Die Stimmung in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft hat sich im Juni zum dritten Mal in Folge und in allen Branchen außer dem Handel eingetrübt. Das zeigt das aktuelle NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima, für das im Auftrag der Förderbank monatlich 1.500 Unternehmen befragt werden. Im Vergleich zum Vormonat verschlechterten sich sowohl die Einschätzungen der Unternehmen zu den Geschäftserwartungen als auch zur Geschäftslage. Besonders schwach entwickelte sich die Industrie.
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima ist im Juni um 8,2 Saldenpunkte auf -7,5 Punkte eingebrochen. Der Konjunkturindikator für die NRW-Wirtschaft rutschte damit erstmals in diesem Jahr wieder in den negativen Bereich. Besonders stark trübten sich die Geschäftserwartungen ein. Aber auch die gegenwärtige Geschäftslage wurde von den befragten Unternehmen merklich weniger gut bewertet und sank auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.
„Nachdem die nordrhein-westfälische Wirtschaft im Frühjahr Hoffnung auf eine schnelle konjunkturelle Erholung von der Energiekrise geschöpft hatte, hat sich der Pessimismus jetzt vor allem in der für unser Land so wichtigen Industrie wieder verstärkt“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. „Neben hohen Energiepreisen bereitet den Unternehmen aktuell insbesondere ihre Auftragslage Sorge. Zum einen wird das in der Pandemie aufgebaute Auftragspolster immer dünner, zum anderen wird der Export schwieriger.“
Industrie: Weniger Aufträge aus In- und Ausland
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima mit einem Minus von 11 Saldenpunkten erheblich verschlechtert. Die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen gaben deutlich nach und fielen auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2022. Auch die aktuelle Geschäftslage wurde weniger gut beurteilt. Mittlerweile schätzen viele Unternehmen ihren Auftragsbestand als zu niedrig ein. Neben der inländischen Nachfrageschwäche zeichnen sich jetzt auch noch weniger Aufträge aus dem Ausland ab, was die Exporte in den nächsten Monaten belasten dürfte. In der landesweit bedeutenden chemischen Industrie trübte sich die Stimmung besonders stark ein. Aber auch die Metallbranchen blicken immer skeptischer in die Zukunft. Einzig in der Textilindustrie verbesserte sich jüngst die Stimmung leicht.
Bauhauptgewerbe: Starker Rückgang im Hochbau, kleines Plus im Tiefbau
Auch im Bauhauptgewerbe ist das Geschäftsklima stark gesunken. Die Unternehmen waren mit ihrer aktuellen Lage etwas weniger zufrieden. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate verschlechterte sich deutlich. Der Rückgang des Geschäftsklimas in der Branche ist einzig auf den Hochbau zurückzuführen. Der Tiefbau verbuchte angesichts eines guten Auftragsbestandes dagegen ein kleines Plus.
Dienstleistungen: Logistik leidet unter schwacher Industriekonjunktur
Im Dienstleistungssektor hat sich die Stimmung ebenso stark eingetrübt. Die Unternehmen waren unzufriedener mit der aktuellen geschäftlichen Lage. Die Geschäftserwartungen fielen überdies deutlich pessimistischer aus. Am deutlichsten verschlechterte sich die Stimmung in der Logistik. Die Branche ist durch die schwache Industriekonjunktur unmittelbar betroffen.
Handel: Preisdruck lässt etwas nach
Als einziger Wirtschaftsbereich verbuchte der Handel im Juni ein solides Stimmungsplus. Vor allem die Erwartungen verbesserten sich, wobei sie weiterhin äußerst pessimistisch sind. Während im Großhandel sinkende Preise erwartet werden, war der Preisdruck im Einzelhandel zuletzt nur leicht rückläufig.
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