Ein Kommentar
Eine Bewertung der Jazz Rally muss berücksichtigen, dass sie unter Corona-Bedingungen geplant wurde. Die folgenden Zeilen dagegen nicht. So kann ich mich nur auf etwas beziehen, was schmerzlich fehlte: das war eindeutig der Button. Doch dazu später mehr.
36 Konzerte oder Veranstaltungen gab´s während der Jazz Rally 2022 in der Innenstadt. Ein großer Erfolg für den Veranstalter, die Destination Düsseldorf samt künstlerischem Leiter Rainer Witzel. 36 Bands sind aber gerade mal die Hälfte dessen, was ansonsten auf die Bühnen gebracht wurde. Um so entzerrte zeigte sich das Programm, mit großen Lücken und Pausen. Ich vermisste dadurch den Swing in der Stadt. Das Fehlen gewähre ich der Planung während der Pandemiehochzeit zu, wie bereits erwähnt. Aber es gibt auch Erkenntnisse, die die Zukunft bestimmen sollten.
Zuerst sollten gewisse Veranstaltungsorte ausgeklammert werden. Insbesondere der Keller im Stilwerk schafft kein Flair und ist für mich ein absolutes Negativbeispiel: keine Infrastruktur, absolut lieblos und kein Ambiente. Vielleicht könnten gerade noch die K-Popmusiker BTS diesen Raum rocken, aber für eine Jazzband fast unmöglich.
Keine „Festplatzbuchung“
Zum anderen: Eine verstärkt konzertante Veranstaltung – wie sie bis auf die Bühnenprogramme und wenige Gigs in diesem Jahr war – darf die Rally niemals werden. Schon jetzt war das 50:50 Verhältnis zu hoch. Sollte eine weitere Verschiebung zur „Festplatzbuchung“ folgen, ginge der Charme und auch der einmalige Düsseldorfer Charakter dieses Musikerlebnisses zu ende. Und schon bin ich beim Button. Der Button muss wiederkehren und den überwiegenden Teil der Konzertbesuche gewährleisten. Nur er garantiert den unverwechselbaren Charakter dieses Jazzfestivals. Gerade dieses Prinzip – in ein Konzert, eine Session hinein zu schnuppern oder einen anderen Musikstil „auszuprobieren“ und bei Gefallen zu bleiben oder Nichtgefallen zu gehen – eben das macht doch die Jazz Rally aus.
Natürlich gibt es Stimmen, die sich darüber gefreut haben, einen garantierten Sitzplatz vorzufinden, nicht vor einer Türe warten zu müssen oder dass die Besucher wie im Taubenschlag kommen und gehen. Dieses Event, das mit diesen Forderungen beschrieben oder gewünscht wird, hat nicht den Namen „Rally“ verdient. Ich erinnere mich noch gerne an eine Jazzsession in einem Altstadt-Restaurant der gehobenen Klasse, wo fein „diniert“ wurde und in den Gängen zwischen den Tischen Jazzfans der Musik lauschten. Oder wie ich in eine Free-Jazz Session stolperte, wo jeder gegen jeden spielte – so war jedenfalls mein Eindruck. Beide Erlebnisse skurril und ungewöhnlich – eben Jazz Rally.
Vielleicht besteht die Möglichkeit, bei der nächsten Auflage beides zu kombinieren. Konzerte mit Eintritt gab es vor der Pandemie, den Button, der aber das Kernstück und das Schwergewicht dieser Rally darstellt, auch. Übrigens: Prominentes Plädoyer für die Wiederkehr des Buttons können wir Düsseldorfer am Wochenende erleben. Die Nacht der Museen ist im Grunde eine „Kunst Rally“.
Bildquellen
- : Destination Düsseldorf