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Rosenmontag subversiv – Bauernproteste an Zugmaschinen

Donald Trump zerschneidet die US-Flagge in die Form eines Hakenkreuzes. Fotos: Michael Gstettenbauer/Stadt Düsseldorf

Es war der politischste Rosenmontag seit Jahren. Dass Wagenbauer Jacques Tilly seine Häme und Gedanken der Welt- und Lokalpolitik als Narrenspiegel vorhält, nun denn, darauf warten wir, dass aber die Bauern ihren Widerstand gegen die aktuelle Bundespolitik in dem Zug subversiv zu Gehör bringen, war neu.

„Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert“ oder „Niemand soll es je vergesse, die Bauern sorgen für das Esse“ war an einigen Zugmaschinen zu lesen, die die rund 70 Mottofahrzeuge durch unsere Stadt zogen. Wobei den Landwirten zugutegehalten werden muss, dass niemand Gülle auf die Straßen schüttete, den Weg blockierte oder sich als Bauer gar festklebte. So konnte der närrische Lindwurm fast ungestört durch die Innenstadt der Landeshauptstadt ziehen und Frohsinn und Kamelle an über 600.000 Besuchern verteilen. Und dieser Lindwurm war lang.

Oberbürgermeister Stephan Keller als Hutmacher aus Alice im Wunderland flankiert von Meike Folkerts (l.), Stadtverwaltung Freiburg, und Mona Neubauer, stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin.

Rund drei Stunden dauerte das Defilee der etwa 11.285 Jecken, 123 Wagen und 109 Karnevalsgesellschaften oder Fußgruppe, die die die Innenstadt in eine kunterbunte Kulisse fäbten, wobei dabei an der Masse der Teilnehmer eindeutig der DSC 99 als Punktsieger vom Platz ging. Bunt und absolut erfrischend anders – und wirklich mehr davon – die exotischen Teilnehmer. War es früher nur eine Truppe aus Düsseldorfs närrischer Partnerkommune Puerta de la Cruz, die den Sommer in den Winter der Landeshauptstadt transportierten, so bereicherten Fußtruppen aus Südkorea, der Dominikanischen Republik und Bolivien die Vielfalt des Düsseldorfer Karnevals. Einfach nur klasse und bitte, wenn möglich, wie gesagt mehr davon. Wäre dies doch ein Beispiel für die Vielfalt einer „Weltstadt“ (Zitat Konrad Beikircher).

Die Ukraine, der deutschstämmige ultrarechte Trump (mit einer US-Fahne in Form eines Hakenkreuzes wunderbar ehrlich und zynisch dargestellt) und der Weltenbrenner Putin mit seiner unsäglichen deutschen Wagenknecht/Geisel Hochzeit als 5. Kolonne Moskaus angedeutet (der Ex-SPD-Oberbürgermeister, der nicht gesichtet wurde), zeigten wieder einmal, wie sich der Karneval weltpolitisch äußern kann und muss. Gleichermaßen aber auch zu lokalen Themen. Vorneweg natürlich der Opernneubau. Ein Prestigeprojekt, das die Landeshauptstadt über Jahrzehnte hinweg belasten und wohl eine Milliarde an Euro kosten wird. OB Keller dargestellt mit weit aufgerissenem Mund, einen Fuß auf die Grünen stemmend im Kampf mit der SPD, die als Gegenforderung die Förderung des sozialen Wohnungsbaues fordert.

Und trotzdem: Irgendwie fehlte Tillys Entwürfen diesmal die pointierte Wut, die Wut, mit der er im letzten Jahr nur als Beispiel die Situation der Frauen im Iran darstellte. Dass Trump einen Hang zum Totalitarismus hat, ist bekannt, aber was kann die alte Welt ihm entgegensetzen?

DLive mit „heißem“ Wagen

Absolut heiß der Wagen von DLive. Zwischenzeitlich von einem kräftigen Schauer abgekühlt, verbreitete der Wagen der Düsseldorfer Veranstaltungs- und Eventkompanie eine solche Wärme beim Abfeuern der bühnenreifen Feuerstöße, dass das Goethische „Verweile doch, du bist so schön“ eine reale Bestimmung gefunden hat – jedenfalls kurzzeitig.

Ein vollends zufriedener Umzug? Inhaltlich durchaus, allerdings bedarf es eines Neuansatzes bei der Party vor dem Rathaus, also genau dort, wo das Fernsehen Stimmung übertragen soll. Da hapert es einfach. Es wäre wünschenswert, wenn auch vor dem Rathaus unabhängig von TV und sonstigen Übertragenden ein Moderator oder was auch immer die Gesellschaften begrüßt, Musik einspielt und das Publikum einfach nach vorne peitscht und in den Austausch mit eben jenen Gesellschaften und Fußtruppen bringt. Peinlich zum Beispiel, dass viel zu spät bemerkt wurde, dass der Marktplatz überhaupt nicht beschallt wurde – Karnevalsmusik oder Musik wurde viel zu spät eingespielt.

Schließlich heißt Leben Ver- oder Änderung, so auch in diesem Jahr. Erstmals wurde nach dem Rosenmontagszug eine Party im Ratskeller gefeiert. Freilich nur für rund 200 geladene Gäste aus Block A. Wenn auch nicht alle derjenigen, die in den Untergrund hinabstiegen, die symbolische Bedeutung kennen: A fängt halt an, jedenfalls zu alten Brehmstraßenzeiten.

Fotos: Michael Gstettenbauer/Stadt Düsseldorf

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