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Jamin-Kolumne: Von der Erotik eines Heizgeräts

Auf einen Cappuccino: Die Jamin-Kolumne

Ich habe mir schon vor mehreren Wochen ein Heizgerät gekauft. Als es begann mit den Warnungen vor den enormen Gas-Heizkosten. Heute lese ich, dass sich jeder zehnte Bundesbürger mit einem elektrischen Heizlüfter eingedeckt hat.

Für mich ist die Anschaffung nicht nur aus praktischen Gründen ein Muss. Auch wenn es Stimmen gibt, die  Heizlüfter als Energiefresser ablehnen. Für mich ist so ein Gerät reine Nostalgie. Denn das Stromheizgerät erinnert mich an lange vergangene, recht gute Zeiten.

Wohnung ohne Zentralheizung

Ich war 18, 19 Jahre alt, als ich in der Kölner Altstadt eine kleine Wohnung mietete. Ein Zimmer ohne Flur, mit Küche und Bad. 30 Quadratmeter Wohnfläche ohne Zentralheizung oder Kohleofen. Also Null Heizung im Winter.

Das war auch nicht möglich, denn die Kellerräume und die Erdgeschoss-Wohnung standen bei jedem Hochwasser des Rhein unter Wasser. Ein Zugang zum Haus erfolgte dann in den Straßen über Bretterstege.

Effektive Stromwärmmethode

Ich kenne also die Winter ohne Heizung. Und damals entwickelte ich eine sowohl stromsparende wie effektive Wärmemethode. Und die hatte sogar noch eine schöne, erotische Komponente.

Grundsätzlich verbrachte ich in der kalten Jahreszeit viele Stunden in Kaffeehäusern und anderen Lokalen. Zum Freundetreffen und Reden und Schreiben meiner Geschichten und zum Tanzen und Knutschen. Das hatten übrigens zwischen den Weltkriegen winters auch schon Schriftsteller wie Hemingway in Paris so gemacht.

Heizstrahler vor dem Bett

Wenn ich nach Hause kam, ging ich meist schnell ins Bett. Den kleinen Heizstrahler richtete ich bis dahin auf die Bettwäsche, so dass sie leicht angewärmt war, wenn ich mich niederlegte.

Für den Morgen entwickelte ich ein ganz besonderes Ritual. Der Heizstrahler stand direkt an meinem Bett mit einer langen, sehr sehr langen Verlängerungsschnur.

Mit Heizstrahler ins Bad

Sobald der Wecker schellte, schaltete ich das Heizgerät ein. Dann wartete ich ein paar Minuten, bis sich die Umgebung des Bettes ein wenig aufgewärmt hatte. Ich stand auf und nahm den wärmenden Heizstrahler mit ins Bad. Dort duschte ich im Strahl des Heizgeräts.

Beim Abtrocknen war der Heizstrahl wieder auf meinen Körper gerichtet. Anschließend ging ich mit dem Heizgerät in die Küche und startete den Kaffeekocher.

Wohnung wie Eisschrank

Von dort aus ging es dann – mit eingeschaltetem Heizgerät – zum Ankleiden. Das Frühstück fand meist im Stehen statt. Fünf Minuten auftanken im kräftigen, wärmenden Strahl des Heizgeräts.

Dann verließ ich die Wohnung, die winters schnell wieder zu einem Eisschrank wurde. Die erotische Komponente möchte hier auch noch verraten.

Heiz-Variante für Paare

Wenn mich im Winter abends ein Mädchen in meine Wohnung begleitete, schaltete ich das Heizgerät nicht an. Es dauerte meist keine halbe Stunde, bis das Mädchen freiwillig unter die kuschelige Bettdecke kroch und zusätzlich nach meiner Körperwärme verlangte.

Morgens blieb ich dann allerdings bei meinem Heizgerät-Ritual – dann etwas komplizierter, aber sehr körperfreundlich als Paar-Variante – vorrangig unter der Dusche …

Bleiben Sie fröhlich. Bis nächsten Freitag. Auf einen Cappuccino…

Ihr Peter Jamin

 

Peter Jamin (© Michael Seelbach)

Peter Jamin arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte – neben Kolumnen und Artikeln – mehr als 30 Bücher zu gesellschaftlich relevanten wie unterhaltsamen Themen. Darüber hinaus arbeitete er als Autor und Regisseur von Fernsehdokumentationen und -serien. Etliche Bücher schrieb er als Ghostwriter prominenter Zeitgenossen. Mit seinem Schwerpunktthema „Vermisst“ befasst er sich seit rund 30 Jahren; unterhält auch ein „Vermisstentelefon“ zur Beratung von Angehörigen Verschwundener. Ausgezeichnet wurde Jamins Arbeit u.a. mit dem „GdP-Stern“ der Gewerkschaft der Polizei „in besonderer Würdigung seiner herausragenden journalistischen Leistungen“. Infos zum Autor unter jamin.de.

Bildquellen

  • Peter Jamin: Michael Seelbach
  • Heizgerät: Jamin
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