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Jamin-Kolumne: Ein Hühnerstall für die Kunstakademie

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Was würde wohl der Architekt des Stadttors, Karl-Heinz Petzinka, sagen, wenn man ein historisches Bauwerk – wie auf dem Foto – unmittelbar vor dem von ihm entworfenen modernen Gebäudes in Düsseldorf errichten würde? Er würde zu Recht wegen dieser Respektlosigkeit und Verschandelung protestieren.

Außergewöhnliche Architektur benötigt außergewöhnlich viel Platz um außergewöhnliche Strahlkraft zu entwickeln. Da kann man nicht ein stilfremdes Bauwerk in Steinwurfweite davorkleistern, als handele es sich um einen Hühnerstall-Anbau mit Außenleiter.

Stadtgesellschaft gespalten

Mit dem vieldiskutierten Erweiterungsbau für die Kunstakademie hat ihr Rektor, der Baukunst-Professor Petzinka, der Stadtgesellschaft und der Akademie keinen Gefallen getan. Mehr noch, er hat mit seinem eigenwilligen, egoistischen Entwurf die Planung für eine dringend notwendige Erweiterung der Akademie in eine tiefe Krise gestürzt.

Nicht nur Politik, auch Architektur kann eine Gesellschaft spalten. Das hat Petzinkas Anbau, für sich allein betrachtet modern und zukunftsweisend ohne Frage, in extremer Form getan. Das Echo auf den jüngst vorgelegten Entwurf ist nur zurückhaltend positiv.

Mauschelei mit Politik

Hinter den Kulissen wurde aber offensichtlich bereits ordentlich gemauschelt und geklüngelt, so dass manfrau das Gefühl bekommt, die Weichen seien längst gestellt. Die Rheinische Post weiß etwa von einem „Rückhalt der Hochschule und des Ministeriums“ für Petzinkas Pläne. Und das Rathaus soll bereits die Wiese vor der Kunstakademie zum Zubetonieren und etliche Bäume zum Schlachten freigegeben haben.

Doch das Echo auf die stylische Vergewaltigung eines der bedeutsamsten Architekturdenkmäler in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf ist massiv negativ: Verschandelung. Hochproblematisch. Schrecklich. Scheiße. Sogar Düsseldorfs Pantomime Nemo verzichtete auf seine Sprachlosigkeit: „Ein Treppenwitz.“

Alternativen müssen her

Was bleibt zu tun? Alternativen müssen her. Ein Architektur-Wettbewerb ist dringend notwendig. Akademie-Rektor Petzinka hat gezeigt, dass er weder Respekt vor der Geschichte der Kunstakademie hat, noch Harmonie-Architektur kann.

Der Baukunst-Professor sollte bei der Lehre bleiben. Und die Architekten, die sich zukünftig mit einem Erweiterungsbau beschäftigen, sollten auf die Leere rund um die Kunstakademie achten: In Richtung Rhein würde sich ein moderner Anbau – auch weit über die Rheinuferstraße hinaus – sehr gut machen. Gerne auch mit einer Treppe für den Blick über den Rhein nach Oberkassel.

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Collage Kunstakademie Stadttor: Jamin
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