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Wirtschaftslexikon

Bitcoin – Virtuelles Geld aus dem Netz

Die Merkmale von Bargeld und elektronischen Überweisungen vereinen sich in Bitcoin, einer neuen Form des Geldes, das ausschließlich über ein Computernetzwerk geschöpft wie auch verwaltet wird.

dekayrock / Fotolia.com

Definition Bitcoin

Die Struktur funktioniert dezentral, und obwohl es in jüngster Zeit zahlreiche schlechte Nachrichten rund um die digitale Währung gab, geht der Handel nach wie vor weiter. Der Grund, warum die Befürworter von Bitcoin trotz aller Schwankungen an dem virtuellen Geld festhalten, ist schnell ersichtlich: Bitcoin ist von Banken und vom Staat unabhängig und wird absolut anonym gehandelt.

Der Handel mit Bitcoin

Bitcoin basiert auf den heute möglichen extrem sicheren Verschlüsselungssystemen. Dadurch werden die einzelnen Einheiten fälschungssicher, jeder Betrag kann nur einmal ausgegeben werden. Seinen „Besitz“ an Bitcoins verwaltet man in einer elektronischen Geldbörse, die über eine Signatur geschützt ist. Der Wert, den die Einheit Bitcoin jeweils hat, hängt von der Akzeptanz ab. Die Übertragung findet über elektronische Transaktionen ab, die für eine geringe Gebühr vorgenommen werden. Gehandelt wird entweder an den üblichen Bitcoin-Börsen wie zum Beispiel Mt.Gox oder der kürzlich geschlossenen Börse Bitcoin24. Diese größte der Bitcoin-Börsen in Europa steht unter Betrugsverdacht, die Staatsanwaltschaft in Berlin ermittelt.

Anwendungsmöglichkeiten von Bitcoin

Bitcoins ist eine Währung und wird auch dementsprechend für den Handel mit Waren und zur Bezahlung von Dienstleistungen verwendet. Im Online-Bereich akzeptieren bereits verschiedene Dienstleister Bitcoin als Zahlungsmittel, zum Beispiel WordPress.com, aber auch Pizza-Lieferdienste, Reiseveranstalter oder Spieleentwicklern. Bitcoins werden ebenso gerne von NGOs als Währung für Spenden akzeptiert. Auch im Spekulationsgeschäft wird die virtuelle Währung eingesetzt, allerdings mit hohem Risiko. Die Kursschwankungen können aktuell bis zu 20% betragen.

Woher kommen Bitcoins? Bitcoin Mining und Tausch

Bei normalen Währungen geben Staaten und deren Zentralbanken Geldscheine und Münzen aus, Bitcoins jedoch werden virtuell „erzeugt“. Wie kommen aber Nutzer an Bitcoins heran, wenn sie damit bezahlen wollen? Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man erwirbt sich Bitcoins durch sogenanntes „Mining“ oder man tauscht sie gegen andere Währungen, wie Euro oder Dollar ein.

Bitcoins werden erzeugt, indem Nutzer mit ihren Computern mathematische Probleme lösen. Als Belohnung erhalten sie Bitcoins. Diesen Prozess bezeichnet man als Mining. Je mehr Teilnehmer sich im Bitcoin-Netzwerk befinden, desto sicherer wird dieses, daher ist das Mining ein wichtiger Teil des Bitcoin-Prozesses. Zu Beginn wurden die mathematischen Probleme noch mit den Prozessoren normaler Rechner gelöst, später setzten viele Nutzer Gaming-Grafikkarten ein, die schneller sind. Inzwischen kommen oft sogar speziell umprogrammierte Chips mit noch größerer Rechenleistung zum Einsatz. Mining kann deshalb mit normalen Rechnern praktisch nicht mehr betrieben werden, da deren Rechenleistung gegenüber der Konkurrenz zu klein ist – die Schwierigkeit der mathematischen Aufgaben steigt nämlich, je höher die durchschnittliche Rechenleistung aller Beteiligten ist. Für normale Nutzer kommt Mining deshalb kaum infrage.

Die meisten Bitcoin-Besitzer haben ihre Bitcoins durch Tausch an den diversen Bitcoin-Börsen im Internet erworben. Dort kann jeder Nutzer Angebote einstellen, um Bitcoins gegen seine Landeswährung oder andere Währungen einzutauschen. Ob der jeweils angebotene „Wechselkurs“ angenommen wird oder nicht, hängt von den Mitgliedern ab, zwischen verschiedenen Börsen können auch beträchtliche Kursunterschiede bestehen.

Erfinder wollte eine stabile Online-Währung ohne Staat schaffen

Bitcoins können ohne den Zwischenschritt Bank einfach online erworben und ausgegeben werden und ermöglichen den Nutzern anonym zu bleiben. Ein bisher unbekannter Programmierer mit dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ schuf die Währung im Jahr 2009 mit genau dieser Absicht – eine stabile Währung zu schaffen, die von Banken, Zentralbanken und Staaten unabhängig ist. Vollständige Anonymität kann Bitcoin zwar auch nicht garantieren, jedoch einen wesentlich größeren Schutz der Privatsphäre als normale Zahlungsmittel. Die Bitcoin-Transaktionen sind für Privatpersonen und Firmen nicht auf bestimmte Personen rückführbar, Ermittlungsbehörden verfügen aber über andere Möglichkeiten.

Bitcoin ist auch eine sogenannte „Fiatwährung“, d. h., sie hat keinen inneren Sachwert, wie das etwa eine Goldmünze hätte (deren Materialwert allein zum Warentausch geeignet wäre). Heute sind zwar alle großen Währungen wie Dollar und Euro Fiatgeld. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Banknoten und Münzen, die von Staaten ausgegeben werden, benötigen Bitcoins aber keine physische Repräsentation. Bitcoins existieren virtuell und werden elektronisch geschöpft, verwaltet und überwiesen – per privatem Sicherheitsschlüssel. Auch eine Geldfälschung soll damit ausgeschlossen sein.

Da der Wert von Bitcoins nicht durch staatliche Gesetze festgelegt und durchgesetzt wird, ergibt er sich im Sinen des Schöpfers je nach Angebot und Nachfrage durch die Nutzer. An den unregulierten Bitcoin-Börsen im Internet wird fern irgendwelcher Finanzbehörden über den Wert verhandelt, der sehr stark schwanken kann. Berühmtheit erlangte z. B. der Kauf von zwei Pizzen für 10.000 Bitcoins. An diesen Börsen können Bitcoins auch in andere Währungen getauscht werden.

Ob die Währung auch weiterhin so unabhängig von Staaten bleibt, muss abgewartet werden. Inzwischen wurden schon einige Unternehmen, die mit Bitcoins gehandelt haben von staatlicher Seite als Finanzunternehmen eingestuft. Und auf der größten Bitcoin-Börse Mt. Gox wurde Konten durch den Heimatschutz der USA beschlagnahmt, weil sie sich nicht an Überweisungsvorschriften hielten. Das US-Finanzministerium soll auch schon Pläne haben die virtuelle Währung in Zukunft zu kontrollieren.

Physische Bitcoin-Münzen

Obwohl Bitcoins eigentlich keine physische Repräsentation benötigen, sind „Münzen“ von Bitcoins trotzdem käuflich. Bei einer solchen Münze, die man in der Hand halten und im Geldbeutel herumtragen kann, befindet sich unter einem Hologramm der private Schlüssel als Zugang zum Guthaben. Das Hologramm muss man beschädigen um an den Schlüssel herankommen und den Betrag mit dessen Hilfe zu transferieren oder auszugeben. Danach ist die Münze im Prinzip wertlos. Diese Art Münzen erfordern allerdings ein gewisses Vertrauen in den Hersteller, denn nichts würde diesen daran hindern, den Schlüssel selbst zu speichern und den Betrag auszugeben oder zwei Münzen mit demselben Schlüssel herzustellen.

Bitcoin-Münzen gibt es aus Messing, Silber und Gold mit verschieden hohem Guthaben im Inneren. Zudem sind Bitcoin-Medaillen im Handel, die zwar das Bitcoin-Logo tragen, aber kein Guthaben beinhalten.

Nachahmer und Zukunftsaussichten

Eine Idee wie Bitcoin hat schnell auch Nachahmer gefunden, vor allem weil die Software für Bitcoin Open Source ist und von jedem genutzt werden kann. So entstanden in den letzten Jahren gleich mehrere andere Kryptowährungen nach dem Bitcoinvorbild – sie heißen Litecoin, Ripple oder PPCoin, um nur einige der erfolgreichsten zu nennen. Die einen sehen solche virtuellen Währungen längst als Revolution an, die den Geldmarkt für immer verändern wird, andere sehen darin aber eine Eintagsfliege ohne Einfluss auf zukünftige Entwicklungen. Ob sich die „Regionalwährung des Internets“ durchsetzen wird oder wieder verschwindet, werden sicher viele Menschen mit Spannung verfolgen.

Aktualisiert 02.12.2013

Die wichtigsten Eigenschaften von Bitcoins im Überblick
Dezentralität    •    Peer-to-Peer-Struktur
•    gezielte Einflussnahme auf Geldmenge wäre sehr umständlich
Fälschungssicherheit    •    verschiedene asymmetrische kryptographische Verfahren mit digitalen Signaturen
•    Fälschung derzeit nicht möglich
•    Proof-of-Work-Verfahren zur Verhinderung doppelt ausgegebener Coins
Kosten    •    Zahlungsverkehr ohne Mitwirkung von Finanzinstituten möglich
•    Bestätigungsgebühr bei jeder Transaktion (0,00001 Bitcoins)
•    bei freiwilliger Erhöhung der Gebühr Beschleunigung des Bestellvorgangs
Unumkehrbarkeit von Zahlungen •    Bitcoin-Transaktionen sind nicht reversibel
•    Vorteil für Verkäufer, keine Rückbuchungen bei betrügerischen Käufen
•    Tippfehler durch Eingabe von Prüfsumme verhindert

Wertentwicklung von Bitcoins

Zu Beginn hatten Bitcoins keinen in andere Währungen umrechenbaren Wert. Im Jahr 2010 wurden dann die ersten Wechselkurse in Bitcoin-Foren ausgehandelt. Ende 2011 lag der Wechselkurs zwischen US-Dollar und Bitcoin noch im einstelligen Bereich. Das heißt, man bekam einen Bitcoin noch für weniger als 10 US-Dollar. Im Jahr 2012 stieg der Kurs dann deutlich an. Um die Jahresmitte herum war ein Bitcoin bereits 15 US-Dollar wert.

Im nächsten Jahr verstärkte sich dieser Trend noch. Hauptgründe hierfür waren die steigende Verbreitung, die große mediale Aufmerksamkeit und die Bankenkrise in Zypern. Anfang April erreichte der Kurs einen Wert von 266 Dollar. Nach einigen Schwankungen erreichte der Kurst im November 2013 dann seinen Höchstwert. Ein Bitcoin war zu diesem Zeitpunkt rund 1.100 Dollar wert.

Kritik an Bitcoin und Kontroverse

Von Anfang an rief Bitcoin Kritiker auf den Plan. Dabei wurden sowohl finanzielle Risiken als auch rechtliche Grauzonen diskutiert. Anbei finden Sie einen kurzen Überblick über die wichtigsten Kritikpunkte:

Kurssteigerungen ohne materiellen Gegenwert (Ponzi-Schema)

Kritiker mahnen an, dass Bitcoin nur Gewinne erziele, wenn immer wieder neue Kunden Bitcoins zu höheren Preisen kaufen. Das Problem dabei: die Bitcoins haben keinen materiellen Wert. Der Kurs würde früher oder später auf Null fallen. Nachzügler ständen am Ende nur mit Verlusten da. Befürworter sprechen indes von einer Kursstabilisierung durch Sättigungseffekte.

Risiko des Geldverlustes

Bisher ist es relativ riskant, Bitcoins in größeren Mengen zu kaufen. Das liegt vor allem an folgenden Gründen:

  • Datenverluste, Malware und Einbrüche in Online-Banken können zum Verlust der gesamten Einlage führen.
  • Der Staat könnte als Maßnahme gegen Geldwäsche starke Einschränkungen und Regulierungen vornehmen.
  • Systemüberlastung – Transaktionen könnten sehr langsam und teuer werden.
  • Zu geringe kommerzielle Nutzung.

Risiko der Inflation

Bei Bitcoin handelt es sich letzten Endes um eine Geldschöpfung, die traditionell in das Aufgabengebiet der Notenbanken fällt. Durch eine Vergrößerung der Geldmenge gegenüber den Warenwerten kann es zur Inflation kommen. Befürworter halten dem entgegen, dass die Loslösung von Finanzmitteln aus staatlichen Strukturen zu einer Demokratisierung von Geldern führe.

Zu Kritik und Kontroverse

Zulässigkeit der dezentralisierten Wertschöpfung

Wenn sich die Zahlungseinheit dauerhaft etabliert und für den Handel relevant wird, findet eine Geldschöpfung statt. Traditionell ist es aber so, dass hier die Noten- bzw. Geschäftsbanken das Monopol haben. Bei einer Vergrößerung der Geldmenge bei gleichbleibender Warenmenge kommt es aber zu einer Inflation. Dadurch verringert sich die Kaufkraft der bisherigen Guthaben, womit faktisch Geld an die Geld ausgebende Stelle übertragen wird.

Bei Bitcoin entfällt diese Einnahmemöglichkeit für die Zentralbanken. Deshalb bestreiten Einrichtungen wie der Interessenverband „Bundesverband digitale Wirtschaft“ die Rechtmäßigkeit der Währungsform. Andere Guthabensysteme wie Linden Dollars, Payback-Cards oder Vielfliegermeilen seien nicht von diesen Problemen betroffen.

Befürworter erklären hingegen das die Loslösung der Wertschöpfung von Machtstrukturen zu einer Demokratisierung des Geldwesens führt.

 

Florian Weis

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