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Jamin-Kolumne: Eine Weihnachts-Geschichte von einem indischen Fahrrad auf einem Berg auf einem fernen Planeten

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Originalbrief an Wladimir Putin ©Jamin

Kolumnist Peter Jamin schreibt seit vielen Jahren seinen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern und den Leser*innen seiner Blogs zum Fest immer wieder eine neue Weihnachts-Geschichte.

Ich hatte einen Traum – vom Frieden. Nachts um 3:22 Uhr bin ich aus der Träumerei aufgewacht und habe den Traum aufgeschrieben. Es ging um den Frieden nicht nur auf Erden, sondern auch um jenen im Weltall.

Mein Traum startete, meiner Erinnerung nach, bereits im Weltall. Da saß ich zusammen mit einem jungen Kollegen Astronauten auf einem indischen Fahrrad auf einer Bergspitze auf einem fernen Planeten.

Das war eine wackelige Angelegenheit, denn die Schrauben an diesem indischen Fahrrad waren nicht richtig fest. Die Erdstation versuchte verzweifelt, bessere Schrauben aufzutreiben. Das ist kein leichtes Unterfangen, wenn man das genaue Modell nicht kennt. Jedenfalls war es dann so, dass ich noch mal aus dem Weltall zur Erdstation gereist bin, ich nehme mal an in einer Weltraumrakete, um neue Schrauben zu besorgen.

Putin besorgt Schrauben

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich schließlich bereit erklärt, diese Schrauben bei den Indern zu besorgen. Er hat einen guten Draht zu Indien. Was dadurch bestätigt wurde, dass die Schrauben tatsächlich passten, als ich wieder auf dem fernen Planeten war.

Aus einem mir nicht bekannten Grund hatten mein Kollege Astronaut und ich dann aber das Problem, gemeinsam vom fremden Planeten herunterzukommen. Wir saßen auf unserem indischen Fahrrad auf einer Bergspitze im wahrsten Sinne des Wortes fest. Schlauerweise hatte ich uns bei meinem Erdbesuch eine Art Halfter besorgt, mit dem wir uns beide auf dem indischen Fahrrad festbinden konnten. Wir saßen uns gegenüber. Ich auf dem Rücksitz und mein Kollege auf dem Lenkrad.

Es war verdammt windig und das indische Fahrrad schwankte ganz schön hin und her. Man muss sich vorstellen, wie schwer das ist, zu zweit auf einem indischen Fahrrad im Weltall auf einer Bergspitze herumzuturnen und alte indische Schrauben erst aus einem indischen Fahrrad heraus zu drehen und dann wieder neue Schrauben, die Wladimir Putin besorgt hatte, einzuschrauben.

Warum ich nicht gleich gemeinsam mit meinem Kollegen Astronauten zurückgeflogen bin, weiß ich nicht mehr. Es wird aber einen Grund gehabt haben. Es ist doch manchmal so, dass man später nicht wirklich weiß, warum etwas passiert ist. Das betrifft sogar die Kriege auf der Welt.

Die Gründe für Kriege

Wir wissen beispielsweise bis heute nicht genau, warum Wladimir am 24. Februar 2022 seine Soldaten in die Ukraine geschickt hat. Wir wissen aber auch nicht genau, aus welchem Grund die Hamas ausgerechnet am 7. Oktober 2023 Israel überfallen hat.

Kriegsparteien verraten meist ihre wahren Gründe nicht. Es war jedenfalls nett, dass Wladimir Putin uns oben im Weltraum aus der Patsche geholfen und die neuen indischen Schrauben für das indische Fahrrad besorgt hat. Vermutlich säßen mein Kollege Astronaut und ich noch immer auf diesem indischen Fahrrad und würden versuchen, irgendwie zurück auf die Erde zu kommen, wenn ich nicht plötzlich aufgewacht wäre.

Ich weiß also nicht, wie ich mal eben von dem fremden Planeten zurück auf die Erde gekommen bin. Und warum ich meinen Kollegen Astronauten zurückgelassen habe. Vielleicht war er nicht geschickt genug, um bei dem Sturm auf dem Planeten vom indischen Fahrrad abzusteigen. Und mir ist das geglückt?!

Nachtträume verschwinden

Aber dann bin ich aufgewacht. Um 3:22 Uhr habe ich mir mein iPhone genommen und diese Weihnachtsgeschichte in meine Notiz-App diktiert. Glücklicherweise gibt es diese Technik, sodass mein Traum nicht verloren gegangen ist. Die meisten Nachtträume verschwinden ja im Nirgendwo, weil wir uns am Morgen nicht an sie erinnern.

Warum ich denke, dass dies eine gute Weihnachtsgeschichte ist? Vielleicht, weil Putin gezeigt hat, dass er doch menschliche Züge besitzt. Immerhin hat er meinem Kollegen Astronauten und mir geholfen, unseren Sitz auf dem indischen Fahrrad zu verbessern.

Klar, es war nur ein Traum. Aber wenn es um Krieg und Frieden geht, darf man doch träumen. Vor allem darf man vom Frieden träumen und von menschlichen Gesten. Und man kann zu Weihnachten sogar davon träumen, dass die Kriegsparteien Einsicht haben und den Krieg beenden. Und sei es nur für ein paar Weihnachtstage.

Manchen Unsinn geträumt

Ich weiß nicht, wie mein Traum ausgegangen ist. Aber ich hoffe, dass er vielleicht so lange andauerte, bis Putin seine Soldaten und seine Panzer und Raketen wieder zurück nach Russland geholt hat. Und die Hamas-Terroristen sind plötzlich Erdmännchen gleich in ihren Höhlen verschwunden und nie mehr aufgetaucht. Und die Palästinenser konnten sich mit den Israelis auf eine Zweistaaten-Lösung einigen.

Ich weiß, manchmal träume ich einen Unsinn zusammen – den kann man nur träumen und nicht denken. Aber Träumen ist natürlich nicht nur normal, sondern man ist auch frei in seinen Träumen. Denken Sie nur mal an den Bürgerrechtler Martin Luther King: I have a Dream …

Und zu Weihnachten muss man sogar von einer besseren Welt und einem besseren Weltall träumen. Eine Welt und ein Weltall ohne Krieg. Im Gegensatz zu meinem Traum vom indischen Fahrrad auf der Bergspitze auf einem fremden Planeten ist jeder Krieg ja wie ein schlechter Traum. Ich denke alle Menschen, die sich mitten in einem Krieg befinden, wünschen sich so schnell wie möglich aufzuwachen aus diesem schrecklichen Traum. Aber dann knallt es wieder und wieder und wieder …

Gedanken sind frei

Ich hoffe also, dass die Geiseln aus den Höhlen der Hamas freigekommen und die Gräben in der Ukraine bereits zugeschüttet sind, wenn diese Weihnachtsgeschichte meine Freunde und Bekannten erreicht.

Wenn das so sein sollte, dann können wir in diesem Jahr in aller Ruhe fröhlich Weihnachten feiern. Auf der ganzen Welt und auch im Weltall, wo ich vielleicht in meinem Traum in der Heiligen Nacht mit meinem Kollegen Astronauten noch immer auf dem indischen Fahrrad auf einer Bergspitze auf einem Planeten im Sturm sitze und überlege, wie wir zurück auf die Erde gelangen könnten.

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten … wer solche Träume wie ich hat, kann auch Gedanken vom Frieden haben. Milliarden Menschen wünschen sich das doch. Ich glaube, ich schicke Wladimir Putin meine Weihnachtsgeschichte. Vielleicht gefällt es ihm, dass er in meinen Träumen ein großes Herz bewiesen hat, als er mir die indischen Schrauben für das indische Fahrrad auf der Bergspitze auf einem fremden Planeten besorgte.

Mit Putin im Gespräch

Vielleicht hilft diese Weihnachtsgeschichte über die indischen Schrauben für mein indisches Fahrrad auf der Bergspitze auf einem fremden Planeten sogar, mit Wladimir Putin ins Gespräch zu kommen?! Ich lasse es euch wissen, wenn er mir antwortet.

Frohes Fest und guten Rutsch wünscht Peter Jamin

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

Bildquelle: ©Jamin / Originalbrief an Wladimir Putin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Brief an Putin ©Jamin: Jamin
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