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Igel zum Tier des Jahres 2024 gewählt

Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist in ganz Deutschland zu finden und doch nimmt sein Lebensraum stark ab. Darauf möchte die Deutsche Wildtier Stiftung aufmerksam machen; sie hatte ihren Spenderinnen und Spendern drei tierische Stadtbewohner zur Wahl gestellt. Der beliebte Stachelträger konnte sich als Tier des Jahres 2024 gegen die Mitbewerber Eichhörnchen und Rotfuchs durchsetzen, wie die Stiftung Anfang Dezember mitteilte.

Nachtaktiver Wanderer, Einzelgänger und Winterschläfer: Der Igel ist das Tier des Jahres 2024. Foto: Enrico Schubert

„Damit hat ein Wildtier die Wahl zum Tier des Jahres gewonnen, das wohl jedes Kind kennt – das es aber in unserer Kulturlandschaft immer schwerer hat“, sagt Wildtierbiologe Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Igel findet immer weniger passenden Lebensraum. Auf dem Land haben aufgeräumte Agrarlandschaften die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreichen Magerwiesen verdrängt. Mehr Abwechslung bieten Gärten und Grünanlagen in Siedlungsgebieten. Inzwischen gibt es Schätzungen zufolge in Städten bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Aber auch hier hat es der Igel immer schwerer. Denn täglich werden Flächen versiegelt, und in Wohnstraßen breiten sich sterile Schottergärten aus. Wie viele Igel es in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. Wildtierexperten sehen aber mit Sorge, dass der Igelbestand hierzulande offenbar schleichend abnimmt. Der Igel wird auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie „Vorwarnliste“ geführt. „Bleibt der negative Einfluss des Menschen auf den Braunbrustigel bestehen, ist zu erwarten, dass die Art in naher Zukunft in die Kategorie ‚Gefährdet‘ hochgestuft werden muss“, sagt Hackländer.

TIER DES JAHRES
Seit 2017 wählen die Spenderinnen und Spender der Deutschen Wildtier Stiftung ein Tier des Jahres, auf das in der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht werden soll. Sei es aufgrund seiner Gefährdung, der Bedrohung seines Lebensraums oder weil es einen Mensch-Wildtier-Konflikt hervorruft.

Insektenfresser, nachtaktiver Einzelgänger und Winterschläfer

Damit es dem stacheligen Nachtwanderer gut geht, braucht er in der Offenlandschaft Hecken und in unseren Gärten wilde Ecken, in denen sich die Natur weitgehend ungestört entfalten kann. Dort kann er sich verstecken, im Sommer seinen Nachwuchs zur Welt bringen und ab November seinen Winterschlaf halten. Außerdem findet er hier seine Nahrung: Insekten, Spinnentiere und Regenwürmer. Dabei hilft ihm sein guter Geruchssinn, mit dem er seine Beute in einem Umfeld von einem Meter aufspüren kann.

Wer Igeln im Garten begegnet, hat vielleicht schon erlebt, wie geräuschvoll sie unterwegs sind, wenn sie rascheln durchs Unterholz laufen und ihre Nahrung schmatzend vertilgen. Besonders laut wird, wenn die Einzelgänger mit Artgenossen in Streit geraten oder wenn Igel sich paaren.

Auf der Suche nach Futter legt ein Igel Nacht für Nacht mit seinen kurzen Beinen mehrere Kilometer zurück und ist dabei vielen Gefahren ausgesetzt. Zu seinen Feinden gehören Dachs und Uhu. Wittert der Igel Gefahr, rollt er sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Dazu stellt er seine 5.000 bis 7.000 Stacheln – das sind verhornte Haare – mithilfe der ebenso vielen kleinen Muskeln auf.

Igel benötigten Hecken, Gehölze und artenreichen Magerwiesen bzw. abwechslungsreiche Gärten und Grünanlagen als passenden Lebensraum. Foto: Wolfgang Hock

Drohende Gefahren für Igel: Autos, Mähroboter und Rasentrimmer

Was gegen einen hungrigen Fuchs helfen mag, ist aber keine hilfreiche Strategie gegen Autos, Mähroboter und Rasentrimmer. Auf unseren Straßen werden unzählige Igel überfahren. Nachtaktive Mähroboter werden den Stachelträgern auf ihren Streifzügen zum Verhängnis. Und ordnungsliebende Gärtner gefährden mit Rasentrimmern Igel, die tagsüber an Heckensäumen und Strauchrändern schlafen.

Igelfreundliche Gärten mit Laubhaufen und Hecken

Wer das Tier des Jahres 2024 im eigenen Garten unterstützen möchte, muss nicht viel tun. Im Gegenteil: Igel mögen wilde Ecken, in denen sich Insekten, Spinnen und Würmer tummeln. Haufen aus Laub und Reisig dienen ihnen als Versteck. Und da Igel auf ihren Wanderungen immer mal wieder Pausen einlegen, haben sie meist eine Reihe von Rückzugsmöglichkeiten. Damit sie diese erreichen können, brauchen sie freie Bahn. Hermetisch abgeriegelte Grundstücke mit undurchlässigen Zäunen oder Mauern sind für sie verlorener Lebensraum. Soll der Garten umzäunt sein, reicht es, ein etwa 13 mal 13 Zentimeter großes Loch im oder unter dem Zaun zu lassen, durch das der Igel gut hindurch passt. Besser als Zäune sind generell Hecken – sie bieten natürliche Lücken und viele verschiedene Tiere finden darin Nahrung und Unterschlupf. Pestizide sind in einem igelfreundlichen Garten selbstverständlich ganzjährig tabu.

Ein erwachsener Braunbrustigel hat sich im gefallenen Herbstlaub eingerollt. Foto: imagebroker.com / Kevin Sawford

In gut isolierten, mit Laub ausgekleideten Bauten – etwa in Gebüschen, Reisighaufen, Hohlräumen unter Altholzstapeln oder in extra für sie aufgestellten Igelhäusern – halten die Stachelträger zwischen November und März Winterschlaf. Wichtig zum Überleben sind Fettreserven, die sie sich im Herbst anfressen müssen. Während des Winterschlafs verringern Igel Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur.

 

 

Bildquellen

  • Braunbrustigel auf Wanderung: Wolfgang Hock
  • Braunbrustigel im Laub: imagebroker.com / Kevin Sawford
  • Braunbrustigel: Enrico Schubert
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