Er wurde wegen seiner nicht gerade sympathischen Art zum „Hass-Martin“ – und genau deshalb liebte ihn das TV-Publikum. Die Rede ist vom Schlag-den-Raab-Kandidaten Hans-Martin S. Und deshalb erkundigte sich nach dessen 500.000 Euro-Gewinn am 13. September auch besorgt eine große deutsche Boulevardzeitung nach der Sicherheit des Wahl-Oldenburgers. Mit kuriosem Ergebnis.
In dem Bericht der Boulevardzeitung heißt es, dass es Überlegungen bei den Behörden gäbe, Hans-Martin S. womöglich unter Polizeischutz zu stellen. Hintergrund könnten „Hass-Martin“-Foren und eine Reihe von Anti-Solidaritätsbekundungen im Internet sein. Einige Internetnutzer unterstellen Hans-Martin bei Youtube gar Drogenkonsum. Bei zu erwartenden Übergriffen schloss eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage gegenüber Reportern des Boulevardblatts nicht aus, dass man im Notfall prüfen müsse, „ob eventuell ein Streifenwagen vor seiner Tür stehen muss“. Entsprechend geisterte die Nachricht bald durch alle Klatschspalten der Republik. Doch der Sachverhalt wirft vor allem eins auf: viele Fragen.
Hans-Martin: Praktikum in Oldenburg
Nun muss man wissen, dass Hans-Martin S. aus Pinneberg bei Hamburg stmmt und laut Darstellung des Senders Pro Sieben im niedersächsischen Oldenburg ein Praktikum bei einem Apotheker absolviert. Zudem spielt der Hobby-Kicker beim TuS Oldenburg-Eversten.
Anruf in Bad Segeberg
Nur dumm, dass die befragte Sandra Rüder Pressesprecherin der Polizei in Bad Segeberg ist. Die Stadt mit den bekannten Karl May-Festspielen liegt bekanntlich in Schleswig-Holstein Doch ein Bezug zu Oldenburg ergibt sich rasch bei einem Blick auf die Landkarte: bei der großen deutschen Boulevardzeitung hatte man schlicht bei der zuständigen Polizeidirektion für das beschauliche Örtchen Oldenburg in Schleswig-Holstein (9.702 Einwohner) angerufen. Weit weg von der 160.000-Einwohner-Stadt in Niedersachsen, in der Hans-Martin S. beim TuS Eversten kickt. Auch für dessen Heimatort Pinneberg (Kreis Pinneberg) ist man dort – gelinde gesagt – eher nicht zuständig. Vom Polizeischutz für den Schlag-den-Rab-Kandidaten bleibt damit wenig übrig.
Polizei bestätigt Recherchen von Business-on.de
Doch eine Chance sollte die große deutsche Boulevardzeitung noch bekommen. Nach einem Anruf der Redaktion von Business-on.de bei der (nun wirklich) zuständigen Polizei im richtigen Oldenburg ist auch der letzte Zweifel ausgeräumt: Polizeisprecher Hans-Günther Gramberg bestätigte der Redaktion telefonisch, dass man in der Stadt noch keine Polizeiwagen aus Schleswig-Holstein gesichtet hat.
Onur Yamac
Bildquellen
- schlag_den_raab2: Pro Sieben