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Wirtschaftslexikon

Definition Bad Bank

Eine Bad Bank (Abwicklungsbank) ist ein neu geschaffenes Kreditinstitut, über das Banken toxische Kredite abwickeln. Kerngedanke einer Bad Bank ist es, alle Gefahren und Risiken für die Bonität einer Bank auszulagern, um sich vor Ausfallrisiken zu schützen. Üblicherweise entstehen Abwicklungsbanken im Zuge von Bankenkrisen. Der Staat übernimmt dann mit seiner Zentralbank die Haftung für die Kredite und bewahrt die Bank vor einer Insolvenz.

santiago silver / Fotolia.com

Ausgangslage

Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, besteht immer die Gefahr, dass der Schuldner das Geld (zur Geld Definition) nicht zurückzahlen kann (Adressausfallrisiko). Für diesen Fall muss sie sich absichern. Hierzu ist vorgeschrieben, dass sie immer genug Eigenkapital zur Verfügung hat, um alle offenen Forderungen abzudecken. Übersteigt die Summe der Ausfälle das Eigenkapital, kann der Bank die Geschäftserlaubnis entzogen werden. Sie wird in diesem Fall aufgelöst (abgewickelt).

Das führt zwar zu einer Marktbereinigung, birgt aber Risiken. Wenn viele Banken kurz nacheinander aufgelöst werden, sinkt das Vertrauen der beteiligten Schuldner und Anleger. Sie werden vorsichtiger. Die verbliebenen Banken müssen dies mit Risikoaufschlägen und eingeschränkten Kreditvergaben kompensieren. Dies wirkt sich wiederum auf die Liquidität von Unternehmen aus und gefährdet die Produktion und das Warenangebot.

Notwendigkeit einer Bad Bank

Um die unkalkulierbaren Folgen zu umgehen, versuchen Staaten und Finanzinstitute Bankeninsolvenzen und -krisen zu vermeiden. Neben der Bildung einer Bad Bank stehen ihnen hier auch die Mittel der Verstaatlichung und der staatlichen Bürgschaft zur Verfügung.

Damit eine Bad Bank entstehen kann, müssen Kunden und Geschäftspartner Vertrauen in die Bonität der Bank haben. Da diese in Fällen hoher Kreditausfälle bedroht ist, muss es darum gehen, das Vertrauen wieder herzustellen. Hierzu bedarf es einer Rekapitalisierung. Der Bank wird neues Eigenkapital zugeführt. Weiterhin geht es darum, weitere Risiken im Portfolio der Bank auszuschließen. Dass das oftmals nicht ganz einfach ist, liegt darin begründet, dass die Risiken eines toxischen Kredits erst nach der vollständigen Abwicklung offenbart werden. Auf der anderen Seite würde eine schnelle Abwicklung zu einem Verlust von Erlösen führen.

Deshalb geht es bei der Auslagerung um Zeitgewinn. Durch die Sanierung und Sicherung der Kredite sollen ohne Zeitdruck möglichst hohe Verwertungsquoten erzielt werden. Darüber hinaus soll die betroffene Bank vom Risiko der nicht eingelösten Kredite befreit werden.

So funktioniert eine Bad Bank

Zunächst kauft die Bad Bank alle toxischen Kredite aus dem Portfolio der zu sanierenden Bank auf. Damit übernimmt sie das volle Risiko und befreit sie von der Haftung. Die zu sanierende Bank muss fortan zwar kein Eigenkapital für die notleidenden Kredite mehr vorhalten, erleidet aber einen Verlust. Dieser entsteht durch den Abzug der prognostizierten Kreditverluste vom Nominalwert der Kredite. Hat das Institut nicht genug Eigenkapital zur Deckung dieser Beträge, ist es insolvent und benötigt neues Kapital.

Auf der anderen Seite benötigt auch die Bad Bank genügend Kapital. Immerhin muss sie die Risiken übernehmen. Die Gelder können in Form von Bürgschaften vom Staat kommen. Der Maximalzeitraum für die Abwicklung der notleidenden Kredite beträgt zwanzig Jahre. spätestens nach dieser Zeit wird die Bad Bank wieder aufgelöst.

Kontroversen

Trägt die Schaffung von Abwicklungsbanken auch zum Schutz vor Finanzkrisen bei, ist sie doch nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass die Banken von den Risikokosten der Forderungen entlastet werden, obwohl sie die Risikoprämien zuvor als Einnahmen veranschlagt haben. Ein Ausgleich kann in Form von Abschlägen oder eines sogenannten Besserungsscheins erfolgen. Dabei bekommt die Bank die Schulden zurück, sobald es ihr wirtschaftlich wieder besser geht.

Der Hauptkritikpunkt ist das sogenannte moralische Risiko ( Moral Hazard). Dabei wird angemahnt, dass die Banken sich durch die Möglichkeit eines Schuldenerlasses zu höheren Risiken verleitet sehen könnten. Immerhin können sie davon ausgehen, dass die Bad Bank ihre Schulden im schlimmsten Fall aufkauft. Darüber hinaus ist anzumerken, dass es sich bei einer Bad Bank nicht um einen konventionellen Marktteilnehmer handelt. So gibt es zwar die Möglichkeit, verloren gegangenes Vertrauen in konventionelle Banken wieder herzustellen. Bei einer Bad Bank ist dies allerdings nicht zu erwarten. Sie ist bis zu ihrer Auflösung auf staatliche Mittel angewiesen.

Weitere Begriffsdimensionen

Der Begriff Bad Bank wird auch für Kreditinstitute verwendet, die sich auf den Aufkauf toxischer Kredite spezialisiert haben. Für sie gelten die bereits genannten Auflagen. Eine Besonderheit besteht darin, dass die verkaufende Bank nicht gezwungenermaßen in einer Krise stecken muss. Stattdessen können geschäftspolitische Gründe hinter dem Verkauf von Portfolios stecken.

Teilweise bezeichnet man auch die Abteilungen eines Finanzinstituts als Bad Bank, die sich mit notleidenden Krediten beschäftigen.

 

Florian Weis

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