Connect with us

Hi, what are you looking for?

Wirtschaft

Nachhaltigkeit und Immobilien – Widerspruch oder Symbiose?

Die Umweltziele des Energieeffizienzgesetzes klingen so ehrgeizig wie notwendig. Bundesweit sollen Privathaushalte und Unternehmen bis 2030 ca. 500 Terrawattstunden (TWh) Energie einsparen. Mit am ehesten von diesem Anspruch betroffen ist der Gebäudesektor. Ungefähr ein Drittel des Endenergieverbrauchs entfällt auf diese Sparte. Was sagen Stimmen aus der Branche? Ein Interview mit Florian Bauer (Bauer Immobilien GmbH).

Immobilien gelten traditionell als echte Energiefresser – Woran liegt das und was können sowohl gewerbliche als auch private Eigentümer unternehmen, um Energie einzusparen?

Fakt ist, dass die meisten Objekte in Deutschland Bestandshäuser und Altbauten sind. Diese Objekte in einen energieeffizienten Zustand zu transformieren, ist standesgemäß mit enorm hohen Kosten verbunden.
Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit bis zu 135 Quadratmetern Größe, können die Kosten teilweise bis zu 80.000 EUR und mehr betragen. Die Frage nach der Finanzierung überfordert daher viele Eigentümer.

Für gewerbliche Immobilien gilt der Faktor Heizung allerdings nicht im gleichen Maße. Oft sind es verschiedene Quellen gleichzeitig, die hohe Mengen an Energie binden – unabhängig davon, ob es sich um Strom, Öl, Gas, Heizung oder Abwärme handelt.

Unternehmen reagieren bei der Umrüstung in einen energieeffizienten Zustand insofern sehr skeptisch, da der Return on Investment (ROI) erst in einigen Jahren oder teilweise Jahrzehnten eintritt. Hohe Investitionen werden daher in manchen Fällen als Belastung gesehen, obwohl die ökologischen und ökonomischen Kosten höher werden, je länger damit gewartet wird.

In beiden Situationen gilt: Förderungen nicht automatisch einkalkulieren. Denn diese öffentlichen Gelder müssen erst noch bewilligt werden, was in der großen Mehrheit der Fälle nicht garantiert ist.

Haben Sie Tipps und Ratschläge für Eigentümer?

Den größten Fehler, den Eigentümer immer wieder begehen ist es, sich auf die staatlichen Förderungen ohne Bedenken zu verlassen. Diese Maßnahmen sind allerdings nicht 100% gesichert. Bei einem mittleren, fünfstelligen Volumen kann also nicht direkt davon ausgegangen werden, dass ein wesentlicher Teil durch öffentliche Gelder abgedeckt wird.

Privaten Eigentümern rate ich zuallererst eine gründliche Bestandsaufnahme des Objektes zu vollziehen: Wie gut ist die Dämmung? Wie luftdurchlässig sind die Fenster? Wie viel Energie stellt die Wärmepumpe zur Verfügung? Wer sich diese Fragen bspw. in Form einer Bestandsaufnahme von einem Energieberater beantworten lassen kann, weiß auch woran er ist.

Vor umfangreichen energetischen Sanierungen helfen zudem schon kleine Tipps im Alltag. Nutzer der Immobilien können bereits über den Nachtmodus mehr einsparen, als wenn der Regler voll runtergestellt wird, um dann nach wenigen Stunden wieder auf Stufe 3 oder Stufe 4 aufgedreht zu werden. Auch hilft das Abdichten von Türen und eine moderne Dämmung, um unnötigen Verlust von Energie zu verhindern.

Vermieter wiederum sollten gerade die Mieter mit längerfristigen Mietverhältnissen gut einbinden. Dazu können Familien und Selbstständige gehören. Wer die Notwendigkeit von höheren Kosten – etwa 8% von der Miete – gut begründen kann, wirkt so auch nicht wie ein eisenharter Geldeintreiber.

Florian Bauer

Florian Bauer

Welche Projekte zur Energieeinsparung lohnen sich in welchen Lagen (A-, B-, C-Lagen)?

Grundsätzlich profitieren A-Lagen natürlich von der großen Dichte an Dienstleistern inklusiver der Fachkräfte, die durch kürzere Transportwege schneller das Objekt erreichen. Dafür mehren sich die Preise für eine Sanierung umso mehr.

Wenn beispielsweise Sanierungsmaßnahmen pro Quadratmeter gut und gerne 700 bis 1.000 EUR kosten, fühlt sich das so an wie der zweite Kauf eines Objektes. Die energetische Sanierung kann so schnell zur Unmöglichkeit werden.

C-Lagen wiederrum leiden unter schlechterer Anbindung und einem Mangel an Firmen, die sich bei der energetischen Sanierung auskennen.

So gesehen machen kleinere Einzelmaßnahmen, je nach A-, B- oder C-Lage schon heute auf jeden Fall Sinn. Langfristig werden aber in erster Linie die Top 7-Städte von voraussichtlich sinkenden Kosten für bspw. energetische Sanierungen profitieren.

Welche Beispiele fallen Ihnen ein, in denen sich der Gesetzgeber in der Vergangenheit im Weg stand?

Meiner Meinung nach haben wir uns zu lange auf günstige Energie aus dem Ausland verlassen. Gas oder Strom konnte günstig eingekauft werden, ohne dass groß nachgedacht wurde.

Der Krieg und die damit verbundene, temporäre Gasknappheit führte schlussendlich zu enormen Kostensteigerungen, die wir nicht einkalkuliert haben. Investitionen in alternative und erneuerbare Technologien, wurden zeitgleich verschoben.

Im Detail wurden auch den normalen Bürgern zu viele Steine in den Weg gelegt. Jahrelange war es beispielsweise verboten, PV-Anlagen, statt auf dem Dach auch auf privaten Grünflächen zu installieren. Unausgeschöpftes Potential blieb so lange ungenutzt und kann jetzt endlich wahrgenommen werden. Zudem kommen Konzepte wie der Mieterstrom erst in diesen Tagen auf die Strecke. Bei diesem Prinzip wird Strom an Mieter weitergeben, ohne dass der Energieversorger preislich eingreift.

Mit Blick auf die Strompreisbremse sieht man zudem, dass auch bei Erneuerbaren die Zufallserlöse abgeschöpft werden. Diese wurden jedoch erwirtschaftet, weil andere Energieträger deutlich teurer wurden. Nun bittet man also auch die Energieträger zur Kasse, die der dedizierte Weg aus der Krise sein sollen.

Von welchen Trends erhoffen Sie sich für die Zukunft die meiste Wirkung?

Advertisement. Scroll to continue reading.

Ich denke, dass es neben Mieterstrom auf drei Trends ankommt, die der grünen Transformation des Immobiliensektors mittelfristig einen kräftigen Schub verleihen.

Dazu gehört der Faktor Energy Sharing, wobei überschüssige Energie durch Solaranlagen sinnvoll an Nachbarn weitergegeben wird.

Außerdem wird phasenweise die „gemeinsame Eigennutzung“ von Energie vereinfacht. Mehrere Häuser können auf diesem Wege über einen Anschluss von einer einzelnen PV-Anlage profitieren und den nachhaltigen Verbrauch von Energie effizienter gestalten.

Zudem sehe ich Wallboxes für E-Autos und Handwerksbetriebe als großes Plus. Diese kleinen Ladestationen können problemlos an Säulen oder Wände befestigt werden und bspw. Geräte oder Fahrzeugen aufladen. Der Zugang zu all diesen Assets sollte weiterhin vereinfacht werden.

Bildquellen:

  • Florian Bauer: Bauer Immobilien GmbH
  • pexels-dom-j-310479: Foto von Dom J: https://www.pexels.com/de-de/foto/low-angle-view-der-hangebrucke-310479/

Premium-Partner

Kontakt zu business-on.de

Wir berichten tagesaktuell über News, die die Wirtschaft bewegen und verändern – sprechen Sie uns gerne an wenn Sie Ihr Unternehmen auf business-on.de präsentieren möchten.

Über business-on.de

✉️ Redaktion:
[email protected]

✉️ Werbung:
[email protected]

Business

In der Welt der Unternehmen, insbesondere bei Kapitalgesellschaften wie GmbH oder AG, stellt sich oft die entscheidende Frage: Ab wann liegt eine Insolvenzverschleppung vor?...

Business

Die Vorstellung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, klingt für viele wie ein Lebenstraum – doch häufig steht ein zentrales Problem im Raum: fehlendes Eigenkapital....

Business

Die Vorstellung vom eigenen Dönerladen ist für viele ein Traum, der eine solide Existenz verspricht. Doch bevor dieser Traum Realität wird, stellt sich eine...

Business

Ab dem Jahr 2025 tritt in Deutschland eine überarbeitete Version der Kleinunternehmerregelung (manchmal auch als Kleinunternehmer Regelung bezeichnet) in Kraft. Diese Anpassung des Umsatzsteuergesetzes...

Business

Der Traum, aus einem kreativen Hobby ein florierendes Geschäft zu entwickeln, beginnt für viele mit einem Etsy Shop. Die Plattform ist seit Jahren ein...

Innovation

Die Blockchain-Technologie hat in den letzten Jahren die Finanzwelt revolutioniert. Als digitales Fundament vieler Kryptowährungen ermöglicht sie eine neue Art von Vertrauen, Transparenz und...

Marketing-Partner

Weitere Beiträge

Innovation

Echte Küche erlebt 2025 eine bemerkenswerte Renaissance im modernen Geschäftsumfeld und transformiert traditionelle Arbeits- und Lebensräume grundlegend. Die Küche hat sich von einem funktionalen...

Arbeitsleben

Die moderne Logopädie steht vor neuen Herausforderungen – insbesondere dann, wenn es um komplexe Störungsbilder wie Schluckstörungen (Dysphagien) geht. In einer alternden Gesellschaft gewinnen...

Aktuell

In einer Zeit, in der Mobilität längst nicht mehr nur als Fortbewegung verstanden wird, setzt ein Unternehmen in München neue Maßstäbe in puncto Exklusivität,...

Growing Business

Immobilienportale wie ImmoScout24, Immowelt oder Homeday haben die Art, wie Menschen Immobilien suchen, grundlegend verändert. Online, standardisiert, vergleichbar – so sieht der erste Eindruck...

Growing Business

Was lange als Nischenmodell galt, entwickelt sich zunehmend zum festen Bestandteil urbaner Wohn- und Reisestrukturen: Serviced Apartments. Die Mischung aus voll ausgestatteter Wohnung und...

Business

In der Oberländer Apotheke hat Inhaber Ramez Barekzai e.K. etwas geschaffen, das über den klassischen Apothekenbetrieb hinausgeht – aber ohne die Apotheke selbst zu...

Expertentalk

Es gibt Orte, an denen spürt man sofort, dass sich hier etwas bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Aktivräume mit ihren Standorten...

Expertentalk

Wenn über Gesundheit gesprochen wird, geht es oft um Symptome, Diagnosen, Medikamente. Was dabei oft auf der Strecke bleibt: die tatsächliche Ursache eines Problems....

Werbung