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Umfrage: Sieben von zehn Internetnutzern von Cyberkriminalität betroffen

Am häufigsten gehen laut Bitkom-Befragungsergebnissen Delikte von Tätern aus der Organisierten Kriminalität aus. Nur 17 Prozent der Betroffenen gehen zur Polizei und berichten von dort über eher negative Erfahrungen.

70 Prozent, also mehr als zwei Drittel, der Internetuser, die im Herbst 2023 an der Bitkom-Befragung teilnahmen, haben in den zwölf Monaten davor Erfahrungen mit Cyberkriminalität gemacht. Grafik: Bitkom Research

Ausspionieren von Passwörtern, Betrug beim Onlinehandel oder schwere Beleidigungen in sozialen Netzwerken: Die große Mehrheit (67 Prozent) der Internetnutzenden in Deutschland ist 2023 Opfer von Cyberkriminalität geworden. 30 Prozent mussten in den vergangenen zwölf Monaten keine solchen Vorfälle verzeichnen, 3 Prozent wollten dazu keine Angaben machen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.018 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, die das Internet nutzen.

Vor einem Jahr waren noch 75 Prozent von Cyberkriminalität betroffen gewesen. „Digitale Technologien sind in unserem Berufs- und Privatleben omnipräsent, und das sind auch die Online-Kriminellen. Dabei machen wir es ihnen leider noch zu oft zu leicht. Mit einigen wenigen Maßnahmen lässt sich der weit überwiegende Teil der Angriffe abwehren, und dabei sind alle Nutzerinnen und Nutzer gefordert“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst in einer Pressemitteilung des Digitalverbands. „Dazu gehört zum Beispiel, sichere Passwörter oder Passkeys zu wählen, Updates zeitnah einzuspielen und bei ungewöhnlichen Nachrichten von vermeintlichen Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen skeptisch zu sein.“

Ausspähen persönlicher Informationen kommt am häufigsten vor

Am häufigsten berichten Internetnutzende über Phishing, also Versuche, per Mail, Kurznachricht oder Telefon, persönliche Informationen wie Passwörter herauszubekommen. 35 Prozent der Befragten haben diese Erfahrung gemacht. Bei 6 Prozent wurden auf diesem Weg Zugangsdaten zu einem Online-Dienst erfolgreich ausspioniert. 30 Prozent sind beim Online-Einkauf betrogen worden, 8 Prozent wurden als Verkäufer von Waren online betrogen. Rund ein Viertel, konkret 26 Prozent, sind im Internet verbal massiv angegriffen oder schwer beleidigt worden, 5 Prozent wurden sexuell belästigt.

Bei 20 Prozent wurde der Computer mit Schadprogrammen wie Viren infiziert, bei 13 Prozent das Smartphone. Einen Angriff mit Ransomware, bei dem Daten verschlüsselt und nur gegen Lösegeld wieder zugänglich gemacht werden, haben auf ihrem PC ein Prozent erlebt, auf dem Smartphone drei Prozent. 13 Prozent wurden Opfer von Betrug beim Online-Banking oder ihre Kontodaten wurden missbraucht. Darüber hinaus geben vier Prozent an, dass eine Person sich im Internet unter dem eigenen Namen ausgegeben hat, bei zwei Prozent wurden E-Mails in ihrem Namen versendet.

Durchschnittlicher Schaden von 262 Euro

Bei 33 Prozent der von Cyberkriminalität Betroffenen ist kein finanzieller Schaden entstanden, 14 Prozent können oder wollen dazu keine Aussagen machen. Bei den übrigen ist im Durchschnitt im vergangenen Jahr ein Schaden von 262 Euro entstanden. Fünf Prozent wurden nach eigenen Angaben sogar um 500 Euro oder mehr geschädigt. „Ein erfolgreicher Angriff von Cyberkriminellen kann im Einzelfall teuer für die Opfer werden. Aber oft ist es nicht nur der materielle Schaden, der schmerzt, etwa bei persönlichen Angriffen oder Bedrohungen“, so Dr. Ralf Wintergerst.

Anzeigen bei der Polizei meist erfolglos

Drei von zehn Betroffenen haben den Umfrageergebnissen zufolge nach einem kriminellen Vorfall nichts unternommen. Etwas mehr als die Hälfte hat das Gespräch mit Familie oder Freunden gesucht. Ähnlich viele haben sich an das Unternehmen gewandt, dessen Plattform für kriminelle Aktivitäten genutzt wurde, also etwa das soziale Netzwerk, der Online-Shop oder die Bank. 17 Prozent haben anschließend ihren dortigen Account gelöscht oder gekündigt. Acht Prozent haben in einem öffentlichen Beitrag, etwa in sozialen Medien, auf den kriminellen Vorfall aufmerksam gemacht, vier Prozent haben einen Rechtsanwalt aufgesucht und ein Prozent ist auf die Forderungen der Kriminellen eingegangen und hat zum Beispiel Lösegeld bezahlt. Eine Anzeige bei der Polizei haben nur 14 Prozent erstattet, weitere 9 Prozent haben sich an andere Behörden gewendet, etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Die Erfahrungen mit der Polizei waren bei denjenigen, die Anzeige erstattet haben, überwiegend negativ. So wurde nach Angaben der Befragten in keinem Fall ein Täter ermittelt oder verurteilt. 15 Prozent mussten sich an verschiedene Stellen wenden, bevor ihnen geholfen werden konnte, 43 Prozent bewerten den Aufwand durch die Anzeige im Nachhinein als zu hoch. 46 Prozent geben an, sie würden beim nächsten Mal auf eine Anzeige verzichten. Zugleich sagen immerhin 23 Prozent, die Polizei habe kompetent beraten und unterstützt.

Täterkreis agiert oft aus dem Ausland

„Cyberkriminalität wird häufig aus dem Ausland verübt, teilweise mit Wissen oder zumindest Duldung der dortigen Behörden. Das erschwert eine Verfolgung und Bestrafung der Täterinnen und Täter. Dennoch sollten Opfer nicht auf eine Anzeige verzichten, denn durch Öffentlichkeit und den Verfolgungsdruck können zumindest weitere Taten verhindert werden“, so Dr. Ralf Wintergerst. „Wir müssen Polizei und Sicherheitsbehörden aber personell und technisch so ausstatten, dass sie gegen Kriminelle auch in der Online-Welt mit Nachdruck erfolgreich vorgehen können.“

Bildquellen

  • Kriminalität im Internet: Bitkom Research
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