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Jamin-Kolumne: Die UEFA-EURO-2024-Schande, Folge III – Die LINKE entlarvt den Skandal der Millionärs-Spiele

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Ex-Bundeskanzlerin Merkel mit Bundeskanzler Scholz ©Bundesregierung/Bergmann

Bei solchen Zahlen kommt ein Sport-Laie wie ich aus dem Staunen nicht heraus. In der Saison 2021/22 verbuchte die UEFA „Rekord-Einnahme von 4,05 Milliarden Euro. (…) Der Etat für die Saison 2023/24 sieht noch einmal gesteigerte Einnahmen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro vor. Ein wichtiger Punkt beim Haushaltsentwurf ist die EM-Endrunde 2024 in Deutschland“, schreibt Sport1im Internet.

Die Haupteinnahmequelle seien – so Sport1 – die „Männer-Klubwettbewerbe rund um die Champions League, die 3,6 Milliarden Euro in die Kasse gespült haben. Von den Gesamteinnahmen wurden 3,3 Milliarden wieder an Klubs und Verbände ausgeschüttet. Dabei rechnet die UEFA mit Erlösen von 2,41 Milliarden Euro. Davon werden 331 Millionen Euro an die Teilnehmer ausgeschüttet. Der EM-Gewinn soll sich auf 1,19 Milliarden Euro belaufen“.

Reiches Düsseldorf geizig

Warum bekommen bei solchen irren Riesengewinnen die 16.000 Volunteers der UEFA Euro 2024 nur hohle Werbesprüche statt einen Mindestlohn oder wenigstens eine steuerfreie Ehrenamtspauschale, habe ich mich gefragt. Auch die reiche NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf, die zum Beispiel jede Opernhaus-Eintrittskarte der jährlich mehr als 250.000 Besucher*innen mit mehr als 130 Euro bezuschusst, zeigt sich geizig. Sie gibt den Volunteers keinen Cent Lohn und hat für diese ausgenutzte Ehrenamtstätigkeit auf meine Anfrage nicht mal eine vernünftige Ausrede parat.

Ich hatte für die zweite Folge meiner Kolumnen-Serie „Die UEFA Euro 2024-Schande, Folge II: DGB und LINKE für Bezahlung der Volunteers bei den Spielen der Millionäre“ neben dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Stadt Düsseldorf auch die Bundeszentralen von SPD und Die Linke um eine Stellungnahme gebeten. Nicht die SPD, aber der Pressesprecher Lars Peters von den LINKEN antwortete – mit erstklassigen Informationen.

Viele Millionen EM-Reingewinne

„Mich interessiert die Meinung der LINKEN zur Beschäftigung von 16.000 unbezahlten Volunteers, also Ehrenamtlern, auf der UEFA Euro 2024. Sollten die Volunteers, vermutlich mehrheitlich Student*innen und Arbeitslose, nicht einen Mindestlohn oder wenigstens die steuerfreie Ehrenamtspauschale erhalten?“, hatte ich angefragt.

„Volunteering ohne Bezahlung bei gemeinnützigen Events oder Vereinen ist nicht das Problem. Das Problem liegt darin, dass die UEFA – wie auch die FIFA – überhaupt gemeinnützig ist. Das scheint mir hier ein Hauptkritikpunkt zu sein“, schrieb mir Linke-Pressesprecher Lars Peters.

Schauriges zur UEFA

„Viele Veranstaltungen“, so die Linke, „leben vom Ehrenamt und wären sonst nicht realisierbar. Darum finde ich eine Aufwandsentschädigung, kostenlose Teilnahme am Event oder eine Verpflegung okay. Wenn es Events sind, die nicht gewinnorientiert sind! Das ist bei der UEFA und FIFA ja mitnichten so. Dazu weise ich noch auf die finanzrelevanten Versprechen der Großen Koalition (der letzten Bundesregierung, d. Autor) für die EM hin; schon bei der EM 2016 hatte die UEFA einen Reingewinn von 849 Millionen Euro. Für 2024 werden 1,19 Milliarden Euro erwartet.“

Linke-Pressesprecher Peters wusste noch mehr Schauriges über die UEFA-Geldgeschäfte in Deutschland zu berichten: „Um den Zuschlag für die Fußball-Europameisterschaft 2024 zu bekommen, haben die deutschen Gastgeberstädte dem Europäischen Fußballverband UEFA einst weitgehende rechtliche, organisatorische und finanzielle Zugeständnisse gemacht. Die reichen von den Vermarktungsrechten über Regeln für Kneipen bis hin zu Nachlässen bei der Einkommens- und Körperschaftssteuer für das Unternehmen UEFA.“

Geheime UEFA-Förderung

Was für mich besonders schauerlich und schäbig ist: Förderungen der deutschen Bundesregierung zur UEFA EURO 2024 unterliegen höchster Geheimhaltungspflicht. Die Große Koalition von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen Bundesfinanzminister Olaf Scholz haben der UEFA geheime Förderungen versprochen, von der kein Bürger Deutschlands jemals etwas erfahren soll.

Ein Skandal? Schon möglich, denn die Begründung zeigt, dass die UEFA steuerlich wie ein Wirtschaftsunternehmen behandelt wird. Ein gemeinnütziger Verein würde seine Förderungen nicht nur selbst offenlegen. Außerdem heißt es im „Merkblatt zur Gemeinnützigkeit und zum Spendenrecht„: „Ein Vereinsvorstand muss jährlich Rechenschaft gegenüber der Mitgliederversammlung ablegen.“ Bleibt also die Frage: Hat die Bundesregierung von CDU und SPD dem Milliarden-Unternehmen UEFA womöglich Hunderte Millionen Euro geschenkt? Antwort: geheim.

Merkel-Scholz’ Geheimdeal

Linke-Pressesprecher Peters: „Aus der Antwort auf die Kleine Anfrage unserer Bundestagsfraktion zur Fußball-EM wurden Versprechen von der Großen Koalition unter Beteiligung der SPD im Bewerbungsverfahren 2018 gemacht: Informationen, die das Besteuerungsverfahren der UEFA, des DFB, der EURO 24 GmbH oder anderer Organisationen bzw. Institutionen oder Personen betreffen, unterliegen dem Steuergeheimnis.“

Die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Merkel betrachtete die „UEFA EURO 2024 als Ereignis von überragendem öffentlichem Interesse und internationaler Bedeutung“. Damit hatte die Regierungschefin sicherlich recht. Aber das rechtfertigt meiner Meinung nicht, dass die staatlichen Förderungen, die dem Milliarden-Unternehmen UEFA zukommen, unter der Decke gehalten werden.

Die Spiele der Millionäre

Die UEFA Euro 2024, die Spiele der Millionäre, im nächsten Jahr in Düsseldorf, Köln, Gelsenkirchen, Dortmund, Hamburg, Berlin, Leipzig, München, Stuttgart und Frankfurt sind nicht nur wegen der offensichtlichen Ausbeutung von 16.000 Volunteers, sondern auch wegen solcher Geheim-Deals eine Schande für Deutschland und Europa. Nicht nur ich, sondern alle deutsche Medien sollten da eigentlich genauer hinsehen.

Darum gibt’s in der nächsten Woche in meiner Freitagskolumne die „UEFA-Euro-2024-Schande, Folge IV“.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

Bildquelle: ©Bundesregierung/Bergmann

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
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