Gerade einmal 25 Prozent der Führungspositionen in deutschen Unternehmen sind mit Frauen besetzt. Das zeigt eine Befragung des ifo Instituts, die im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durchgeführt wurde. Einige der befragten Organisationen sind durchaus bereit, diesen Anteil zu erhöhen.
Eine Maßnahme soll die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter sein. Aber reicht das? Weniger Stunden, flexible Arbeitszeitmodelle und dann ist das Problem gelöst? Lilian Gehrke-Vetterkind setzt in ihrem Ratgeber „Frau kann Chef“ an einer anderen Stelle an: Frauen müssen die maskulin-geprägte Führungskultur verstehen – um sie dann für sich selbst umzudeuten.
Frauen würfeln nicht
Frauen wird oft unterstellt, dass sie gar nicht führen möchten. Im Hinblick auf die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das gar nicht so undenkbar, denn eine Führungsrolle bringt viel Verantwortung mit sich und oft genug hängt der „Mental Load“ an den Frauen, weniger an den Männern. Dem entgegen gibt es immer mehr Doppelspitzen, in denen zwei Personen besagte Verantwortung, Aufgaben und Zeitkonto teilen – und sogar von Synergieeffekten profitieren.
Aber ein viel wichtigerer Grund dafür ist, dass Frauen anders führen und sich auch im Vorhinein anders geben. „Ellenbogen-Methoden, Buddy-Netzwerke, 70-Stunden-Wochen, 100 Prozent Aufopferung für die Karriere, Führungsstile, die sich an ,command and control‘ ausrichten, Misstrauenskultur etc. sind nicht der Rahmen, in dem Frauen wirken, ihr volles Potenzial entfalten und führen wollen“, erklärt die systemische Beraterin für Organisationsentwicklung Lilian Gehrke-Vetterkind.
Und so werden sie für Führungsjobs viel eher übersehen. Wenn gilt, dass der, der am lautesten schreit, den Job bekommt, haben Frauen oft das Nachsehen. „Machtspielchen untereinander oder sich vor dem Management zu profilieren ist weniger das, was Frauen interessiert“, fasst es Lilian Gehrke-Vetterkind zusammen. „Sie setzen auf Zusammenarbeit und weniger auf ein ,Sich nach oben durchboxen‘.“
Frauen gehen in Selbstführung
Anstatt darauf zu warten, dass Entscheidungstragende in Organisationen von sich aus ihre männlich-geprägte Führungskultur hinterfragen und aufarbeiten, gibt Lilian Gehrke-Vetterkind Frauen mit ihrem Ratgeber einen Leitfaden an die Hand, um selbstständig in eine authentische Führungsrolle zu wachsen und für sich selbst zu definieren, was gute Führung ist.
Dabei spiegelt sie auch immer, auf welche Hindernisse Frauen in Führung treffen. Dem „Kommunikationsverhalten von Männern“ widmet sie gleich ein eigenes Kapitel. Machtspielchen verstehen, Sichtbarkeit ohne Profilieren und die bereits angesprochene Vereinbarkeit sind wichtige Themen, die Frauen für sich reflektieren müssen, um eine Haltung dazu zu entwickeln. Frauen führen anders, aber sicher nicht minder gut.
Roter-Reiter-Fazit: Endlich ein Ratgeber, der anerkennt, dass Frauen anders führen. Lilian Gehrke-Vetterkind zeigt, warum Frauen für eine gute Führung weder Sprache noch Haltung von Männern annehmen, sondern nur ihren eigenen Weg finden müssen.
— Roter Reiter —
Bildquellen
- Frau kann Chef: GABAL Verlag GmbH, 2023