Connect with us

Hi, what are you looking for?

Arbeitsleben

Der Job macht mich krank: Ein unterschätztes Phänomen

Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/mann-wischt-maus-mit-seidenpapier-ab--CDN2nTKfrA

In einer Arbeitswelt, die sich zunehmend durch Termindruck, ständige Erreichbarkeit und hohe Leistungsanforderungen auszeichnet, rückt eine ernste Problematik immer mehr in den Vordergrund: Der Job macht viele Menschen krank. Beschwerden wie chronische Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Magenprobleme oder sogar eine Erschöpfungsdepression sind längst keine Einzelfälle mehr. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind mit beruflichen Belastungen konfrontiert, die weit über das gesunde Maß hinausgehen. Dieser Artikel beleuchtet, warum die Arbeit krank macht, welche Anzeichen und Symptome ernst genommen werden sollten und welche Wege aus dem belastenden Zustand führen können.

 

Arbeitsbedingungen als Krankheitsfaktor

Arbeitsbedingungen spielen eine zentrale Rolle, wenn es um die körperliche und psychische Gesundheit am Arbeitsplatz geht. Schlechte Rahmenbedingungen, wie unregelmäßige Arbeitszeiten, fehlende Pausen, hoher Druck oder ungerechte Behandlung durch den Chef, wirken sich direkt auf die Gesundheit von Beschäftigten aus. Dabei sind es nicht immer die offensichtlichen Belastungen, die krank machen. Auch subtile Formen von Stress, wie permanente Kontrolle, fehlende Wertschätzung oder Mobbing durch Kollegen, können tiefgreifende Spuren im Leben von Arbeitnehmern hinterlassen.

Gerade bei Menschen, die sehr viel leisten möchten und sich über ihre Karriere definieren, fällt es schwer, Grenzen zu erkennen oder „Nein“ zu sagen. Sie wollen anderen gefallen, immer alles geben und ignorieren dabei die eigene Belastungsgrenze. Die Folgen sind oft gravierend. Erste körperliche Zeichen wie Schlafstörungen, Verspannungen oder eine erhöhte Reizbarkeit werden ignoriert – bis der Zustand eskaliert und eine ernsthafte Erkrankung eintritt.

Psychische Belastungen und das Burnout-Syndrom

Eine der häufigsten Folgen chronischer Überlastung im Beruf ist das Burnout-Syndrom. Diese Form der Erschöpfung ist mehr als nur „ein bisschen müde sein“. Sie stellt einen ernstzunehmenden psychischen Zustand dar, der sich über Monate oder sogar Jahre entwickeln kann. Die Anzeichen sind vielschichtig: Antriebslosigkeit, emotionale Erschöpfung, innere Leere, Konzentrationsprobleme und das Gefühl, keine Kontrolle mehr über das eigene Leben zu haben.

In vielen Fällen ist der Burnout kein plötzlicher Zusammenbruch, sondern ein schleichender Prozess mit verschiedenen Phasen. Zu Beginn steht oft die übermäßige Motivation – Personen arbeiten mehr, übernehmen zusätzliche Aufgaben und vernachlässigen ihre Freizeit. In der nächsten Phase schleichen sich erste Symptome ein: Unzufriedenheit, das Gefühl von Sinnlosigkeit oder körperliche Beschwerden. Später kommt es zu einem Zustand der totalen Erschöpfung – ein Dauerzustand, in dem selbst einfache Aufgaben zur Überforderung werden.

Psychologen warnen davor, Burnout mit einer Depression gleichzusetzen, auch wenn es viele Überschneidungen gibt. Das Burn-out-Syndrom ist vor allem arbeitsbezogen und betrifft gerade Menschen, die sich stark mit ihrer beruflichen Rolle identifizieren. Besonders gefährdet sind Beschäftigte in sozialen, kreativen oder dienstleistungsorientierten Berufen – also dort, wo viel emotionale Arbeit geleistet wird und gleichzeitig wenig Anerkennung erfolgt.

Körperliche Symptome: Wenn der Körper Alarm schlägt

Dass der Job krank macht, zeigt sich nicht nur in der Psyche, sondern auch durch eine Vielzahl körperlicher Symptome. Diese treten oft schon früh auf und sind ernstzunehmende Warnzeichen. Dazu gehören unter anderem:

  • chronische Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen und Magenbeschwerden
  • Schlafstörungen
  • Herzrasen oder Druck in der Brust
  • Verspannungen im Nacken und Rücken
  • Appetitlosigkeit oder Heißhungerattacken

Diese Beschwerden sind ein deutliches Signal des Körpers, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dennoch neigen viele dazu, solche Symptome zu ignorieren oder mit Medikamenten zu unterdrücken. Dabei wäre gerade in dieser Phase eine Auszeit wichtig – sei es in Form von Urlaub, einem Gespräch mit dem Arbeitgeber oder sogar einem vorübergehenden Jobwechsel.

Nicht selten entsteht aus dieser Situation ein Kreislauf: Der Druck in der Arbeit führt zu gesundheitlichen Problemen, die wiederum die Leistungsfähigkeit mindern. Das führt zu noch mehr Druck und Frustration – bis der Körper irgendwann streikt und Betroffene sprichwörtlich im Bett landen.

Der Einfluss des Arbeitsumfeldes: Kollegen, Chef und Unternehmenskultur

Ein weiteres zentrales Element im Kontext „Job macht mich krank“ ist das soziale Arbeitsumfeld. Der tägliche Umgang mit Kollegen, die Kommunikation mit dem Chef und die generelle Unternehmenskultur haben enormen Einfluss auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Gerade Mobbing, Intrigen oder ein autoritärer Führungsstil zählen zu den häufigsten Ursachen für psychische Belastungen.

Viele Betroffene berichten davon, dass sie sich ständig kontrolliert fühlen, dass ihre Leistungen nicht anerkannt oder gar sabotiert werden. In manchen Fällen wird sogar offen über sie gelästert oder sie werden bei wichtigen Entscheidungen systematisch ausgeschlossen. Diese Form der sozialen Ausgrenzung hat enorme Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl – sie kann krank machen und langfristig zu Angststörungen oder Depressionen führen.

Dabei wäre eine offene Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden ein wirkungsvolles Mittel der Prävention. Auch die Einführung klarer Regeln im Umgang miteinander sowie der Aufbau eines respektvollen Betriebsklimas könnten viele psychische Erkrankungen verhindern. Doch in der Realität wird häufig zu lange geschwiegen oder das Verhalten von Führungskräften nicht hinterfragt – oft, weil man Angst hat, die eigene Karriere zu gefährden.

Das Gefühl, nichts mehr zu kontrollieren

Ein wesentliches Merkmal vieler Menschen, die durch die Arbeit krank geworden sind, ist das Gefühl von Kontrollverlust. Sie erleben ihren Beruf nicht mehr als gestaltbar, sondern als etwas, das über sie bestimmt. Aufgaben werden von oben diktiert, Prioritäten ändern sich ständig, und es bleibt keine Zeit mehr für Reflexion oder eigene Entscheidungen.

Das Gefühl, nur noch zu funktionieren und fremdgesteuert zu sein, ist besonders gefährlich. Es fördert ein zermürbendes Gedankenkarussell, das nicht selten mit Schlaflosigkeit und innerer Unruhe einhergeht. Wer sich diesem Zustand dauerhaft aussetzt, entwickelt oft eine ausgeprägte Form der Überforderung, die nicht selten in Angststörungen mündet.

Hinzu kommt die Angst vor Fehlern, der Druck, Erwartungen zu erfüllen und die ständige Unsicherheit im Arbeitsverhältnis. Besonders in Branchen mit prekären Arbeitsbedingungen oder hohem Konkurrenzdruck ist dieses Gefühl der Hilflosigkeit weit verbreitet. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die hier keine Unterstützung erhalten, sehen oft keinen anderen Ausweg als die Kündigung – ein Schritt, der nicht immer leicht ist und oft mit Schuldgefühlen verbunden ist.

 

Wenn der Jobwechsel zur Notwendigkeit wird

Nicht immer lässt sich die Arbeitssituation von innen heraus verbessern. In manchen Fällen ist der einzige Weg, die eigene Gesundheit zu schützen, der bewusste Jobwechsel. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Doch viele scheuen diesen Schritt aus Angst vor finanziellen Einbußen, der Reaktion des Partners oder der Unsicherheit, ob ein besserer Arbeitsplatz überhaupt existiert.

Dabei zeigen Studien, dass viele Betroffene nach dem Jobwechsel regelrecht aufblühen. Die Beschwerden verschwinden, das Selbstvertrauen kehrt zurück, und auch die Freude am Beruf kann wieder entstehen. Wichtig ist in diesem Fall, sich rechtzeitig Hilfe zu holen – sei es durch eine psychologische Beratung, eine Rechtsberatung bei Problemen mit dem Arbeitgeber oder ein Coaching zur beruflichen Neuorientierung.

Ein Job, der krank macht, darf kein Dauerzustand sein. Jeder Mensch hat das Recht auf gesunde Arbeitsbedingungen, auf faire Behandlung und auf ein Leben außerhalb der Arbeit. Wer das Gefühl hat, dass der eigene Beruf nur noch Belastung bedeutet, sollte dies nicht als individuelles Scheitern betrachten – sondern als ein Zeichen dafür, dass sich etwas ändern muss.

Die Rolle der Freizeit und Erholung

Erholungszeiten außerhalb der Arbeit sind essenziell für die physische und psychische Regeneration. Wer nach Feierabend gedanklich weiterarbeitet, findet keine Entlastung vom Druck und riskiert langfristig ernsthafte gesundheitliche Folgen. Freizeit ist keine Belohnung, sondern ein notwendiger Gegenpol zum Arbeitsalltag. Ob durch Sport, soziale Aktivitäten oder einfaches Nichtstun – regelmäßige Auszeiten wirken präventiv gegen Überlastung und stärken die Widerstandskraft. Trotzdem fällt es vielen Beschäftigten schwer, ihre Freizeit wirklich zur Erholung zu nutzen. Digitale Dauerverfügbarkeit, ständige Erreichbarkeit und der Gedanke, immer etwas leisten zu müssen, untergraben den Erholungswert. Umso wichtiger ist es, klare Grenzen zu setzen, Aufgaben nicht ins Privatleben zu tragen und bewusst Abstand vom beruflichen Umfeld zu schaffen.

Prävention: Wege aus dem Teufelskreis

Prävention ist der Schlüssel, um beruflich bedingten Erkrankungen vorzubeugen. Es beginnt mit einer ehrlichen Reflexion: Was sind die konkreten Ursachen des Stresses? Welche Aufgaben belasten am meisten? Gibt es bestimmte Kollegen oder Situationen, die regelmäßig zu innerer Anspannung führen?

Advertisement. Scroll to continue reading.

Sobald diese Fragen beantwortet sind, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören etwa:

  • eine klarere Kommunikation mit dem Vorgesetzten
  • das Einfordern von Pausen und Freizeit
  • das Delegieren von Aufgaben
  • der offene Austausch mit Kollegen
  • die Nutzung psychologischer oder therapeutischer Angebote
  • regelmäßiger Sport und bewusste Entspannungsphasen

Auch Arbeitgeber sind gefragt, ihrer Verantwortung nachzukommen. Sie müssen Arbeitszeiten realistisch gestalten, für transparente Strukturen sorgen und gesundheitliche Belastungen ernst nehmen. Prävention ist nicht nur eine Frage der Menschlichkeit, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft – denn kranke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeuten sinkende Arbeitsqualität, hohe Ausfallzeiten und Kosten.

In manchen Fällen kann auch ein längerer Urlaub helfen, um Distanz zu gewinnen und die eigene Situation neu zu bewerten. Wichtig ist dabei, nicht sofort wieder in alte Muster zu verfallen, sondern neue Regeln im Umgang mit Stress zu entwickeln. Eine dauerhafte Veränderung ist nur möglich, wenn auch die innere Haltung sich verändert – weg vom Selbstopfer, hin zu mehr Selbstbestimmung.

Premium-Partner

Kontakt zu business-on.de

Wir berichten tagesaktuell über News, die die Wirtschaft bewegen und verändern – sprechen Sie uns gerne an wenn Sie Ihr Unternehmen auf business-on.de präsentieren möchten.

Über business-on.de

✉️ Redaktion:
[email protected]

✉️ Werbung:
[email protected]

Aktuell

In einer Zeit, in der Mobilität längst nicht mehr nur als Fortbewegung verstanden wird, setzt ein Unternehmen in München neue Maßstäbe in puncto Exklusivität,...

Arbeitsleben

Während die aktive Kontrolle von Medien, wie E-Mail und Telefon am Arbeitsplatz schon längere Zeit praktiziert werden, ist die Überwachung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern...

Growing Business

Immobilienportale wie ImmoScout24, Immowelt oder Homeday haben die Art, wie Menschen Immobilien suchen, grundlegend verändert. Online, standardisiert, vergleichbar – so sieht der erste Eindruck...

Growing Business

Was lange als Nischenmodell galt, entwickelt sich zunehmend zum festen Bestandteil urbaner Wohn- und Reisestrukturen: Serviced Apartments. Die Mischung aus voll ausgestatteter Wohnung und...

Business

In der Oberländer Apotheke hat Inhaber Ramez Barekzai e.K. etwas geschaffen, das über den klassischen Apothekenbetrieb hinausgeht – aber ohne die Apotheke selbst zu...

Arbeitsleben

Die Differenzbesteuerung nach § 25a Umsatzsteuergesetz (UStG) spielt eine zentrale Rolle im Gebrauchtwarenhandel, insbesondere für Händler, die mit gebrauchten Gegenständen wie Kraftfahrzeugen, Smartphones, Antiquitäten...

Marketing-Partner

Weitere Beiträge

Recht & Steuern

Während sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr und mehr verschieben, verändert sich aktuell auch das steuerliche Umfeld in Deutschland. 2025 markiert dabei kein radikales Umdenken,...

Arbeitsleben

Die Entscheidung, eine Arbeitsstelle zu kündigen, ohne eine neue in Aussicht zu haben, kann weitreichende Folgen haben und ist mit zahlreichen Unsicherheiten verbunden. Dennoch...

Arbeitsleben

Das Thema Krankmeldung wirft immer wieder Fragen auf: Wie genau sollte ich mich krankmelden? Muss ich meinen Chef persönlich informieren oder reicht eine andere...

Expertentalk

Stress und Burnout sind längst keine Ausnahmeerscheinungen mehr – sie haben sich zu zentralen Themen in der modernen Arbeitswelt entwickelt. Hoher Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit...

Lifestyle

Laut einer gemeinsamen Studie von Forscherinnen und Forschern des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig leiden rund zehn Prozent der Erwerbstätigen...

News

Bei der gesundheitlichen Absicherung machen die meisten von uns nur ungern Kompromisse. Somit stehen viele Menschen in Deutschland vor einer entscheidenden Frage: Soll es...

Lifestyle

Burn-out und Corona haben eines gemeinsam: Vermutlich liegt die Dunkelziffer beider Krankheiten deutlich über den offiziellen Zahlen. Das Gefühl, nur noch ausgebrannt und erschöpft...

News

Kaufpreisspiegel der LBS Nord zeigt günstige und teurere Bezirke.

Werbung