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Groß- und Außenhandel: Hohe Kosten belasten Umsatz- und Gewinnlage der Unternehmen

Die norddeutschen Händler und Dienstleister spüren von der abnehmenden Inflation kaum etwas. Ihr Umsatz ist im dritten Quartal real um 5,3 Prozent gesunken (nominal: minus 3,8 Prozent). Viele Unternehmen leiden unter weiterhin steigenden Gesamtkosten bei gleichzeitig abnehmender oder stagnierender Nachfrage. Der AGA-Indikator zeigt indes deutlich, dass die Stimmung unter den unternehmensnahen Dienstleistern erheblich besser ist als bei den Groß- und Außenhändlern. Das sind zentrale Ergebnisse des Wirtschaftstests, den der AGA Unternehmensverband im Zeitraum vom 4. September bis 6. Oktober 2023 unter den norddeutschen Unternehmen durchgeführt hat.

Container-Verladung im Hamburger Hafen. Foto: Favorit-Media-Relations GmbH

Wie auch in den Vorquartalen berichte die große Mehrheit der befragten Unternehmen (70 Prozent) von gestiegenen Gesamtkosten, vermeldet der AGA Unternehmensverband. Gleichzeitig habe im dritten Quartal die Nachfrage bei 45 Prozent der Firmen abgenommen, bei 41 Prozent stagnierte sie. Infolgedessen seien Umsatz und Gewinn weiter stagnierend bzw. rückläufig. Bei 43 Prozent sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, bei 29 Prozent ebenfalls der Gewinn. Zumindest 31 Prozent der Unternehmen verzeichneten einen Anstieg der Umsätze und 23 Prozent steigende Gewinne.

Unsicherheiten, belastende Bürokratie

„Die norddeutschen Groß- und Außenhändler kämpfen mit ständiger Unsicherheit und das schlägt sich auf die Stimmung. Sie müssen nicht nur mit einer anhaltenden Konjunkturkrise klarkommen. AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse: Den Unternehmern liegt schwer im Magen, dass die Flut an Regulierung und Bürokratie einfach kein Ende nimmt. Das versprochene Belastungsmoratorium ist ein Luftschloss. Was hilft es denn, wenn im Bundestag erst Sonntagsreden über Bürokratieabbau gehalten werden und dann doch wieder neue Auflagen und Berichtspflichten kommen? Gerade der Außenhandel wird immer stärker in die Zange genommen. Die geplanten klimaschutzpolitischen Sektor-Leitlinien für Export- und Investitionskreditgarantien sind nur ein aktuelles Beispiel dafür, dass in der Politik dringend wieder Pragmatismus, Verhältnismäßigkeit und Augenmaß einziehen müssen.“

Laut Wirtschaftstest schauen die befragten Unternehmen mit Zurückhaltung auf die kommenden sechs Monate: 59 Prozent erwarten gleichbleibende Umsätze und 55 Prozent in etwa gleichbleibende Gewinne. Mit schlechteren Umsätzen kalkulieren 27 Prozent, 38 Prozent mit sinkenden Gewinnen.

Der AGA-Indikator ist im dritten Quartal wieder leicht angestiegen auf 93,2 Punkte (Vorquartal: 90,8 Punkte), bewegt sich damit aber immer noch auf einem eher niedrigen Level. Große Unterschiede gibt es im Branchenvergleich: Während der AGA-Indikator für die unternehmensnahen Dienstleister auf 116,4 Punkte (Vorquartal: 115,1 Punkte) kommt, liegt er im Groß- und Außenhandel bei lediglich 90,4 Punkten (Vorquartal: 84,1 Punkte).

Arbeitsplätze sichern, aber verhaltene Neueinstellungen

Die Unternehmen wollen auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Arbeitsplätze sichern, sind aber bei Neueinstellungen mehrheitlich vorsichtig: Während 28 Prozent die Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht haben, blieb sie bei 52 Prozent der Firmen konstant. Lediglich 24 Prozent der Unternehmen haben vor, ihr Personal in den nächsten sechs Monaten aufzustocken. 64 Prozent wollen den Personalbestand konstant halten.

Ausbildungsplätze steigen

Erfreulich ist, dass die norddeutschen Unternehmen weiterhin und vermehrt ausbilden. Ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr von 65 Prozent auf 74 Prozent angestiegen. Durchschnittlich bilden die Firmen 5,4 Auszubildende und damit mehr als im Vorjahr (4) aus. Dabei sind vor allem Ausbildungen im kaufmännischen Bereich (94 Prozent), im technisch-gewerblichen Bereich (46 Prozent) und im IT-Bereich (28 Prozent) vertreten. Während sich die Quote der passgenauen Besetzung der Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat (52 Prozent), stieg der Anteil an Unternehmen, die noch einen freien Ausbildungsplatz offen haben von 41 Prozent auf 49 Prozent im Jahr 2023.

Norddeutsche Bundesländer

Im zweiten Quartal 2023 fiel der Umsatz in Hamburg um real 4,8 Prozent (nominal: minus 2,8 Prozent), in Bremen sank er um real 3,3 Prozent (nominal: minus 2,7 Prozent). In Sachsen-Anhalt ging er um real 2,4 Prozent nach unten (nominal: minus 1,4 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern sank der Umsatz um real 2,0 Prozent (nominal: minus 1,3 Prozent) und in Niedersachsen ging er um real 5,7 Prozent zurück (nominal: minus 4,5 Prozent). Schleswig-Holstein verzeichnet den stärksten Umsatzrückgang von real 7,9 Prozent (nominal: minus 4,9 Prozent).

Bildquellen

  • Container-Verladung im Hambrger Hafen: Favorit-Media-Relations GmbH
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