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Preissteigerungen: Jeder dritte Beschäftigte kommt an finanzielle Grenze

Bei Menschen mit geringen Einkommen kommt einer Postbank-Befragung zufolge inflationsbedingt fast jeder zweite Befragte nicht über die Runden.

Die Inflation hat ungleiche Auswirkungen auf die Beschäftigten. Wer ein vergleichsweise hohes Einkommen hat, rechnet laut der Postbank-Befragung eher mit einer Gehaltserhöhung. Foto: Yuri Arcurs / Postbank

Viele Menschen bekommen die Folgen der Inflation derzeit schmerzhaft zu spüren. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Postbank stößt knapp jeder dritte Beschäftigte (30 Prozent) an seine finanziellen Grenzen. 21 Prozent geben an, dass ihr Gehalt eher nicht ausreicht, um ihre Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Knapp neun Prozent sagen sogar, dass sie mit ihrem Geld überhaupt nicht auskommen. In der bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung wurden laut Angaben zwischen dem 24. und 27. April 2023 insgesamt 1.011 Arbeitnehmende ab 18 Jahren interviewt.

„Zwar ist die Inflationsrate in den letzten Monaten leicht rückläufig, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Vor allem die steigenden Lebensmittelpreise setzen die Budgets der Verbraucher unter Druck“, erklärt Dr. Ulrich Stephan von der Postbank. Besonders belastet werden Beschäftigte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.500 Euro. Von ihnen kommen 43 Prozent, also knapp jeder Zweite, nicht über die Runden. Unter Befragten mit einem höheren Einkommen wird es hingegen mit 22 Prozent nur für rund jeden Fünften eng.

„Die Inflation ist nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein soziales Problem. Diejenigen mit den geringsten Einkommen sind von den steigenden Preisen am meisten betroffen. Insofern kann es auch sinnvoll sein, insbesondere bei diesen Gruppen die Löhne anzuheben“, sagt Dr. Ulrich Stephan. „Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die höheren Löhne nicht noch weiter angefacht wird. Denn das führt wiederum zu steigenden Preisen.“

Geringere Einkommen: Kaum Aussicht auf Ausgleichsprämien

Immerhin rechnet laut Angaben rund jeder zweite Beschäftigte in den kommenden zwölf Monaten mit einer Gehaltserhöhung. 54 Prozent tun dies. Wenig Hoffnung auf ein höheres Einkommen haben vor allem die Menschen, die ein Gehaltsplus besonders nötig hätten: Knapp jeder zweite Befragte (46 Prozent), der aktuell kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen kann, hat keine Aussicht auf höhere Bezüge – im Vergleich zu 33 Prozent, die ihr Einkommen als ausreichend bezeichnen.

Beschäftigte mit einem vergleichsweise niedrigen Einkommen haben zudem deutlich seltener Aussichten, dass die „Inflationsausgleichsprämie“ ihre Einkommenssituation verbessert. Diese Prämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftigten noch bis Ende 2024 steuer- und sozialabgabenfrei auszahlen. Knapp 50 Prozent der Beschäftigten, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen bei 2.500 Euro und mehr liegt, haben die Inflationsprämie bereits erhalten oder rechnen mit der Auszahlung. Von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, denen weniger als 2.500 Euro im Monat zur Verfügung stehen, haben hingegen nur 35 Prozent den Bonus bekommen oder Hoffnung darauf.

Einmaleffekt der Prämie

Die Inflationsprämie ist sicherlich ein Mittelweg zwischen einem Ausgleich für gestiegene Preise und der Vermeidung einer Lohn-Preis-Spirale“, ordnet Dr. Ulrich Stephan ein. „Allerdings werden die Preise in Zukunft kaum fallen, sondern nur weniger stark steigen. Die Prämie hat insofern einen Einmaleffekt, hilft aber den Ärmsten in den Folgejahren nicht. Ein dauerhafter Inflationsausgleich wäre hier sicherlich die geeignetere Maßnahme.“

Laut Postbank Umfrage profitieren 43 Prozent aller Beschäftigten von der Inflationsprämie, 49 Prozent gehen leer aus, knapp sieben Prozent wissen nicht, ob sie Chancen auf die Prämie haben.

Bildquellen

  • Postbank-Befragung: Yuri Arcurs / Postbank
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