Mit Integrität ist in der Wirtschaft gemeint, dass 2 Parteien Vertrauen ineinander haben. Dies gilt dann, wenn bestimmte Interessen eines Teiles berücksichtigt werden müssen. Die Integrität erlangt eine Partei durch Erfahrungen als auch Erwartungen, die man von der Gegenseite hat. Es geht zudem nicht nur um Interessen, sondern auch um die Einhaltung von feststehenden Regeln allgemeiner Art als auch in bestehenden Verträgen untereinander. Vertrauen ist demnach ein fest zusammenstehender Begriff mit dem der Integrität.
Der Begriff „integer“(lateinisch für „unberührt“, „unversehen“, „unverdorben“)
Integer zu sein bedeutet:
- Sich selbst treu zu bleiben
- Die Übereinstimmung von persönlich festgelegten Werten mit dem eigenen, tatsächlichen Handeln
- Eine Einstellung, die glaubhaft mit der eigenen Person verbunden werden kann. Dies meint sich selbst als auch Außenstehenden gegenüber.
Inhaltsverzeichnis zur Integrität
- Das offensichtliche Konfliktfeld
- Dimensionen der persönlichen Integrität
- Korruption als Gegenbegriff zur Integrität
- Relevanz des Integritätsbegriffs für Corporate Identity, Customer Lifetime Value und Customer Engagement
- Die Corporate Identity ist Grundlage eines integren Firmenverhaltens
- Die Compliance -Strategie als Grundvoraussetzung der Unternehmensintegrität
- Sicherstellung der Compliance
- Ziele des Compliance-Managements
- Compliance als Prozess
- Gesetzliche Grundlagen der Compliance
Das offensichtliche Konfliktfeld
Vielfach wird beklagt, dass wirtschaftliche Zwänge nicht mit Integrität in Einklang gebracht werden können. Man muss in diesem Feld integer, also rechtsschaffend und unbestechlich sein, um auf einer vertrauensvollen Basis mit Kunden und Mitarbeitern zusammenarbeiten zu können. Gleichzeitig sind äußere Zwänge wie finanzielle und berufliche Sorgen drückend. Integrität führt aber langfristig zum Erfolg. Wer aus eigenem Antrieb und Interesse handelt, will sein Vorhaben zum Erfolg führen, ohne Rücksicht auf äußere Einflüsse.
Dimensionen der persönlichen Integrität
Ein Mensch gilt als integer, wenn sein Handeln seinem persönlichen Wertesystem entspricht. Auf welche Werte er sich dabei beruft, kann ganz unterschiedlich sein. Während manche Menschen ihr Handeln an religiösen Leitmotiven ausrichten, orientieren sich andere an politischen oder subkulturellen Strömungen. Andere wiederum handeln nach einem komplett eigenem Wertekanon, den sie mit den Jahren aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus entwickelt haben.
Merke: Dass ein Wertesystem von der Mehrheit der Menschen anerkannt wird, ist keine Voraussetzung für Integrität. Entscheidend ist allein, dass der Mensch konsequent nach seinen eigenen Wertmaßstäben handelt. Mitunter spricht man in diesem Zusammenhang auch von Treue gegenüber sich selbst.
Korruption als Gegenbegriff zur Integrität
Das Antonym zu integer ist korrumpierbar. Eine Person, die korrupt handelt, lässt sich in ihrem Handeln nicht von ihren Wertmaßstäben leiten. Stattdessen handelt sie nach Grundsätzen, die ihr einen persönlichen Vorteil versprechen. Als korrumpierbar gilt eine Person auch dann, wenn sie sich zwar nicht von Verlockungen, doch aber von Drohungen in ihrem Handeln beeinflussen lässt.
Relevanz des Integritätsbegriffs für Corporate Identity, Customer Lifetime Value und Customer Engagement
Für Unternehmen ist es heute wichtiger denn je, persönliche Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Produkte und Dienstleistungen sind weitestgehend austauschbar geworden. Wer nicht nur über einen niedrigen Preis konkurrieren will, muss entsprechend viel Aufwand in eine nachhaltige Interaktion mit seiner Zielgruppe stecken. Er muss sie kennenlernen, um seine Marketing-Aktivitäten an ihren Bedürfnissen ausrichten und sie zu wiederholten Käufen bewegen zu können.
Damit ein Kunde aber überhaupt erst den Drang verspürt, etwas von sich preiszugeben, muss er etwas geboten bekommen, das ihn zur Interaktion verleitet. Er will wissen, wen er vor sich hat. Er will Mehrwerte, die über reine Produktinformationen und Werbung hinausgehen, Entertainment, Insider-Wissen und vieles mehr.
Vor allem aber will er, dass man ehrlich zu ihm ist!
Vertrauen wird er erst dann fassen, wenn das Unternehmen so handelt, wie es sich präsentiert. Dazu gehören:
- der offensive und transparente Umgang mit Fehlern
- die konsequente Kommunikation mit dem Kunden
- die Einhaltung von Produkt- und Service-Versprechen
Weiß der Kunde, dass das Unternehmen offen mit ihm kommuniziert und seinen Werten auch in Krisenzeiten treu (integer) bleibt, wird er eine feste Bindung zu ihm aufbauen und als Käufer wiederkommen. Für das Unternehmen hat das einen weiteren Vorteil. Wenn in Krisenzeiten interveniert werden muss, werden Kunden viel eher bereit sein, Fehler zu verzeihen.
Die Corporate Identity ist Grundlage eines integren Firmenverhaltens
Die Corporate Identity ist der Maßstab, an dem der Kunde die Integrität des Unternehmens misst. Die Versprechen, die es mit seinem Firmenauftritt, seiner visuellen Gestalt und seiner Philosophie abgibt, muss es im Rahmen seiner Kundenkommunikation einlösen. Das gilt besonders für den Service und die Abwicklung von Retouren. Betont ein Unternehmen in seinen Kampagnen beispielsweise seinen freundlichen und kompetenten Service, wird der Kunde am Telefon aber von schroffen und inkompetenten Mitarbeitern abgewiesen, wird ihn das in der Integrität des Unternehmens zweifeln lassen. Dass er noch einmal hier einkauft, wird entsprechend unwahrscheinlich.
Die Compliance-Strategie als Grundvoraussetzung der Unternehmensintegrität
Spricht man im Zusammenhang mit Unternehmen von Integrität, geht es immer auch um die Compliance (Regeltreue). Sie geht aber insofern über die reine Integrität heraus, als sie auch die Einhaltung gesetzlicher Richtlinien beinhaltet. Gesetzliche Grundlage sind die §§ 9, 30 und 130 des Ordnungswidrigkeitsgesetzes. Unternehmer sind darin gefordert, Gesetzesverstöße von Mitarbeitern zu unterbinden. Die juristische Person des Unternehmens wird also mit der natürlichen Person gleichgesetzt.
Wird die Compliance nicht sichergestellt, kann das Konsequenzen wie die folgenden haben:
- Ordnungswidrigkeitsverfahren
- Strafzahlungen
- Gewinnabschöpfung
- Schadenersatzansprüche
- Rückabwicklungen
Sicherstellung der Compliance
Alle Maßnahmen zur Sicherstellung der Compliance sind im Compliance-Management-System festgehalten. Folgende sieben Grundelemente gehören dazu:
- Compliance-Kultur
- Ziele der Compliance
- Risiken für die Compliance
- Compliance-Programm
- Organisation der Compliance
- Kommunikation der Compliance-Prinzipien nach innen und außen
- Überwachung der Compliance und Verbesserung
Ziele des Compliance-Managements
- Minimierung von Risiken
- Steigerung der Effizienz
- Steigerung der Effektivität
- mehr Flexibilität und Transparenz
- weniger negative Berichterstattung
- Automatisierung von Kontrollmechanismen
- höhere Produktivität
Compliance als Prozess
In Betrieben durchgeführte Compliance-Aktivitäten sind immer als langfristige Prozesse zu verstehen. Sie beziehen sich auf die Steuerung und Unterstützung der primären Geschäftsvorgänge. Deshalb spricht man hier mitunter auch von Metaprozessen. Grundlegend unterscheidet man dabei vier Arten:
Risikoanalyse | • Identifikation von Risiken und Bedrohungen im laufenden Geschäftsprozess • auf wertschöpfende Aktivitäten des Unternehmens bezogen |
Abweichungsanalyse | • eingeleitet, wenn der Ist-Wert von Aktivitäten unter einem geplanten Soll-Wert liegt |
Umgang mit Ausnahmesituationen | • potenzielles Eintreffen möglicher Ausnahmesituationen mit kritischer Wirkung auf das Unternehmen • Vorstrukturierung von Soll-Prozessen zur Aufklärung und Schadensbegrenzung |
Eskalation | • Auflösung bereits bestehender Eskalationsprozesse oder Non-Compliance-Situationen • eskalieren bedeutet hier, kritische Aktivitäten transparent machen |
Gesetzliche Grundlagen der Compliance
Gem. §§ 9, 30 und 130 des Gesetztes über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) sind Unternehmen aufgefordert, Gesetzesverstöße zu unterbinden. Werden keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen, können sowohl das Unternehmen als auch Unternehmensleitung zu Strafen verurteilt werden. Wird beispielsweise ein Mitarbeiter wegen Korruption angeklagt, so muss auch das Unternehmen damit rechnen, dass ein Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit eingeleitet wird. Es hätte in diesem Fall gegen seine Aufsichtspflicht verstoßen.
Eine Sanktionierung ist dabei nicht unbedingt nur auf das Einzelunternehmen beschränkt. Sie kann auch den gesamten Konzern betreffen.
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Florian Weis
