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Gesellschaft & Medien

ZiviZ-Survey 2023: Zivilgesellschaftliche Organisationen brauchen mehr Vielfalt

Zivilgesellschaftliche Organisationen befinden sich im Wandel – Zugangschancen neuer Gruppen zum Engagement müssen verbessert, Kooperationen mit dem Staat ausgebaut werden. So lautet das Fazit des Hauptberichts zur Lage und Entwicklung der Zivilgesellschaft, herausgegeben vom „Think and Do Tank“ ZiviZ (Zivilgesellschaft in Zahlen) im Stifterverband.

Grafik: Gerd Altmann / Pixabay.com

In Deutschland gab es im Jahr 2022 rund 657.000 zivilgesellschaftliche Organisationen. Dazu zählen mehr als 615.000 eingetragene Vereine, wie auch Stiftungen, gemeinnützige Kapitalgesellschaften und gemeinwohlorientierte Genossenschaften. Die meisten dieser Organisationen werden ausschließlich vom Engagement freiwillig engagierter Bürgerinnen und Bürger getragen, nur etwa ein Viertel der Organisationen hat bezahlte Beschäftigte. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Bestandsaufnahme der Zivilgesellschaft in Deutschland, des ZiviZ-Survey 2023, der am 15. November in Berlin vorgestellt wurde.

Soziale Diversität ist essenziell

Die Ergebnisse des ZiviZ-Survey machten deutlich, dass zivilgesellschaftliche Organisationen die gesellschaftliche Vielfalt nicht abbilden: Weniger als die Hälfte hat junge Engagierte unter 30 Jahren in Leitungspositionen. Lediglich 11 Prozent der Organisationen geben an, Engagierte mit unterschiedlichen kulturellen Prägungen zu haben, nur 21 Prozent berichten von sozialer Diversität unter den Engagierten. „Organisationen müssen sich vermehrt neuen Gruppen öffnen. Dies ist essenziell für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Organisation. Es ist aber auch wichtig für den Beitrag der Zivilgesellschaft zu gesellschaftlicher Integration und Teilhabe“, resümiert Peter Schubert, Projektleiter des ZiviZ-Survey.

Kooperation zwischen Staat und Zivilgesellschaft gefragt

Ein seit Jahren erkennbarer Trend setze sich weiter fort: Neugegründete Organisationen übernehmen immer häufiger Aufgaben, die vormals im Verantwortungsbereich des Staates lagen. „Zwar geben 54 Prozent der Organisationen an, ihre Arbeit selbstständig leisten und finanzieren zu wollen. Inzwischen sehen aber schon vier von zehn Organisationen den Staat in der Mitverantwortung für die Finanzierung der von ihrer Organisation geleisteten Arbeit. Im Jahr 2016 waren es noch drei von zehn. Dieser Wandel im Selbstverständnis stellt neue Anforderungen an die noch ausbaufähige Kooperation zwischen Staat und Zivilgesellschaft”, so Schubert.

Neue Formen des Engagements finden

Eine weitere Herausforderung für die Organisationen sei auch die zunehmende Entkoppelung des Engagements von einer formalen Mitgliedschaft. Im Jahr 2022 sagen 30 Prozent der Organisationen, dass es bei ihnen freiwillig Engagierte gibt, die keine Mitglieder der Organisation sind. Im Jahr 2012 waren es noch 21 Prozent. Zwar könnten diese Organisationen eine positive Entwicklung der Engagiertenzahlen aufweisen, gleichzeitig fielen aber entsprechende Mitgliedsbeiträge weg. Die zunehmende Entkoppelung von Mitgliedschaft und Engagement sei Ausdruck der abnehmenden Bereitschaft in der Bevölkerung, sich an eine Organisation zu binden. Sie erfordere, niedrigschwellige Konzepte für neue Formen des Engagements zu entwickeln und alternative Finanzierungsquellen zu erschließen, um Einnahmeverluste durch fehlende Mitgliedsbeiträge auszugleichen.

ZiviZ-Survey

Der ZiviZ-Survey ist eine repräsentative Organisationsbefragung, die seit 2012 regelmäßig zentrale Strukturmerkmale und Entwicklungen in der organisierten Zivilgesellschaft erfasst. Es handelt sich eigenen Angaben um eine einzigartige repräsentative Organisationsbefragung in Deutschland, die das gesamte Spektrum an Engagementfeldern abdeckt. Im Rahmen des ZiviZ-Survey 2023 haben von den 125.000 eingeladenen Organisationen 12.792 Organisationen an der Online-Befragung teilgenommen. Der aktuelle Hauptbericht stellt zentrale Entwicklungen in der Organisationslandschaft sowie die Herausforderungen von Organisationen in unterschiedlichen Engagementfeldern und räumlichen Kontexten vor. Bereits im März 2023 wurde ein Trendbericht veröffentlicht, der erste Ergebnisse der Befragung und Entwicklungen über die vergangenen zehn Jahre skizzierte. Gefördert wurde der ZiviZ-Survey 2023 von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt sowie den acht Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Saarland und Schleswig-Holstein und dem Stifterverband. Der Hauptbericht zum Download: www.ziviz.de/ziviz-survey

 

 

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