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Jamin-Kolumne: Skandal – Krise der Notfallversorgung (I)

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Funktioniert die Notfall-Versorgung in den Düsseldorfer und Ratinger Krankenhäusern nicht (mehr)? Am Montag dieser Woche berichtete die Rheinische Post über einen erschreckenden Fall aus der NRW-Landeshauptstadt. Gleichzeitig erfuhr ich von einer Bekannten eine Horrorstory aus der Notfall-Versorgung in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf und der Nachbargemeinde Ratingen.

Beide Fälle, die ich gleich schildern werde, lassen nur einen Schluss zu: Das Versorgungssystem von akuten Notfällen in den Krankenhäusern von Düsseldorf und der Region steckt in einer Krise. Probleme – vermutlich nicht nur wegen Corona. Lebensgefährlich für die Patienten! Eine Zumutung für Rettungssanitäter und Notärzte!

Eine Zeitbombe im Bauch

Das war der 83-jährigen Tante meiner Informantin passiert: Anfang November brach sie nachts unter großen Schmerzen im WC zusammen und wurde vorübergehend ohnmächtig. Symptome: starke Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, aus dem Mund erbrochener Kot.

Späterer Befund: Aneurysma-Riß im Magen-Darm-Bereich. Eine Zeitbombe! Lebensgefährlich! Bei einer geplatzten Bauch-Aorta, einem so genannten Aneurysma, sind die Überlebenschancen schlecht, weil der Patient häufig innerlich verblutet. Selbst bei optimaler Notfallversorgung mit anschließender Operation durch einen Gefäßchirurgen liegt die Sterberate bei 80 Prozent.

4 Krankenhäuser lehnen ab

Von optimaler Notfallversorgung kann in diesem Fall keine Rede sein. Das Katastrophen-Szenario: Die alarmierten Sanitäter fuhren mit der Seniorin im Rettungswagen in der Zeit von etwa 2:00 bis 4:00 Uhr nachts fünf Krankenhäuser an.

  1. Das Sankt Marien-Krankenhaus in Ratingen lehnte die Aufnahme der Schwerkranken wegen Personal- und Bettmangel ab.
  2. Die Uniklinik Düsseldorf lehnte die Aufnahme wegen Personal- und Bettmangel ab.
  3. Das Augusta-Krankenhaus in Düsseldorf erklärte sich als nicht zuständig.
  4. Die Rettungssanitäter fuhren anschließend wieder zum Sankt Marien-Krankenhaus in Ratingen und erhielten erneut eine Absage.
  5. Anschließend fuhren die Rettungssanitäter mit ihrer Patientin in die Helios Marien Klinik nach Duisburg. Hier wurde sofort eine Notoperation vorgenommen. Die Patientin lag mehrere Tage im Koma auf der Intensivstation.

Drei Absagen von Krankenhäusern

Die Rheinische Post berichtete am Montag über eine Frau, die einen Rettungswagen für ihre 80 Jahre alte Mutter alarmiert hatte, die nicht mehr ansprechbar war. RP-Redakteur Arne Lieb schrieb: „Die Rettungskräfte entschieden ihrem Bericht nach schnell, dass die Patientin in eine neurologische Klinik gebracht werden und intensivmedizinisch betreut werden musste.“

Allerdings habe sich die Suche nach einer Klinik schwierig gestaltet, schreibt die Rheinische Post weiter: „Die Rettungssanitäter hätten mit der Patientin im Wagen rund eine halbe Stunde auf die Zusage einer Klinik mit einer sogenannten Stroke Unit zur Behandlung von Schlaganfällen warten müssen und dann trotzdem noch drei Mal das Ziel wechseln müssen, weil immer wieder Absagen gekommen seien.“

Wer löst die Probleme?

Das sind keine Einzelfälle. Immer wieder hört man, dass akut Erkrankte mit den Rettungswagen von einem Krankenhaus zum nächsten transportiert werden, weil sie in Krankenhäusern abgewiesen werden. Es scheint gravierende Organisationsfehler in der Düsseldorfer und der Notfallversorgung in der Region zu geben.

Wer kümmert sich darum, dass nicht noch mehr solcher Fälle passieren und Patienten auf dem Irrweg von Krankenhaus zu Krankenhaus sterben? Düsseldorfs Oberbürgermeister? Die Bezirksregierung? Das Landesgesundheitsministerium? Ich habe bei allen drei Behörden nachgefragt.

Meine Fragen: 

  1. Wie kann es zu solchen für die Patienten lebensgefährlichen Krisensituationen kommen?
  2. Was machen sie, um die Organisation der Notfall-Versorgung in den Krankenhäusern umgehend zu verbessern?

Mehr dazu in meinem nächsten Freitagsblog auf dieser Website mit der Folge II zur Notfallversorgungs-Krise in Düsseldorf und der Region.

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Notruf 112: Feuerwehr Landeshauptstadt Düsseldorf
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