt. Doch wie genau sieht so eine Zeremonie aus – und was braucht es, um ein eigenes Ritual zu gestalten?
Wer eine individuelle Kakaozeremonie gestalten möchte, findet auf Plattformen wie Kakaoliebe Inspiration, Anleitung und Zugang zu hochwertigen Kakaosorten. Dabei geht es nicht um ein starres Regelwerk, sondern um das Schaffen eines ganz persönlichen Raums für Bewusstsein, Entschleunigung und Verbindung – sei es allein, im Kreis von Freunden oder im Rahmen therapeutischer Begleitung.
Im Gespräch mit business-on.de erzählt Nina Weisert, Gründerin von „Kakaoliebe“, von ihrer Vision, von ihrer ersten Erfahrung mit zeremoniellem Kakao und davon, warum gerade gestresste Menschen in der modernen Arbeitswelt von kleinen Ritualen enorm profitieren können.
business-on.de: Wie kamen Sie das erste Mal in Berührung mit zeremoniellem Kakao?
Nina Weisert: Meine erste bewusste Begegnung mit Kakao hatte ich 2016 in Nicaragua, während einer Reise durch Mittelamerika. In einem kleinen Hotel mit Schokoladenmuseum wurde mir spontan ein Job als Yogalehrerin angeboten. Dort gab Ismael, mein heutiger Mann, Kakao-Workshops für Besucher\:innen. Ich habe dort zweimal täglich Yoga unterrichtet – und nebenbei viel über die Kakaopflanze, ihre Verarbeitung und ihre tiefere Bedeutung gelernt. Schon damals spürte ich: Kakao ist mehr als nur Schokolade, wie wir sie kennen. Heute, viele Jahre später, ist aus dieser Erfahrung unsere gemeinsame Vision entstanden – Kakaoliebe. Unsere Arbeit basiert auf einer Haltung der Dankbarkeit, Intention und Gegenseitigkeit gegenüber der Pflanze und allem Leben.
business-on.de: Was unterscheidet eine Kakaozeremonie von einer normalen Tasse Kakao?
Nina Weisert: Purer Kakao aus der ganzen Bohne war für viele alte Kulturen wie die Olmeken, Maya und Azteken eine heilige Pflanze – tief verankert in ihrer Mythologie und eng verbunden mit spirituellen Praktiken. Neben Mais galt Kakao als Geschenk an die Menschheit. Damit Kakao seine volle Wirkung entfalten kann, ist eine schonende Verarbeitung entscheidend – bei der die Kakaobutter erhalten bleibt. Nur dann sprechen wir von „zeremoniellem Kakao“.
Eine Kakaozeremonie ist eine Einladung zur bewussten Beziehung – nicht nur zu einem Getränk, sondern zum Leben selbst. Der Unterschied liegt in der inneren Haltung, mit der wir dem Kakao begegnen. Es geht nicht darum, ein traditionelles Ritual zu kopieren, sondern einen authentischen Raum zu öffnen – mit Präsenz, Intention und Respekt.
In einer Zeremonie ehren wir die Pflanze, die Erde, die Menschen, die an ihrer Entstehung beteiligt waren. Mein Mann Ismael bringt aus seiner langjährigen Arbeit mit Kakao in Nicaragua ein tiefes, indigen verwurzeltes Wissen mit – über Anbau, Fermentation und die spirituelle Dimension der Pflanze. Dieses Wissen fließt in jede unserer Kakaoblends ein.
Für uns beginnt die Zeremonie nicht erst beim Trinken, sondern bereits bei der Zubereitung – achtsam, bewusst und in Verbindung. Diese bewussten Momente helfen uns, in einer sich immer schneller drehenden Welt, wieder Ruhe, innere Ordnung und Halt in etwas Ursprünglichem zu finden.
Rituale waren über Jahrtausende ein selbstverständlicher Teil der Menschheitskultur – sie gaben Orientierung, begleiteten Übergänge und verbanden uns mit dem größeren Ganzen. In unserer modernen Gesellschaft ist vieles davon verloren gegangen. Vielleicht berührt der Kakao deshalb heute so viele Menschen: Weil er etwas in uns erinnert. An unseren Ursprung. An Verbindung. An eine höhere Ordnung, die jenseits des Alltagsrauschens spürbar wird.
business-on.de: Viele Menschen suchen heute nach Ruhe und Struktur – kann ein Ritual mit Kakao dabei helfen?
Nina Weisert: Ja, absolut. Rituale mit Kakao können dabei helfen, wieder in Verbindung zu kommen – mit dem eigenen Rhythmus, dem Körper, dem Atem. Kakao wirkt dabei wie eine Brücke: sanft aktivierend, herzöffnend und zugleich stabilisierend. Aber es geht nicht nur darum, etwas zu “empfangen”. Die Kraft von purem Kakao erinnert uns auch an unsere Rolle im größeren Ganzen. Er lädt uns ein, das Leben bewusst mitzugestalten, in Beziehung zu treten – zu uns selbst, zu anderen, zur Erde. Gerade in einem Alltag, der oft laut und schnell ist, kann ein bewusstes Kakaoritual ein liebevoller Anker sein, der Orientierung und innere Klarheit schenkt.
business-on.de: Welche Elemente gehören für Sie zu einem gelungenen Kakaoritual?
Nina Weisert: Es beginnt mit Dankbarkeit – denn dankbar zu sein für das Leben, für das, was wir haben und was wir sind, öffnet unser Herz. Ich danke der Pflanze, dem Boden, den Menschen, die an ihrer Entstehung mitgewirkt haben. Kakao in der Tasse zu halten – aus dem Dschungel Mittelamerikas bis zu uns gereist – ist keine Selbstverständlichkeit. Allein sich das bewusst zu machen, schenkt Raum. Und lädt uns ein, innezuhalten.
Dann folgt die Intention. Sie ist wie ein innerer Kompass, eine stille Ausrichtung, mit der wir dem Moment begegnen. Intention bedeutet für mich, bewusst zu entscheiden, wofür ich den Raum öffne. Vielleicht für mehr Klarheit, für Heilung, für Verbindung – oder einfach für einen Moment mit mir selbst. Ich bereite den Kakao in Ruhe zu, gestalte einen klaren, schönen Raum und verbinde mich mit meinem Atem. Jeder Mensch bringt dabei eigene Elemente ein: Musik, Meditation, Schreiben, kreatives Arbeiten oder Stille. Wichtig ist, dass es ehrlich ist und von Herzen kommt.
Unsere Kakaoblends tragen unterschiedliche energetische Qualitäten in sich, die diesen Raum auf natürliche Weise unterstützen. Sie wurden mit großer Sorgfalt entwickelt – getragen von der Verbindung meines Mannes Ismael zur Pflanze und meinem eigenen Erfahrungsweg.
Und am Ende steht für mich immer auch eine Frage: Wie kann ich das, was ich hier empfange, wieder ins Leben zurückgeben?
Denn ein Kakaoritual ist kein Einbahnweg. Es geht nicht nur darum, zu empfangen, sondern auch darum, in Beziehung zu treten. Reziprozität bedeutet für mich: Ich nehme nicht einfach, ich antworte. Ich werde Teil eines lebendigen Austauschs – mit der Pflanze, mit der Erde, mit dem Leben selbst. Vielleicht, indem ich bewusster handle. Indem ich liebevoller spreche. Oder indem ich mit dem, was ich empfangen habe, anderen diene. Es ist ein Geben und Nehmen in Harmonie – so, wie es in der Natur immer geschieht.
business-on.de: Was empfehlen Sie Menschen, die ein eigenes Ritual beginnen möchten?
Nina Weisert: Beginne einfach. Du trägst bereits alles in dir – es braucht keinen Guru und keinen Kurs. Dieses alte Wissen liegt in uns allen, auch wenn es in unserer heutigen Welt oft in den Hintergrund gerückt ist. Es gibt kein richtig oder falsch. Wichtig ist nur: dass du beginnst – und beobachtest, wie dieses Wissen in dir wieder lebendig wird.
Gerade am Anfang: Mach es dir nicht kompliziert – aber mach es bewusst. Ein klarer Raum, ein paar tiefe Atemzüge, eine ehrliche Intention – das reicht vollkommen. Entscheidend ist die innere Haltung.
Wenn du möchtest, findest du auf unserer Website eine ausführliche Anleitung für dein erstes Kakaoritual. Sie begleitet dich Schritt für Schritt – von der Auswahl des passenden Kakaos über die Zubereitung bis hin zu Reflexionsimpulsen.
Und dann: Sei offen für das, was sich zeigt. Kakao ist mehr als Nahrung. In vielen indigenen Kulturen wird sie als Lehrerpflanze verehrt – als eine Kraft, die uns erinnern kann. Wenn wir ihr in Ruhe begegnen und uns auf ihre Frequenz einlassen, kann sie uns dabei unterstützen, Erkenntnisse zu gewinnen, Klarheit zu finden und unsere Verbindung zum Leben bewusster zu gestalten.
Kakao erinnert uns daran, dass wir verbunden sind. Dass wir gestalten dürfen. Und dass Rituale nicht aus der Vergangenheit stammen müssen – sondern in jedem Moment neu entstehen können. Genau darin liegt ihre Kraft: Sie holen uns aus dem Kopf zurück ins Herz. Dort, wo wir wirklich spüren. Dort, wo Verbindung entsteht – zu uns selbst, zum Leben, zur Welt.
Und vielleicht ist es genau das, was wir heute so dringend brauchen: einfache, ehrliche Räume, in denen wir wieder ganz da sein dürfen. Nicht perfekt, aber präsent. Rituale wie das mit Kakao sind keine Flucht – sie sind ein Ankommen. Ein Erinnern an das, was in uns längst angelegt ist.
business-on.de : Gibt es einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Nina Weisert: Ehrlich gesagt gibt es zahlreiche, aber einer der prägendsten Momente war meine erste bewusste Erfahrung mit zeremoniellem Kakao in Costa Rica. Ich war damals im Süden des Landes unterwegs, bei den Bribri – einem indigenen Volk, das seit Generationen mit Kakao lebt, arbeitet und ihn als Teil ihrer spirituellen Welt versteht. Dort habe ich zum ersten Mal gespürt, dass Kakao mehr ist als ein nährendes Getränk. Es war ein Moment, in dem ich nicht konsumiert habe – sondern zugehört. Etwas in mir wurde still, wach und verbunden.
Diese Erfahrung hat sich tief eingebrannt, nicht als Ritual im äußeren Sinne, sondern als innerer Wandel. Es war der Punkt, an dem ich begonnen habe, Kakao nicht mehr als Produkt zu sehen, sondern als Beziehung – zu mir selbst, zur Pflanze und zu dem Wissen, das durch sie lebendig bleibt.
Jahre später durfte ich mit Ismael, meinem Mann, diese Verbindung vertiefen. Seine Wurzeln in Nicaragua, sein Wissen über Anbau, Fermentation und die spirituelle Dimension der Pflanze haben mein eigenes Erleben erweitert. Heute ist Kakaoliebe für uns nicht nur eine Marke, sondern Ausdruck einer gelebten Verbindung – zwischen Kulturen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Mensch und Erde.
business-on.de: Vielen Dank für das offene Gespräch und die inspirierenden Einblicke in Ihre Arbeit mit Kakaoliebe. Ihre Ausführungen zur Kraft bewusster Rituale, zur Bedeutung von Achtsamkeit im Alltag und zur individuellen Gestaltung von Kakaozeremonien zeigen eindrucksvoll, wie sehr alte Traditionen auch in der modernen Welt Relevanz haben können. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg dabei, Menschen über den Kakao einen Zugang zu sich selbst und zu mehr innerer Balance zu ermöglichen.
Bildquellen:
- Expertentalk mit Nina Weisert: Copyright: Nina Weisert, Kakaoliebe GbR
