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Aktienmärkte: Westbörsen pfui, Osteuropabörsen hui

Schlechter Start an den Westbörsen, guter Start hingegen an vielen osteurpäischen Börsen. Der Osteuropa-Börsenexperte Andreas Männicke berichtet über die aktuellen Entwicklungen. 

diema / Pixabay.com

Eine altbekannte Börsenregel besagt: Wenn es in der ersten Handelswoche an der Börse schlecht läuft, dann steht im Jahresverlauf eher ein Bärmarkt bevor. Wenn dem so ist, sollten Anleger nicht unbedingt an westlichen Börsen investieren, aber selektiv an einzelnen Börsen in Osteuropa. Denn die Indices an der Wall Street, der EuroStoxx 50 und der Dax landeten allesamt in der ersten Handelswoche leicht im Minus; einige osteuropäische Börsen wie in Ungarn, Tschechien, Kroatien, Rumänien, Bosnien, vor allem aber in Kasachstan landeten hingegen im Plus. Schon im letzten Jahr konnten viele Börsen in Osteuropa die westlichen Börsen klar outperformen, allen voran die Budapester und Warschauer Börse mit Plus von jeweils über 40 Prozent im Jahr 2023. Der CECE-Index mit Ungarn, Polen und Tschechien im Boot erreichte 2023 ein Plus von 35 Prozent und der SETX-Index für Aktien aus Südosteuropa und der Balkan-Region erreichte ein Plus von fast 30 Prozent.  Der KTX-Index für Aktien aus Kasachstan schloss in der ersten Handelswoche sogar mit einem Plus von 4 Prozent, nachdem er im letzten Jahr schon ein Plus von 32 Prozent erreichte.

Osteuropa-Börsen können schon wieder outperformen

Die Börsen aus Osteuropa konnten schon im vergangenen Jahr durch eine klare Outperformance überzeugen. Der CECE-Index mit Ungarn, Polen und Tschechien im Boot erreichte 2023 ein Plus von 35 Prozent. Der SETX-Index für Aktien aus Südosteuropa und der Balkan-Region erreichte ein Plus von fast 30 Prozent. Am besten performte 2023 die Budapester Börse mit einem Plus von 45 Prozent beim HTX-Index. Der HTX-Index stieg aber auch in der ersten Handelswoche 2024 schon wieder um 2,77 Prozent auf 5.204 Indexpunkte, während der Dax-40-Index mit 1,04 Prozent im Minus bei 16.594 Indexpunkten schloss. Noch besser schnitt der KTX-Index für Aktien aus Kasachstan mit einem Plus von 4,04 Prozent auf 745 Indexpunkte ab. Der KTX-Index überzeugte schon im letzten Jahr mit einem Plus von 32 Prozent in Euro.

2024 wird das Jahr der großen politischen und geopolitischen Herausforderungen

Die erste Handelswoche hat an den Westbörsen schon signalisiert, dass dieses Jahr ein sehr schwieriges Börsenjahr sein wird. Es wird von geld-, geopolitischen und reinen politischen Ereignissen wie Wahlen geprägt sein. Nachdem die Inflationsraten im Dezember schon wieder etwas ansteigen, stiegen zum Jahresbeginn auch die Renditen der US-Staatsanleihen wieder an, wobei die Renditen bei 10-jährigen US-Staatsanleihen schon wieder über 4 Prozent betragen, was die Wall Street zu Jahresbeginn belastete. Die US-Arbeitsmarktdaten waren aber wiederum sehr robust und auch die Auftragseingänge im Dezember 2023 zufriedenstellend. Im Februar 2024 muss aber wieder der US-Haushalt beschlossen werden. Die Zinslast verdoppelte sich im letzten Jahr schon auf 700 Milliarden US-Dollar. Im Februar wird der Oberste Gerichtshof in den USA auch entscheiden, ob Donald Trump zu den Vorwahlen zu gelassen wird. Zwei Bundestaaten haben dies bereits abgelehnt. Falls er nicht zugelassen wird, könnte es zu Unruhen in den USA kommen.

Bekommen wir „Weimarer Verhältnisse“ in Deutschland

In Deutschland wird weiterhin über die Schuldenbremse gestritten, aber auch über die Maßnahmen zum Stopfen des Lochs von 60 Milliarden Euro. Man muss abwarten, was der Generalstreik am 8. Januar bewirken wird. Alle Parteien der Koalition sind in einem Stimmungstief. In diesem Jahr finden vier Bundestagswahlen statt, bei denen es einen weiteren Rechtsrutsch geben wird. Die sogenannten Volksparteien werden immer schwächer und die Spaltungsprozesse immer größer. Die Protestwähler werden immer zahlreicher. Im Sommer sind dann Europawahlen, zu denen die Wagenknecht-Partei und die neue Partei der Werte-Union antreten werden. Dies wird CDU und CSU Stimmen kosten, aber auch der SPD. Wir bekommen dann anscheinend immer mehr italienische Verhältnisse, wenn nicht sogar „Weimarer Verhältnisse“ und wir wissen alle, wie das endete.

Die EU und Deutschland müssen endlich souverän werden

Es ist dringend erforderlich, dass die Europäische Union und auch Deutschland endlich eine eigenständige und nicht so sehr von den USA abhängige Politik machen. Bei den Kriegen in der Ukraine und in Israel sollte die EU eine eigene Position als Friedensstifter einnehmen und nicht immer mehr Waffen liefern. Die EU und Deutschland sollten sich auch dafür einsetzten, dass die Ukraine niemals in die Nato kommt, sondern neutral bleibt, um auch den berechtigten Sicherheitsinteressen von Russland entgegenzukommen. Der Ukraine-Krieg wäre im April 2022 schon längst beendet, wenn sich hier der Westen nicht so destruktiv und ablehnend verhalten hätte. Aber eine wirklich souveräne, selbständige Haltung der EU und auch von Deutschland bleibt wohl ein frommer Wunsch. Es ist dennoch höchste Zeit, dass auf allen Ebenen jetzt auf einen Waffenstillstand sowohl in der Ukraine als auch in Israel hingearbeitet wird, sonst könnte eine Eskalation in einen dritten. Weltkrieg münden. Im Januar finden auch Wahlen in Taiwan statt, was je nach Ausgang den USA-China-Konflikt verschärfen könnte.

Öl etwas erholt, Bitcoin mit gutem Start

Der Brentölpreis stieg seit Jahresbeginn leicht um 3,8 Prozent auf 78,9 US-Dollar/Barrel, bleibt aber absturzbedroht, falls die USA in eine Rezession schlittern sollten. Im letzten Jahr war der Brentölpreis mit 10 Prozent im Minus. Falls der Israel-Konflikt aber eskalieren sollte und sich der Iran mehr militärisch einschalten sollte, wird der Ölpreis temporär stark ansteigen. Gold tendiert im Moment seitwärts nahe dem alten Altzeithoch. Der Bitcoin konnte weiter um fast 4 Prozent auf über 43.000 USD/BTC zulegen, nachdem er schon im letzten Jahr um 153 Prozent gestiegen und damit die beste Geldanlage auf der Welt war. Am 15. Januar soll der Bitcoin-ETF von BlackRock genehmigt werden, was weiter zu einer Nachfrage von Bitcoin sorgen wird.

 

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ZUM AUTOR

Andreas Männicke ist Journalist, Buchautor, Verleger, Börsen-Experte und Berater (mit Spezialisierung auf Osteuropa) – bekannt aus TV- und Radio-Sendungen wie N-TV, N24, DAF, Bloomberg, Deutsche Welle. Mehr Information: www.andreas-maennicke.de und www.eaststock.de

 

 

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