Die Verbraucher in Deutschland sind mit den Jahren kritischer geworden. So ist es kaum zu glauben, dass sich dennoch immer wieder Produkte in den Läden finden lassen, die sich bei genauerem Hinsehen als „Mogelpackung“ mit versteckten Preiserhöhungen oder unnötig luftigem Freiraum erweisen.
So ist bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg vom 6. bis 24. Januar 2021 das Frucht-Müsli von Seitenbacher zur „Mogelpackung des Jahres 2020“ gekürt worden. Wie die Verbraucherschützer am 25. Januar 2021 mitteilten, erhielten die Frühstückscerealien mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent, der insgesamt 21.409 abgegebenen Stimmen. Seitenbacher hatte das Müsli im vergangenen Jahr als vermeintlich neues Produkt auf den Markt gebracht.
Spitzenreiter mit großen Vorsprung
Bei der zur Wahl stehenden Müsli-Packung sei die Füllmenge laut Mitteilung von 1.000 auf 750 Gramm geschrumpft worden. Gleichzeitig habe man den Preis pro Tüte im Einzelhandel angehoben, sodass das Müsli um 75 Prozent teurer wurde. Der Hersteller behauptete gegenüber der Verbraucherzentrale Hamburg nach deren Angaben, mit dem Frucht-Müsli ein neues Produkt eingeführt zu haben. Doch die Zutatenliste der Frühstücksflocken sei „quasi identisch mit der des günstigeren Vorgängerprodukts Vollkorn-Früchte-Müsli”. Mittlerweile wird das Frucht-Müsli wohl nicht mehr hergestellt. In einigen Supermärkten ist es nach Recherchen der Verbraucherschützer jedoch noch erhältlich.
Neben dem Frucht-Müsli standen vier weitere Produkte als mögliche „Mogelpackungen des Jahres 2020” zur Wahl. Zweitplatzierte sind zwei saisonale Milka-Schokofiguren von Mondelez, deren Preis um bis zu 36 Prozent stieg. Auf Rang drei bis fünf folgen die Kinder-Schokolade, ein Katzenfutter der Marke Whiskas von Mars und die Bifi Minisalami.
Die Ergebnisse im Einzelnen
1. Platz: „Frucht Müsli” von Seitenbacher – 11.659 Stimmen (54,5 Prozent)
2. Platz: „Milka Osterhase & Weihnachtsmann” von Mondelez –4.035 Stimmen (18,8 Prozent)
3. Platz: „Kinder Schokolade” von Ferrero – 3.960 Stimmen (18,5 Prozent)
4. Platz: „Whiskas Knuspertaschen” von Mars –925 Stimmen (4,3 Prozent)
5. Platz: „Bifi Minisalami” von Jack Link’s – 830 Stimmen (3,9 Prozent)
Aufruf an die Politik
„Verbraucherinnen und Verbraucher können sich gegen die Weniger-drin-Preis-gleich-Masche nicht wehren, denn die Tricksereien sind beim normalen Einkauf kaum zu bemerken. Umso wichtiger wäre es, die Konsumenten von Seiten der Politik nicht länger im Stich zu lassen“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Eine Transparenzplattform, bei der vorab Füllmengenreduzierungen von den Herstellern verpflichtend gemeldet werden müssten, könne laut Valet helfen, die sich stetig reduzierenden Inhalte und die damit einhergehende Müllflut einzudämmen.
Neues Mogelpackungsportal im Aufbau
Über Mogelpackungen wie versteckte Preiserhöhungen oder Luftpackungen ärgern sich viele Verbraucher. Im Jahr 2020 erhielt die Verbraucherzentrale Hamburg nach eigenen Angaben rund 3.000 Beschwerden. Seit mehr als 17 Jahren führen die Verbraucherschützer eine bundesweit einzigartige Mogelpackungsliste mit versteckten Preiserhöhungen auf der Basis von Verbraucherbeschwerden. Mit derzeit rund 1.000 Einträgen beleuchtet die pdf-Liste unter Nennung der Namen von Produkt, Hersteller und Händler die Maschen der Anbieter.
Zukünftig sollen die einzelnen Artikel in einer übersichtlichen Datenbank zu finden sein. Verbraucher können auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg ab sofort aktuelle Fälle melden: unter www.vzhh.de/mogelpackungsliste.
Bildquellen
- Mogelpackung des Jahres 2020_Schaubild_Abstimmungsergebnis: Verbraucherzentrale Hamburg / www.vzhh.de / Januar 2021