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Konjunktur: Händler und Dienstleister im Norden zwischen Stabilisierung und Unsicherheit

Hohe Kosten belasten weiterhin die Umsatz- und Gewinnlage der norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister, wie der AGA Unternehmensverband auf Basis seines aktuellen Wirtschaftstests vermeldet.

Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbands. Foto: Ulrich Perrey

Laut AGA-Wirtschaftstest ging der Umsatz der norddeutschen Händler und unternehmensnahen Dienstleister im vierten Quartal 2022 erneut real zurück, und zwar um 3,4 Prozent (nominal: +4,0 Prozent). Die Mehrheit der befragten Unternehmen rechnen demnach nicht damit, dass sich die Gesamtkostensituation in den nächsten sechs Monaten deutlich entspannen wird. Dies schlägt sich auf die Umsatz- und Gewinnerwartung wie auch auf die Investitionsfreudigkeit – obwohl sich im vierten Quartal 2022 eine Stabilisierung einstellt. Die Umfrage für den AGA-Wirtschaftstest wurde zwischen dem 9. Dezember 2022 und 6. Januar 2023 durchgeführt.

AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse erklärt: „Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild. Die Delle in der Seitentür ist noch nicht so groß wie befürchtet. Die norddeutschen Händler und Dienstleister beweisen einmal mehr Resilienz und Robustheit unter widrigen Umständen. Aber ein Schaden ist da – und der könnte größer werden. Die Liquidität der Unternehmen schmilzt, die Unsicherheit bleibt. Auch bei den Investitionen bleibt man vorsichtig. Denn die Firmen wissen nicht, welches Hindernis nach der nächsten Kurve kommt. Die Botschaft aber ist: der Wagen rollt, er kommt ans Ziel und alle sind an Bord.“

Im vierten Quartal 2022 konnten laut den Wirtschaftstestergebnissen 50 Prozent der befragten Unternehmen mehr Brutto-Umsatz und 40 Prozent mehr Gewinn als im Vorjahreszeitraum (Q4/2021) verzeichnen. 47 Prozent hielten ihr Gewinnniveau. Dass die Unternehmen trotz vieler Herausforderungen stabil durch das vierte Quartal gekommen sind, spiegelt auch der AGA-Indikator wider: Er liegt für den Groß- und Außenhandel bei 123,3 Punkten und für die unternehmensnahen Dienstleister bei 129,4 Punkten.

Verhaltener Ausblick auf das erste Halbjahr 2023

Die Prognosen für das nächste Halbjahr sind dennoch weiterhin verhalten: 31 Prozent gehen von sinkenden Umsätzen aus. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren dies nur 9 Prozent. 19 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen, die Hälfte mit wenigstens konstanten. Mit steigenden Gewinnen kalkulieren lediglich 14 Prozent, 43 Prozent aber stellen sich auf sinkende Gewinne ein (Q4/2021: 25 Prozent). Ebenfalls 43 Prozent sind zumindest überzeugt, ihr Gewinnniveau halten zu können.

Dass die Unternehmen zurückhaltend vorausschauen, hat mit anhaltenden Preissteigerungen zu tun, die sich in hohen Kosten niederschlagen. 92 Prozent der befragen Firmen hatten im vierten Quartal 2022 mit hohen Gesamtkosten zu kämpfen. Für das erste Halbjahr 2023 erwarten 75 Prozent, dass diese Entwicklung anhalten wird. Passend dazu rechnen 28 Prozent damit, dass die Nachfrage sinken wird. 54 Prozent gehen von gleichbleibender Nachfrage aus.

Die unsichere Gesamtlage – der anhaltende Ukraine-Krieg, die hohen Energiepreise, Knappheit bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie immer noch gestörte Lieferketten – trüben die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen: Im Vergleich zum Jahr 2022 haben lediglich 15 Prozent vor, im Jahr 2023 mehr zu investieren. 67 Prozent möchten in etwa gleicher Höhe Investitionen tätigen. Allerdings ist hierbei hervorzuheben, dass 67 Prozent der Unternehmen mit ihren Investitionen lediglich Ersatzbeschaffungen vorsehen, bei 30 Prozent handelt es sich um Rationalisierungsmaßnahmen und nur bei 27 Prozent um eine Geschäftsausweitung.

Reale Umsatzrückkgänge in den norddeutschen Bundesländern

Im vierten Quartal 2022 fiel der Umsatz in Hamburg um real 4,1 Prozent (nominal: +3,3 Prozent), in Bremen sank er um real 3,2 Prozent (nominal: +4,2 Prozent). In Schleswig-Holstein ging er um real 2,8 Prozent nach unten (nominal: +5,3 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern sank der Umsatz um real 0,4 Prozent (nominal: +7,3 Prozent) und in Niedersachsen ging er um real 4,0 Prozent zurück (nominal: +4,3 Prozent). Auch Sachsen-Anhalt verzeichnet einen Umsatzrückgang von 1,4 Prozent (nominal: +6,9 Prozent).

Bildquellen

  • Dr. Hans Fabian Kruse: Ulrich Perrey
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