Die Arbeitswelt ist im Wandel. Digitalisierung, Fachkräftemangel und neue Anforderungen an Kommunikation und Organisation verändern nicht nur Berufsbilder, sondern eröffnen auch neue Chancen für Quereinsteigerinnen und Arbeitssuchende. Wer sich beruflich neu orientieren möchte, braucht nicht nur Mut, sondern auch ein solides Konzept, das Perspektiven bietet – sowohl inhaltlich als auch strukturell. Genau hier setzt das Modellprojekt „Umschulung Digital Kooperativ (UDK)“ des Kolping-Bildungswerks Ostbayern an.
Mit einem starken Fokus auf digitalen Kompetenzen, Teamarbeit und praxisnahem Lernen bietet Kolping eine innovative Umschulung Kauffrau für Büromanagement, die speziell auf die Anforderungen des modernen Büroalltags ausgerichtet ist. Neben Fachwissen stehen Soft Skills, Selbstorganisation und kooperatives Arbeiten im Zentrum der Maßnahme – ein zukunftsweisender Ansatz für alle, die sich beruflich neu aufstellen möchten.
Im Gespräch mit Hr. Kreuzer wollen wir mehr darüber erfahren, wie die Umschulung konkret aufgebaut ist, welche Menschen davon profitieren können und was das Angebot von anderen Maßnahmen unterscheidet.
Business-on: Hr. Kreuzer, wie kam es zur Entwicklung des Projekts „Umschulung Digital Kooperativ (UDK)“ – und was war der Anlass für dieses neue Format? Welche Zielgruppe sprechen Sie mit der Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement konkret an?
Hr. Kreuzer: Im Unterschied zu vielen anderen Bildungsträgern sind die Kolping-Bildungsunternehmen nicht bayernweit oder bundesweit tätig, sondern konzentrieren sich auf die jeweilige Region. Gerade diese regionale Ausrichtung ist eine besondere Stärke der Kolping Bildungseinrichtungen, da sie vor Ort hervorragend vernetzt sind.
Um eine berufliche Weiterbildung anbieten zu können, ist in der Regel eine Mindestteilnehmerzahl erforderlich. Gerade bei Umschulungen ist es für einzelne Träger oft schwierig, diese Zahl zu erreichen. Aus diesem Grund haben sich die Kolping-Bildungsunternehmen zusammengeschlossen, um Umschulungen gemeinsam und bayernweit durchführen zu können.
Unsere Zielgruppen sind unter anderem Arbeitssuchende Menschen, die aktuell keinen Job haben und durch eine Umschulung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern möchten,
Berufsrückkehrer:innen, die nach einer längeren Auszeit – etwa wegen Kindererziehung oder Krankheit – wieder ins Berufsleben einsteigen wollen,
Menschen mit Migrationshintergrund, die sich für den deutschen Arbeitsmarkt qualifizieren wollen.
Die UDK richtet sich insbesondere an Personen, die längere Zeit nicht gelernt haben oder beim Lernen Schwierigkeiten haben. Durch die Lernbegleitung vor Ort wird neben dem Online-Unterricht durch die Fachlehrkraft eine zusätzliche individuelle Unterstützung gewährleistet. Ich denke, dass dies die Stärke der Kolping-Bildungsunternehmen vor Ort ist.
Business-on: Wie sieht ein typischer Tag in der Umschulung aus? Welche Inhalte und Methoden kommen zum Einsatz?
Hr. Kreuzer: Der Umschulungstag beginnt stets mit der Vorbereitung auf den Online-Fachunterricht. Für eine bestmögliche Qualität der Umschulung haben wir besonders qualifizierte Ausbilderinnen und Ausbilder gewonnen. Neben klassischem Frontalunterricht und praxisnahen Unterweisungen steht ein modernes Lernmanagementsystem zur Verfügung, das durch interaktive Programme ergänzt wird – beispielsweise ein vollständiges ERP-System für die Umschulung im Bereich Kaufleute für Büromanagement.
Am Nachmittag bearbeiten die Teilnehmenden praxisorientierte Arbeitsaufträge. Währenddessen werden sie entweder vor Ort von einem Lernprozessbegleiter oder individuell online durch die Fachausbilderinnen und Fachausbilder unterstützt. So ist eine optimale Betreuung und Förderung während des gesamten Umschulungstages gewährleistet.
Business-on: Welche Kompetenzen erwerben die Teilnehmenden – fachlich, aber auch persönlich?
Hr. Kreuzer: Die wichtigste fachliche Kompetenz ist natürlich der erfolgreiche Berufsabschluss. Während der Umschulung natürlich die fundierten Fachkenntnisse im Berufsfeld, praxisorientierte Anwendung von Wissen, etwa durch den Umgang mit branchenspezifischer Software oder ERP-Systemen, Entwicklung von Medien- und IT-Kompetenz, insbesondere im digitalen Arbeitsumfeld.
Bei den persönlichen Kompetenzen sehe ich zunächst die Stärkung der digitalen Kompetenzen und Fähigkeiten sich in virtuellen Arbeitsumgebungen zurechtzufinden und erfolgreich zu arbeiten, sowie den Ausbau von Soft Skills wie Kommunikation, Teamarbeit, Problemlösung, Anpassungsfähigkeit und Konfliktfähigkeit.
Besonders hervorzuheben wäre das Erreichen einer Lernkompetenz. Dieser Prozess dauert in der Regel bei Umschulungsstart 1 bis 2 Wochen.
Business-on: Gibt es besondere Herausforderungen, mit denen die Teilnehmenden konfrontiert werden – und wie werden sie darauf vorbereitet?
Hr. Kreuzer: Die Umschulung findet ja immer in Kooperation mit regionalen Betrieben statt. Das heißt Umschulungsinhalte, die wir als Bildungsträger (meist praxisbezogen) nicht leisten können, vermittelt der Kooperationsbetrieb. Bei den Kaufleuten für Büromanagement beträgt der Anteil dabei ca. 6 Monate. Die Herausforderung ist, dass sich die Umschulenden im Kooperationsbetrieb bewähren. Dies hat bisher aber immer gut geklappt, da auch hier der Bildungsträger unterstützt.
Business-on: Wie wird das Thema Digitalisierung konkret im Unterricht integriert?
Hr. Kreuzer: Inzwischen ist das Thema Digitalisierung auch Teil der Ausbildungspläne und Rahmenlehrpläne, sodass es auch Unterrichtsinhalt der Umschulung ist. Die Online-Umschulung ist dafür auch ein gutes Beispiel.
Business-on: Können Sie uns ein Beispiel nennen, wie eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer durch die Maßnahme beruflich neu durchgestartet ist?
Hr. Kreuzer: Da die UDK noch relativ jung ist, können wir bisher nur die Ergebnisse der IHK-Zwischenprüfungen vorweisen. Diese zeigen aber bereits, dass die UDK eine erfolgreiche berufliche Weiterbildung ist.
Business-on: Welche Perspektiven haben Absolventinnen und Absolventen nach Abschluss der Umschulung auf dem Arbeitsmarkt?
Hr. Kreuzer: Wir bieten in der UDK nur Umschulungsberufe an, die später auch gute berufliche Perspektiven haben. Bei einem guten beruflichen Abschluss steht einer beruflichen Karriere eigentlich nichts mehr im Wege. Unser erster Ansatz ist natürlich, dass der Kooperationsbetrieb die erste Wahl für eine spätere Beschäftigung ist.
Business-on: Und zum Schluss: Was würden Sie jemandem raten, der oder die mit dem Gedanken spielt, sich beruflich neu zu orientieren, aber noch zögert?
Hr. Kreuzer: Ich würde wirklich empfehlen, sich zunächst mit der Agentur für Arbeit in Verbindung zu setzen, ob eine Förderung möglich ist. Im Anschluss freuen wir uns, Sie persönlich und ohne Zeitdruck beraten zu dürfen!Herzlichen Dank an Herrn Kreuzer und das Team des Kolping-Bildungswerks Ostbayern für das offene Gespräch und die wertvollen Einblicke in ein zukunftsweisendes Umschulungskonzept.
