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Riester-Rente: Ladenhüter oder sinnvolle Altersvorsorge? Unser Interview

Die Riester-Rente ist in den Medien immer wieder Gegenstand der Diskussion. Dabei geht es vor allem darum, ob die staatlich geförderte Altersvorsorge aufgrund vieler Konstruktionsmängel mit Recht ein Ladenhüter ist oder doch eine sinnvolle Form der privaten Altersvorsorge.

Von staatlicher Seite gab es seit der Einführung der Riester-Rente bereits viele Versuche, die Probleme abzumildern oder zu beseitigen. Doch ist dies nachhaltig gelungen? Wir haben einen Experten für private und betriebliche Altersvorsorge von Finanzen.de gefragt.

Guten Tag, wie sehen Sie die private Altersvorsorge in Form der Riester-Rente?

Guten Tag, vielen Dank für die Einladung zu diesem Gespräch. Die Riester-Rente weist ganz klar Mängel in ihrem Aufbau auf, die dafür sorgen, dass sie bei weitem nicht für jeden Arbeitnehmer rentabel ist. Gleichzeitig erweist sie jedoch in der Praxis deutlich besser als ihr Ruf.

Könnten Sie das etwas konkretisieren?

Grundsätzlich lässt sich nicht grundsätzlich von der Riester-Rente an sich sprechen. Ganz unabhängig von der Art des Produktes existieren zum Teil nämlich recht große Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten, wie auf https://www.finanzen.de/altersvorsorge/riester-rente/testsieger verdeutlicht wird. Dort wurden verschiedene Testergebnisse verdichtet, und die zeigen, dass die ausgezahlte Rente am Ende deutlich schwankt. Bei den klassischen Rentenversicherungen lag die Schwankungsbreite mit 85 Euro Einzahlung über 30 Jahre bei 8 Euro. Bei 40 Jahren Laufzeit schwankten die Rentenzahlungen später schon um 17 Euro.
Diese Beträge mögen auf den ersten Blick nicht wichtig klingen, aber es handelt sich um monatliche Auszahlungen bis zum Lebensende. 17 Euro pro Monat mehr bedeutet in 5 Jahren schon eine zusätzliche Rente von 1.020 Euro. Aus diesem Grund sollten Interessenten hier schon genau hinschauen.

Sie sprachen vorher von verschiedenen Produktarten – was ist heute empfehlenswert?

Das hängt von der eigenen Risikoaversion ab. Klassische Rentenversicherungen punkten oft mit einer soliden garantierten Rente. Bei fondsgebundenen Varianten fällt der garantierte Betrag oft geringer aus. Dafür bestehen höhere Renditechancen, sodass am Ende noch einmal deutlich höhere Rentenbeträge dabei herauskommen können. Sollte es allerdings sehr schlecht laufen, kann die garantierte Rente bei der fondsgebundenen Variante sogar etwas niedriger ausfallen als bei klassischen Rentenversicherungen.
Viele Anbieter lassen den Kunden heute die Wahl, die Aktienfonds selbst zu bestimmen. Auch wenn die Auswahl nicht sonderlich groß ausfällt, sollten Anleger genau hinschauen. Wer bei den Fonds mehr Sicherheit nutzen möchte, kann sich beispielsweise auch für Indexfonds entscheiden. Hierbei wird das Risiko auf viele Aktienwerte verteilt. In der Langfristbetrachtung haben viele der bekannten Aktienindizes sehr attraktive Renditen erzielt.

Wovon hängt der Erfolg der eigenen Riester-Rente noch ab?

Neben der Produktart und dem konkreten Anbieter kommen noch zwei Faktoren ins Spiel: die familiäre Situation sowie die Anlagedauer. Wer möglichst früh anfängt, hat am Ende 40-45 Jahre für die Einzahlung. Dies erhöht die mögliche Zusatzrente am Ende deutlich, weil gerade die späten Jahre aufgrund des Zinseszins-Effektes für hohe Zuwächse sorgen.

Bei der familiären Situation spielen vor allem Kinder eine wichtige Rolle. Ein Riester-Sparer erhält 175 Euro staatliche Zulage jährlich als Förderung. Für jedes Kind (Geburtsjahr ab 2008) kommen 300 Euro pro Jahr hinzu. Eltern mit 2-4 Kindern können auf diese Weise also ein ansehnliches Zusatzpolster ansparen, welches die Rentenauszahlung später deutlich erhöht.

Auch das eigene Einkommen ist ein wichtiger Faktor. Grundsätzlich muss ein Versicherter 4% des rentenversicherungspflichtigen Einkommens in einen Riester-Vertrag investieren, um die volle Zulage zu erhalten. Der Höchstbetrag liegt hier bei 2.100 Euro pro Jahr abzüglich des Zulagenanspruchs. Wer nur wenig verdient, schafft die 4% mit einem deutlich kleinen Betrag und muss angesichts des Zulagenanspruchs oft nur den Sockelbetrag von 60 Euro bezahlen.

Warum hat die Riester-Rente eigentlich so einen schlechten Ruf?

Das wichtigste Argument ist die fehlende Flexibilität. Es existieren sehr ausführliche gesetzliche Vorgaben, die Riester-Verträge erfüllen müssen, um die Zertifizierung zu erhalten. So muss die Auszahlung als lebenslange Rente (Leibrente oder Auszahlung mit ansprechender Leibrente ab dem 85. Lebensjahr) erfolgen und darf frühestens ab dem 62. Lebensjahr beginnen. Darüber hinaus galt die Beschränkung auf teure private Rentenversicherungen und Banksparpläne als sehr beschränkend.
Hier wurde durch Fondssparpläne, fondsgebundene Rentenversicherungen und auch Wohn Riester-Darlehen jedoch deutlich nachgebessert. Die hohen Kosten müssen zudem mindestens auf die ersten 5 Jahre verteilt werden. Trotzdem gelten Riester-Verträge auch heute noch nicht als kostenoptimal.

Vielen Dank für das Gespräch!

Ich danke Ihnen für die Einladung.

 

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